Felix Pinkus (1868-1947) war ein über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannter Dermatologe und a. o. Professor an der Berliner Universität. Dort lag aber nicht sein Hauptarbeitsgebiet, denn er war auch Chefarzt einer großen, städtischen venerologischen Klinik und betrieb eine Privatpraxis. Daneben war er unablässig wissenschaftlich und publizierend tätig. Sein Hauptwerk ist der 368-seitige Beitrag Die normale Anatomie der Haut im Jadassohn schen Handbuch. Pinkus war wohlhabend und besaß, wie andere Dermatologen seiner Zeit, eine umfangreiche Sammlung von Fachbüchern. 1939 emigrierte er in die USA und konnte seinen gesamten beweglichen Besitz dorthin verschiffen. Im Jahr 1998 hat der Enkel W. Pinkus den wissenschaftlichen Nachlass seines Großvaters der Hautklinik der Charite übergeben. Überraschenderweise befand sich darunter eine bisher nicht bekannte Sonderdrucksammlung, die eine ganz ungewöhnliche private Bibliothek darstellt. Da kein Katalog vorhanden war, ergab sich als Fragestellung u.a.: was enthält die Bibliothek und nach welchen Prinzipien ist sie angelegt worden? Wann und warum entstand sie und wie ist die Sammlung im Kontext seines Lebens und wissenschaftlichen Lebenswerkes zu sehen? Als Material standen die von W. Pinkus übergebenen 89 Bände sowie eine von F. Pinkus selbst in Amerika zusammengestellte Bibliographie von etwa 165 Titeln eigener Publikationen zur Verfügung; diese wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf nahezu 300 Titel vervollständigt. Methodisch wurden zunächst der formale Aufbau und die äußere Form erfasst, d.h. die Kennzeichnung der Bände, Beschriftung sowie Erscheinungsjahr, getrennt nach Zeitschriftenartikeln und Dissertationen. Darüber hinaus wurden die einzelnen Arbeiten thematisch den morphologischen Hauptforschungs- und Interessengebieten, der Dermatovenerologie und anderen medizinischen Fachgebieten sowie einem Bereich Schüler und bedeutende historische Personen zugeordnet. Die Bände sind entweder mit Nummern (1-90) oder mit Buchstaben gekennzeichnet. Mindestens 10 Bände fehlen. Die Farben und Muster der Einbände sind in unterschiedlichen Farben gehalten: rot, blau und schwarz. Die einzelnen Bände sind, mit wenigen Ausnahmen, mit thematischen Überschriften versehen: Anatomie, Ekzem, Haare usw.. Ein weiteres Ordnungsprinzip besteht darin, dass Inhaltsverzeichnisse in Form von Kurztiteln mit Verfassernamen auf den Buchrücken oder der Innenseite des Buchdeckels geschrieben sind, wobei erneut nach verschiedenen Prinzipien, nämlich einmal Autoren und einmal Krankheiten verfahren wurde. Die Bibliothek enthält 3717 Publikationen, pro Band 14-107; es handelt sich um 3240 Zeitschriftenartikel und 477 Dissertationen. Einzelne Bände enthalten auch kostbare Ausgaben, die bei seinen Interessengebieten eingebunden wurden, darunter die älteste Arbeit der gesamten Bibliothek erschienen im Jahr 1825. Aus der beschriebene Verteilung lässt sich schließen, dass Band 1-60 frühestens 1918, der Rest nach 1930, dem Jahr der jüngsten Publikation, gebunden wurden. Interessen- und Forschungsgebiete sind unterschiedlich gewichtet: Naturkunde mit 55 Arbeiten in 10 Bänden, Nerven (55 in 8), Embryologie (41 in 15) und Nägel (12 in 7). Über Haare, das Gebiet, das seinen Ruhm begründet hat, fanden sich 204 Arbeiten in 14 Bänden; zur Anatomie der Haut allein 111, davon zahlreiche zur Neuroanatomie bei Tieren, in 23 Bänden. Pinkus ließ jeweils seine eigenen sowie antiquarisch erworbene neben denen anderer Autoren einbinden. Den Löwenanteil bilden Arbeiten zu Syphilis und Gonorrhoe mit 2393 Publikationen, darunter viele eigene zu Syphilis und Salvarasan. Nebenthemen sind: Ekzem, Hauttumoren und andere Dermatosen. Andere gut vertretene medizinische Fachgebiete sind Innere Medizin, Chirurgie und Urologie. Zur Gynäkologie sind nur wenige Arbeiten vorhanden, woraus zu schließen ist, dass diese sich in den verlorenen Bänden befanden. Von nahezu 300 eigenen Arbeiten hat er nur 33 aufgenommen, und zwar bevorzugt über Haare und Syphilis, offensichtlich solche, die er für die wissenschaftlich wichtigen gehalten hat. Seine zahlreichen Sammel- und Übersichtsreferate sowie diejenigen Arbeiten, die zur Hygiene und Gesetzgebung im Rahmen seiner Tätigkeit im Reichsgesundheitsrat und in der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten entstanden, fehlen. Unter den historischen Einzelpersonen ragen seine Lehrer und seine Kollegen von der Berliner Dermatologenschule um Edmund Lesser, den ersten Ordinarius an der Charité, hervor. Von den Arbeiten seines Verwandten P. Ehrlich ist eine repräsentative Auswahl vorhanden; sogar ein Originalschreiben des Nobelpreisträgers ist eingebunden. Ein ganzer Band ihm allein gewidmet. Als allgemeine Konklusion läßt sich feststellen, dass die Bibliothek einen Einblick in die Arbeitsweise von Pinkus und seine Persönlichkeit, die bedeutend war, ermöglicht. Des weiteren ist sie ein Zeitdokument über die deutsche Dermatologie von etwa 1900 bis 1930 und besonders die Berliner Dermatologenschule. Als die wichtigsten Ergebnisse sind festzuhalten, dass zum einen die Bibliothek die Grundlage der bislang in den biographischen Würdigungen gar nicht erwähnten, von Pinkus über 30 Jahre regelmäßig gelieferten Übersichtsreferate darstellt. Darüber hinaus bestätigte sich, was zu vermuten war, nämlich, dass Pinkus seine kontinuierliche publikatorische Tätigkeit ohne diesen Handapparat formal nicht hätte bewältigen können. Allerdings ist die Bibliothek nicht nach bibliothekarischen Regeln geordnet, vielmehr ein ganz individuell geprägter wissenschaftlicher Handapparat und schon als solcher ungewöhnlich. Es handelt sich um eine seltene, ja einzigartige Sammlung von Publikationen zur Dermatologie und ihrer Grenzgebiete, ein auch deshalb wertvolles historisches Dokument, weil vergleichbare Sammlungen zerstört oder zerstreut wurden, und um ein besonderes Dokument eines deutsch-jüdischen Schicksals.
Felix Pinkus (1868-1947) was a well-known dermatologist beyond the borders of Germany and professor at the University of Berlin. But this was not his main workscope, as he was also Chief of Medicine of a big urban venerological clinic and ran a private practice. Apart from that he diligently published and worked on scientific projects. His main work is the 638-pages long contribution â The Normal Anatomy of Skinâ , published in the compendium by Jadassohn. Pinkus was a wealthy man and owned, like other dematologists of his time, a big collection of specialist books. 1939 he emigrated to the U.S.A. and managed to ship his whole movable goods and property there. In the year 1998 his grandson W. Pinkus donated his grandfatherâ s scientific estate to the Clinic for Dermatology of the Charité. Surprisingly, among it appeared to be a by then unknown collection of special compendiums, which turned out to be a extraordenary private library. Since there existed no card index or library catalogue there were questions like e.g.: what does the library contain and according to which principles was it built up? Where and when did it come into existence and how is it to be integrated in the context of Pinkusâ life and lifework? Given material were on the one hand the donated 89 miscellanies and on the other hand a bibliography of approximately 165 publications by F.Pinkus, arranged by himself; this bibliography was completed within the scope of this present work and includes by now approximately 300 titles. Methodically the first step was to focus on the formal configuration and outer form, which means the labelling, caption and inscription as well as the year of publication, seperated into articles from scientific journals and dissertations. Apart from that the particular works were thematically assigned to the morphologic main fields of research and interest, the dermatovenereology and other medical expertises or to a special division called â studentsâ and â leading historical figuresâ . The miscellanies are either labelled with numbers (1-90) or letters. At least 10 miscellanies are missing. The colours and patterns are either red, blue or black. The particular miscellanies are , with a few exceptions, headlined with topical headings: anatomy, eczema, hair et cetera. Another organising principle is the fact that indexes of contents in the form of short captions including the names of the authors are written on the spine or on the inside of the front cover- according to two different principles: â authorsâ or â diseasesâ . The library contains 3717 publications, 14- 107 per miscellany; 3240 of these are articles taken from journals, 477 are dissertations. Some miscellanies contain prescious editions, bound to Pinkusâ fields of interest- among them the oldest work of the whole library, published in the year 1925. Drawing conclusions from the discribed organization, it is to say, that the miscellanies 1- 60 were bound no earlier than 1918, the remaining miscellanies after 1930, the year of the first publication. The fields of interest and research are weighted to different degrees: nature study with 55 works in 10 miscellanies, nerves (55 in 8), embryology (41 in 15) and nails (12 in 7). Hair, the domain which his fame was based on, contains 204 works in 14 miscellanies; the topic anatomy of skin contains 111 works in 23 miscellanies, among them a large number of works about neuroanatomy of animals. Pinkus had his own works bound next to those by other authors. The lionâ s share are works about siphilis and gonorrhoea with 2393 publications, among those a large number about siphilis and Salvarasan. Further topics are: eczema, skin tumors and other dermatoses. Other well represented medical expertises are internal medicin, surgery and urology. There are only a few works concerning gynaecology, which leads to the assumption that those have to be a part of the missing miscellanies. Out of approximately 300 own works Pinkus only used 33, preferred about hair or syhilis- appearently those of which he thought they are of scientific importance. His large amount of papers and reports as well as those works about hygiene and law within the scope of his activity within the Reichsgesundheitsrat and in the German Society of Sexually Transmitted Diseases are missing. Among the historical individuals there are a few who jump out- his teachers and his collegues at the School of Dermatology in Berlin around Edmund Lesser, the first professor in ordenary at the Charité. A presentable selection of the works by P.Ehrlich, one of his relatives, is existing; even an original writing by the Nobel prize winner is bound. After taking all these facts into account, as a general conclusion it is safe to say that this library provides an insight into Pinkusâ working manner and his distinguished personality. Apart from that it is a contemporary document about the German dermatology around 1900-1930 with a special focus on the School of Dermatology in Berlin. As one of the most important results it should be noted that on the one hand the library is the basis for the summary reports Pinkus published regularly and which are not mentioned in the biographical appreciations so far. Beyond that it has to be beared in mind that Pinkus would not have been able to manage his continued publishing activity without this scientific collection. However, the fact that the library is not library- oriented organised, but a rather individually customized scientific collection makes it exceptional. It is a rare, yet unique compilation of publications concerning dermatology and related domains and apart from that a valuable historical document, because comparable collections have been dispersed or destroyed. And after all, it is a special document of a german-jewish destiny.