Schmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden der über 60¬jährigen. So leidet in Deutschland jeder zweite Patient im geriatrischen Krankenhaus an Schmerzen, jeder dritte dieser Schmerzpatienten an starken bis stärksten Beschwerden. Das im Alter zunehmende Phänomen der Multimorbidität bedingt häufig Schmerzen als Begleitsymptom und eine Polymedikation, deren in weiten Teilen noch ungeklärte Interaktionswirkung das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen steigern kann. Diese Therapieunsicherheiten bedingen häufig Unter- und Fehlversorgungen in der schmerztherapeutischen Versorgungspraxis. Die Anwendung nicht-medikamentöser Maßnahmen zur Schmerzreduktion kann das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen minimieren und gleichzeitig das Ergebnis der Schmerzreduktion bei den Betroffenen optimieren. Allerdings ist deren Evidenz bei bestimmten Schmerzarten und Personengruppen noch nicht ausreichend untersucht. Aus diesem Grund wurde eine randomisierte kontrollierte, einfach verblindete, prospektive Interventionsstudie zur Wirksamkeitsprüfung der Atemstimulierenden Einreibung (ASE) als geeignete nicht-medikamentöse Intervention zur Schmerzreduktion durchgeführt. Sie ist als ein Pretest-Posttest Kontrollgruppendesign angelegt. Die untersuchte Intervention ist eine rhythmische Einreibung zur Atemtherapie, die eine gleichmäßigere, ruhigere und tiefere Atmung zum Ziel hat. Je nach Gruppenzuteilung kam über einen siebentägigen Zeitraum zweimal täglich die ASE oder als Kontrollintervention eine zur Pneumonieprophylaxe übliche unsystematische Form der Einreibung zur Anwendung. Als primäres Outcome wurde die die Veränderung der Schmerzintensität auf einer Numerischen Rangskala zur Wirksamkeitsprüfung herangezogen. Zur vollständigen Abbildung des Phänomens Schmerz wurde ebenfalls die affektive und sensorische Schmerzwahrnehmung ermittelt. Die Datenerhebung wird durch die Messung physiologischer Entspannungsparameter (AF, HF, systolischer und diastolischer Blutdruck) sowie die Ermittlung von Angaben zur Schlafqualität als sekundäre Outcomes ergänzt. Zielgruppe waren mehrfach erkrankte ältere Menschen mit hüftgelenksnahen Beschwerden. Im Rahmen einer Gelegenheitsstichprobe nahmen 40 Personen an der Studie teil. Sie hatten im Mittel ein Alter von 81 Jahren und waren zu 83 % weiblichen Geschlechts. Die Wirksamkeit der Atemstimulierenden Einreibung wurde in der vorliegenden Arbeit in verschiedener Hinsicht gestützt. Die Angaben zur Schmerzintensität lagen nach der Interventionsphase in der Versuchsgruppe niedriger als in der Kontrollgruppe. Die Anwendung der ASE führte im Mittel zur statistisch signifikanten (p = 0,040) und klinisch relevanten Reduktion stärkster vorhandener Schmerzen um 1,9 Punkte auf einer elfstufigen Skala im Vergleich zu 0,5 in der Kontrollgruppe. Über den gesamten Verlauf der Interventionsphase hinweg konnte ein signifikanter Gruppenunterschied zu Gunsten der ASE herausgearbeitet werden. Die NRS Werte lagen hier über alle Messzeitpunkte hinweg um 0,4 Punkte niedriger als in der Kontrollgruppe. Die Interventionsanwendung führt zu einer 25 %-igen Schmerzreduktion. Auch die schmerzbedingten Beeinträchtigungen können durch die ASE reduziert werden, im Bereich der „Allgemeinen Aktivität“ und des „Gehvermögens“ signifikant. Ebenfalls kann der ASE eine eindeutige entspannungsfördernde Wirkung nachgewiesen werden. Bei allen erfassten physiologischen Werten ist die ASE im Vergleich zur Kontrollgruppe in der Reduktion dieser Parameter überlegen. Im Schnitt kommt es durch die ASE zu einer Reduktion der Atemfrequenz um 30 %, der Herzfrequenz um 29 %, des systolischen um 33 % und des diastolischen Blutdrucks um 48 %. Die Schlafqualität wurde durch die Interventionsanwendung nicht verbessert, bewegt sich jedoch auf einem konstant gleichen Niveau zum Ausgangswert. Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass die ASE als nicht-medikamentöse Intervention in Ergänzung zur medikamentösen Behandlung Schmerzen reduzieren kann. So kann die untersuchte Intervention als eine geeignete Intervention zur Schmerzreduktion bei mehrfach erkrankten Menschen mit schmerzhaften Veränderungen an der Hüfte beschrieben werden. Für einen generalistischen Einsatz in der pflegerischen Praxis hochbetagter Personen bedarf es jedoch weiterer zukünftiger Forschung.
Pain is one of the most frequent complaints of persons aged 60 or over. In German geriatric hospitals every second patient suffers from pain, one third of those experience strong or maximal discomfort. With age also multimorbidity increases and often causes pain as an accompanying symptom. Multimorbidity also leads to polypharmacy which can increase the risk for adverse effects due to poorly understood drug interactions. These uncertainties in therapy often lead to undertreatment and mistreatment of pain in clinical practice. The use of non-pharmacological measures for pain reduction can decrease the incidence of adverse drug effects and optimise at the same time pain reduction for the affected persons. However, evidence for these measures is lacking with regard to certain kinds of pain and specific patient groups. Therefore a randomized controlled, single-blind prospective trial to test the effectiveness of the “Atemstimulierende Einreibung” (ASE) as a suitable non-pharmacological intervention for pain reduction was carried out. It was set-up in a pre-test - post-test control group design. The intervention under scrutiny is a rhythmical effleurage used for breath therapy which aims to steady, quieten and deepen respiration. Depending on group allocation, participants either received the genuine intervention or a sham back massage twice daily for a 7-day period. As a primary outcome indicator for effectiveness, changes of pain intensity were assessed using a numerical rating scale. For completeness indicators of affective and sensory pain perception were included in the study. Results were supplemented with the measurement of physiological parameters of relaxation (respiratory and heart rate, systolic and diastolic blood pressure) as well as information on sleep quality as secondary outcomes. Older persons with multiple diseases and painful changes in the hip were included in the study. As part of a convenience sample 40 persons took part in the study. They were on average 81 years old. 83 % were women. The effectiveness of the breath-stimulative effleurage was supported in the present study in various regards. Following the intervention pain intensity was lower in the intervention group than in the control group that received a sham massage. The use of the ASE led on average to a statistically significant (p = 0,040) and clinically relevant reduction of the strongest pain of about 1.9 points on a 11-point scale in comparison to only 0.5 in the control group. Over the course of the intervention phase a significant group difference was identified in support of the ASE. Pain intensity was about 0.4 points lower than in the control group over the course of time. ASE leads to a 25 % decrease in pain. Also the interference of pain with “general activities” and “walking ability” was significantly reduced by the ASE. Additionally ASE clearly enhanced relaxation better than the sham massage as demonstrated by the physiological parameters. On average ASE reduced the respiratory rate by 30 %, heart rate by 29 %, systolic blood pressure by 33 % and diastolic blood pressure by 48 %. Sleep quality was not improved by the intervention, though. Nevertheless it consistently remained at the same level demonstrated prior to the intervention. The results support the assumption that the ASE as a non- pharmacological intervention can reduce pain, supplementing pharmacological treatment. Thus it can be characterised as a suitable intervention for pain reduction for older persons with multiple illnesses and painful changes in the hip. Nevertheless, to generally accept the ASE into clinical nursing practise for older persons, more research is needed.