Abstract: Das Thema der Arbeit greift einen zentralen Problembereich der Kinder- und Jugendhilfe auf. Was ist eine gelungene oder gelingende Hilfe, wie können Qualitäten bestimmt werden und welchen Beitrag kann Wissenschaft und Praxis zur Qualitätsentwicklung leisten. Im Bereich erzieherischer Hilfen außerhalb der Geburtsfamilie kann als bekannt vorausgesetzt werden, dass die betroffenen Kinder und Jugendliche immer bereits mit Prägungen aus ihrem herkunftsfamiliären Kontext und häufig bereits mit vielfältigen Vorerfahrungen aus anderen Hilfesystemen an ihren neuen Lebensort gelangen. In der Pflegekinderforschung wurden bisher Faktoren wie „zeitliche Stabilität“ eines Pflegeverhältnisses, der Qualität der Pflegeeltern-Pflegekind-Beziehung oder auch die ‚Lebensbewährung’ ehemaliger Pflegekinder zur Qualitätsbestimmung herangezogen. In dieser Arbeit wird zur Bestimmung „gelingender Hilfen in Pflegefamilien“ ein rekonstruktiver Ansatz gewählt. Die Grundfragestellung lautet: „Sind Pflegeeltern mit ihren Erfahrungen in der Lage, mich darüber zu informieren, was gelingende Pflegeverhältnisse sind und welche Rahmenbedingungen förderlich wirken?“ (S. 9) Anhand von vier exemplarisch ausgewählten Forschungsarbeiten aus den Jahren zwischen 1972 und 2000 werden die unterschiedlichen Ansätze zur Bestimmung des Erfolgs von Pflegeverhältnissen kritisch beobachtet. Basierend auf einer Forschungsstrategie der grounded Theory werden das Forschungsdesign beschrieben und Eckpunkte methodisch diskutiert. Mit Rückgriff auf die zuvor exemplarisch ausgewählten Forschungsarbeiten werden wichtige statistische Angaben des aktuellen Samples mit diesen in Beziehung gesetzt. Dabei wird deutlich, dass eine Engführung auf objektive Kriterien zur Qualitätsbestimmung der Komplexität des Feldes nicht gerecht wird. Anhand von vier Falldarstellungen werden die Vielfalt von Pflegefamilien vorgestellt. In dieser Zusammenstellung zeigt sich die Bedeutung der auswählenden und begleitenden Fachdienste für gelingende Hilfebeziehungen. Dies wird vor allem an der Sicht auf die Herkunftsfamilie sowie an den Interaktionsbeziehungen der Pflegefamilien zu ihrem betreuenden Fachdienst deutlich. Wichtige Themen in allen problemzentrierten Interviews waren die Konstruktion der Pflegefamilie von sich als Familie und die Bedeutung von Elternschaft. Damit knüpft die Arbeit an das Thema der Rollendefinition an und führt diese gleichzeitig aus der Engführung einer „Mutterrolle“ hinaus und entwickelt eine Theorie der Balance von familialer Schließung und doppelter systemischer Öffnung als Qualitätsmerkmal für gelingende Beziehungen im Hilfesystem Vollzeitpflege. Die von den Pflegeeltern erzählten Interaktionen weisen zudem darauf hin, dass die unterschiedlichen Positionen der am Hilfesystem Beteiligten unterschiedliche Handlungsdispositionen bedingen. Diese strukturellen Differenzen sind meist weder den Pflegeeltern noch den betreuenden Fachdiensten bewusst und verstärken damit Kommunikationsprobleme. Eine Qualifizierung von Fachkräften und Pflegeeltern, die neben wichtigen entwicklungspsychologischen und juristischen Themen auch die Interaktionsvoraussetzungen im Hilfesystem mit einbezieht, zeigt sich als weiteres wichtiges Element für die Qualitätsentwicklung. Konflikte in den pflegefamiliären Beziehungen und welche Bewältigungsmöglichkeiten Pflegeeltern als hilfreich empfanden, war ein weiterer Schwerpunkt in den Interviews. Erfolgreiche Pflegefamilien verlassen zur Konfliktlösung auch den familiären Rahmen und sind in der Lage sich Hilfe von außen zu organisieren. Vor allem Unterstützungssettings, die auch außerhalb des Hilfesystems liegen (Pflegeeltern -Verbände und Pflegeelterngruppen zeigten sich als bedeutungsvoll. Gelingende pflegefamiliale Erziehung kann nur in Bezug auf das gesamte Hilfesystem untersucht werden. Das Ausbalancieren von Ambivalenzen kennzeichnet sowohl innerfamiliäre Beziehungen wie auch die Beziehungen im gesamten Hilfesystem.
Abstract The subject of this doctoral thesis deals with central questions of child and youth welfare: What is successful aid? How can quality be defined? How can social science and social practice contribute to the development of quality? It can be assumed that within the area of educational support outside of families of origin it is generally known that children and youth usually arrive to their new homes with cultural imprints from their parental contexts and often look back on multiple experiences with other supportive systems. In order to determine quality, foster care quality research has been consulting factors such as "consistency" of foster families, the quality of the relationships between foster parents and their foster child or the probation in life shown by former foster children. In this dissertation a reconstructive approach has been chosen for the determination of "successful support in foster families". The basic question is: "Can foster parents give valid information about the nature of successful foster care and supportive basic conditions?" (p. 9) By means of four previously selected exemplary research studies published between 1972 and 2000 different approaches to determine success in foster care have been observed critically. In regard to research design and methodology I pursued the research strategy of Grounded Theory. Fundamental statistical data of the actual sample were seen in correlation with the selected research studies mentioned before. Thereby it became apparent that reducing the field of research to objective criteria of quality determination will not measure up to its complexity. The diversity of foster families is represented by four case vignettes. This compilation points out the significance of professional suppliers concerning successful foster care. It shows the problematic view foster families take on biological families as well as specific interactions between foster families and their professional suppliers. Each of the problem-centered interviews dealt with the self- construction of foster families as regular families and the importance of parenthood. Therefore the dissertation ties in with the topic of role definition transcending restrictive role concepts as mothers. On the other hand, a theory of balance with respect to familial closure and double systemic aperture is being generated as a quality feature for successful foster care. Furthermore, the accounts of foster parents concerning their interactions with the professional supporting system point out that the different positions held by persons involved in the systems of public support entail different dispositions to act. In most cases, neither foster parents nor professional supporters are aware of structural differences like this, thereby amplifying communication difficulties. Specific qualification of both professionals and foster parents, which will include issues of developmental psychology and law as well as requirements of interaction in the system of public support, shapes up as another constituent in the process for development of quality. Above all the interviews have been placing emphasis on conflicts in foster families and coping strategies perceived as helpful by foster parents. Successful foster families will leave the familial setting in order to solve conflicts and are able to obtain external support. External supportive settings, located outside of the public help system (associations and self-regulating groups of foster parents) appear to be highly significant. Successful education in foster families should only be determined in respect of the complete system of public support. Internal family relations als well as relations within the entire system of public support are characterized by acts of balancing various ambivalences.