Einleitung: In dieser Studie wurde auf der Ebene basaler visueller Informationsverarbeitung überprüft, ob selbstbezogene visuelle Stimuli bevorzugt verarbeitet werden und ob ein solcher Verarbeitungsvorteil bei Schizophrenie vermindert ist. Fehlende Krankheitswahrnehmung als ein häufiges Symptom bei Schizophrenie wird als Defizit der Selbstwahrnehmung betrachtet. Es wurde daher außerdem untersucht, ob verminderte Krankheitswahrnehmung bei Schizophrenie die Wahrnehmung selbstbezogener Stimuli beeinflusst. Methodik: Auf verhaltensexperimenteller Ebene wurde die visuelle Gesichterverarbeitung bei Gesunden und Schizophrenen anhand zweier Wahrnehmungsexperimente untersucht. Mittels Wahrnehmungslatenz bei binokulärem Wettstreit (continuous flash suppression = CFS) und einem Wechselblindheitsparadigma (change detection = CD) wurde getestet, ob selbstbezogene Stimuli bevorzugt ins Bewusstsein dringen bzw. detektiert werden. Drei Gesichterkategorien wurden untersucht, das eigene, das einer berühmten Persönlichkeit und fremde Gesichter. Die Aufgabenstellung war von der Gesichteridentität unabhängig, diese nahm nur implizit Einfluss auf die Wahrnehmungsleistung. Ergebnisse: Im CFS-Experiment zeigte sich insgesamt eine längere Wahrnehmungslatenz für bekannte Gesichter im Vergleich zu eigenen und fremden Gesichtern. Für CD ergab sich ein Detektionsvorteil für das eigene Gesicht im Vergleich zu bekannten und fremden Gesichtern. Hinsichtlich der Wahrnehmung selbstbezogener Reize konnte in beiden Wahrnehmungsexperimenten kein Gruppenunterschied festgestellt werden. Für die Kontrollgruppe zeigte sich hier ein Wahrnehmungsvorteil in der linken Gesichtsfeldhälfte unabhängig von der Gesichterkategorie, der in der Patientengruppe nicht vorhanden war. Ein Zusammenhang zwischen visueller Selbstwahrnehmung und Krankheitsbewusstsein wurde in der vorliegenden Studie nicht beobachtet. Schlussfolgerung: Insgesamt zeigten sich in der vorliegenden Studie unterschiedliche Befunde für die Wahrnehmungsparadigmen CFS und CD, denen somit verschiedene Prozesse zugrunde liegen, die durch Gesichteridentität jeweils andersartig beeinflusst werden. In beiden Experimenten war kein spezifisches Defizit für Selbstwahrnehmung nachweisbar: Es zeigte sich weder ein Gruppenunterschied zwischen Kontroll- und Patientengruppe, noch eine Korrelation mit der Krankheitseinsicht bei Schizophrenie und somit kein Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen gestörter Krankheitseinsicht bei Schizophrenie und impliziter Verarbeitung selbstbezogener Information auf basaler visueller Wahrnehmungsebene.
Introduction: In the present study we asked whether self-related visual stimuli are processed preferentially on a basic level of visual processing and furthermore, whether such preferential processing is diminished in patients with schizophrenia. While lack of insight as a common symptom of schizophrenia is often regarded as a high-level self-recognition deficit, we here hypothesized that lack of insight may be related to an impairment in processing of self-related stimuli. Methods: Visual face-processing was tested in two behavioral experiments in schizophrenic and healthy participants. Using a continuous flash suppression (CFS) and a change detection (CD) paradigm, we tested whether self-related stimuli gain access to awareness preferentially and whether they are more easily detected, respectively. Three stimulus categories were included: self, famous and unknown faces. In both experiments, the task was unrelated to face category, thus probing implicit processing of the face identity information. Results: In CFS there was a longer suppression time for familiar faces compared to self and unknown faces. For CD an own face detection preference vs. familiar and vs. unknown could be shown. Concerning perception of self-related stimuli there were no group differences in both experiments. For the controls, a right hemisspheric perception advantage independent from face category was shown, which was not present in the patient group. A correlation between implicit visual self-perception and insight in schizophrenia could not be found in the present study. Conclusions: In summary the present study showed different results for the visual processing paradigms CD and CFS. Thus, both paradigams have distinct underlying processes which are each influenced differently by face category. In both experiments no specific self-recogntition deficit could be shown: There was neither a group difference between controls and patients with schizophrenia, nor any correlation between lack of insight into illness in schizophrenia. Overall, no evidence for an association of lack of insight and implicit processing of self-related information could be shown on a basal visual perception level.