Dieses Dissertationsvorhaben beschäftigt sich mit den Einflussmöglichkeiten von Oppositionsparteien im einparteiendominanten politischen System Südafrikas und versteht sich als Beitrag zur Debatte, ob durch eine Einparteienzentrierung im politischen System Demokratisierungs- und Konsolidierungsprozesse nachhaltig gestört werden und welche Einflussmöglichkeiten Oppositionsparteien bei der Konsolidierung und Ausgestaltung derartiger Systeme besitzen. Die Fragestellung dieser Arbeit ist zweigliedrig: Erstens, über welche Einflussmöglichkeiten verfügen die Oppositionsparteien im politischen System, wie wurden diese in der Vergangenheit genutzt und kann von einer Benachteiligung der Opposition durch die Medien oder die Regierungspartei gesprochen werden? Zweitens, existieren Anzeichen für eine Destabilisierung des politischen Systems, die sich auf die Einparteiendominanz des ANC zurückführen lassen? Am Beispiel Südafrikas verdeutlicht diese Arbeit, dass Oppositionsparteien auch im einparteiendominanten politischen System verschiedene Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme zukommen. Wie anhand einer Analyse zentraler Aspekte des politischen Systems Südafrikas gezeigt wird, kann der geringe politische Einfluss der südafrikanischen Oppositionsparteien nicht auf die geltenden Verfassungsgrundsätze zurückgeführt werden. Weder der vorherrschende politische Unitarismus noch die von der Regierung eingeführten „Floor-Crossing Gesetze“ können als Grund für den geringen Einfluss der Opposition bezeichnet werden. Eine Wahl entsprechend der eigenen Hautfarbe, ein sog. „racial census“, findet in Südafrika nicht statt. Die Spaltung der Wählerschaft in schwarz = ANC und weiß (bzw. farbig) = Oppositionsparteien ist unter anderem der einseitigen „weißen Programmatik“ und dem fehlenden „schwarzen Führungspersonal“ der Oppositionsparteien geschuldet. Wie eine Untersuchung der Einflussmöglichkeiten innerhalb der Legislative verdeutlicht, nutzt eine Mehrzahl der Oppositionsparteien ihre Einflussmöglichkeiten nicht, sondern beschränkt sich auf eine kooperative Oppositionshaltung zur Regierungspartei. Aus der Untersuchung der Wahlkämpfe der Jahre 2004 und 2009 wird deutlich, dass sich die überwiegende Mehrzahl der Oppositionsparteien programmatisch deckungsgleich zur Regierungspartei positioniert und damit die Möglichkeit der eigenen Politikformulierung ungenutzt lässt. Mit ihrer „Deployment Politik“ ist es der Regierungspartei gelungen, den eigenen Einfluss auch außerhalb des politischen Systems auszudehnen und eigenes Personal in strategisch wichtigen Bereichen der Wirtschaft, Medien und Verwaltung einzusetzen. Gleichwohl kann dem African National Congress nicht vorgeworfen werden, die Verfassung unter Ausnutzung seiner Zweidrittel-Mehrheit zum eigenen Vorteil geändert oder unter Rückgriff auf seine hegemoniale Position die Oppositionsparteien in ihrem politischen Handeln eingeschränkt zu haben. Zwar bedient sich der ANC einer aggressiven Rhetorik gegenüber der Opposition, jedoch werden die Oppositionsparteien hierdurch nicht bei der Ausübung ihrer verfassungsmäßigen Rechte behindert. Die Dominanz des ANC hat somit nicht zu einer Dysfunktion oder Destabilisierung des politischen Systems geführt. Vielmehr hat sich aufgrund der starken Position des ANC und der Berechenbarkeit seines Wahlerfolges das politische System Südafrikas nach 1994 ungeahnt schnell konsolidiert. Der geringe politische Einfluss der Oppositionsparteien muss daher zu einem großen Teil auf die Nicht-Nutzung der verschiedenen Einflussmöglichkeiten zurückgeführt werden.
This Dissertation focuses on the question of the influence possibilities of opposition parties in oneparty- dominant political systems as in the example of South Africa. The Dissertation can be understood as a contribution to the debate, if one-party-dominance could lead to a dysfunction in the consolidation process of newly developing democracies such as South Africa. The research question of the Dissertation is two-fold: First, what are the influence possibilities of the opposition parties in the political system of South Africa? How did the opposition use these possibilities in the past, and can one rightfully speak of a disadvantage or even discrimination of the opposition because of the media’s reporting or the work of the governing party? Second, are there signs of a destabilisation of the political system that can be attributed to the one-party-dominance of the African National Congress? In the example of South Africa, this dissertation exemplifies that opposition parties do have several possibilities to actually enhance their political influence in a one-party-dominant political system. The low factor of influence, which the South African opposition parties appear to have at the moment, cannot be traced back to the South African constitution of 1997. Neither the current political unitarianism nor the ‘Floor-Crossing’ legislation that was introduced by the ANC can be seen as the reason for the low influence of the opposition. A ‘racial census’ theory, that implies the separation of the electorate according to their skin colour, is not supported. The separation of the electorate into ethnic groups, which influences one’s voting preference is mainly the result of the ‘white policies’ of the opposition and their missing ‘black leadership’. A research of the influence possibilities of the opposition within the parliamentary system shows that only a few parties make use of all their options, while a majority prefers a cooperative stance towards the African National Congress. Research of the 2004 and 2009 election campaigns reveals that the overwhelming majority of the opposition positions itself congruent with the governing party, not making use of its opportunities to formulate distinctive policies. With its deployment policy the governing party succeeded to increase its own influence outside of the political arena, placing its personal in strategic areas of the economy, the media and the administration. However, one cannot accuse the ANC of having changed the constitution to its own advantage, or having deliberately limited and restricted the political work of the opposition while it command a two- thirds-majority in the National Assembly (2004 until 2009). Although the ANC makes use of an aggressive political rhetoric when it deals with the opposition, the other parties are not hindered in the practice of their constitutional rights. The dominance of the ANC has therefore not lead to a dysfunction or destabilisation of the political system in South Africa. The hegemonic position of the ANC and the predictability of its electoral success have instead helped to consolidate the political system after the end of Apartheid. The opposition’s marginal political importance is largely an outcome of the non-use of the given influence possibilities and not a consequence of an external impairment.