Wenig ist bekannt über Vorkommen und Bedeutung von Krankheitserregern bei wild leben¬den Menschenaffen, während die Bedrohung der Tiere durch Krankheiten offensichtlich ist. In dieser Arbeit wurden über ein Jahr hinweg drei Gruppen von habituierten Schimpansen, die teilweise seit mehr als 17 Jahren unter menschlicher Beobachtung im Taï-Nationalpark (Côte d Ivoire) leben, gefolgt und systematisch Kot- und Urinproben gesammelt sowie Aufzeich¬nungen über klinisch auffällige Tiere angefertigt. Vier verstorbene Schimpansen und zwei Rote Stummelaffen wurden autopsiert und pathologisch begutachtet. Von zwei zusätzlichen Schimpansen konnten Muskelstücke gewonnen werden, wobei der Großteil dieser beiden Kadaver von Leoparden verzehrt worden war. Die Gewebeproben wurden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Primatenzentrum, Göttingen, histologisch untersucht. Die Proben der im Zeitraum der Felduntersuchungen verstorbe¬nen Tiere sowie einige zusätzliche Proben von Schimpansen, die vor überwiegend 2001 ver¬storben waren, wurden auf Infektionen mit verschiedenen Erregern akuter bzw. chroni¬scher Erkrankungen mit serologischen und molekularen Methoden untersucht. In sechs Fällen konnte anhand der molekularbiologischen Analysen sowie der pathologi¬schen und histologischen Beurteilung Bacillus anthracis als Todesursache identifi¬ziert werden. B. anthracis ist zwar in vielen Regionen Afrikas endemisch, wurde jedoch im Rahmen dieser Studie zum ersten Mal bei wild lebenden Menschenaffen diagnostiziert. Wo¬her der Erreger stammt und wie sich die Schimpansen infizieren konnten, wird Thema weite¬rer Studien sein. Des Weiteren konnte bei den Schimpansen neben anderen Viren eine ungewöhnliche Viel¬zahl unterschiedlicher STLV 1-Stämme festgestellt werden. Ein phylogenetischer Vergleich der Schimpansen-STLV 1-Stämme mit zwei Stämmen, die in Proben von Roten Stummel¬affen erfasst wurden, zeigte, dass Stämme der Stummelaffen teilweise näher mit den Schim¬pansen-STLV 1 verwandt waren als Stämme der Schimpansen untereinander. Da Schim¬pansen regelmäßig Rote Stummelaffen jagen und verzehren, kann hier eine Transspezies-Übertragung von STLV 1 von Beute auf Räuber postuliert werden. Auch Menschen in dieser und in vielen anderen Regionen Afrikas jagen und verzehren Affen; daher kann diese Trans¬spezies- Übertragung auch als Hinweis auf eine mögliche Übertragung auf den Menschen dienen und auf die Gefahren des Verzehrs von Affenfleisch hinweisen. Mit Hilfe eines modifizierten HTLV 1/2-Western Blots konnte die epidemiologische Verbrei¬tung von STLV 1 durch Antikörperbestimmung in Urinproben aller Mitglieder der 3 Schim¬pansengruppen untersucht werden. Derartige Untersuchungen ermöglichen, das Spektrum an neuen Erregern und Varianten bekannter Erreger abzuschätzen und damit sowohl einen Beitrag zum Schutz der bedrohten Menschenaffen als auch zum Erhalt der menschlichen Gesundheit zu leisten.
While it is obvious that the survival of wild living primates is endangered, little is known about the prevalence of pathogens in these animals and their significance. In the present study three groups of habituated chimpanzees that had been living for more than 17 years under human observation in the Taï National Park (Côte d Ivoire) were observed and followed and samples of their feces and urine were collected systematically for 13 months. Also detailed observations of animals with clinical symptoms were recorded. Four dead chimpanzees and two western red colobus monkeys underwent autopsy and pathological examination. Samples of muscular tissue could be obtained from two additional chimpanzees although the main part of those two cadavers had been consumed by leopards. The tissue samples were investigated histologically in cooperation with the German Primate Center at Göttingen/Germany. Samples from individuals that had died within the time frame of the field studies were analysed for a range of pathogens causing acute or chronic diseases, as well as several additional samples from chimpanzees that had died before 2001 using serological and molecular methods. In six cases the cause of death could be identified unambiguously as an infection with Bacillus anthracis. While B. anthracis is endemic in many African regions, it was diagnosed for the first time in the context of the present study in wild-living primates. The question about the origin of the pathogen and the route of infection for these chimpanzees will be the focus of further studies. In addition to other viruses, an unusual diversity of different STLV 1 strains could be determined in the chimpanzees. A phylogenetic comparison of the chimpanzee STLV 1 strains with two strains that had been found in red colobus monkeys showed a closer relatedness of the colobus with the chimpanzee strains than that of the chimpanzee strains among each other. Since chimpanzees routinely hunt and consume red colobus monkeys, transspecies transmission of STLV 1 from prey to the hunter could be postulated. In these and other African regions, humans also hunt and consume monkeys, therefore such a transspecies transmission event might also suggest a possible transmission to humans and point towards the risks involved in consuming bushmeat from monkeys. Using a modified HTLV 1/2 Western Blot, the prevalence of STLV 1 could be investigated by determining the antibody status in urine samples from all members of the three chimpanzee groups. It becomes possible by such investigations to assess the range of emerging and variations of well-known pathogens and thereby to contribute to protect endangered primates as well as protect the health of the human population.