Die vorliegende Untersuchung sollte prüfen, inwieweit die einmalige Gabe blauen Lichtes einer Bestrahlungsstärke von 12,1 μW/cm² die Befindlichkeit gesunder Frauen und Frauen mit prämenstruellen Beschwerden in der Lutealphase verbessert und ob der Effekt mit einer Melatoninsuppression in Beziehung steht. Es wurden insgesamt 33 Frauen untersucht. Eine prospektive Erfassung der psychischen und körperlichen Befindlichkeit mit täglicher Dokumentation (Daily Record of Severity of Problems von Endicott und Harrison, 2004) über mindestens zwei aufeinander folgende Menstruationszyklen diente zunächst zur Absicherung der Diagnosen prämenstruelle dysphorische Störung (PMDD, n=7), prämenstruelles Syndrom (PMS, n=7) oder asymptomatisch (n=19). Außerdem wurde der Chronotyp, sowie soziale Aktivitäten und Stimmungslage in beiden Zyklusphasen mittels Fragebögen bestimmt . Bei allen Probandinnen, die als Morgen- oder Normaltyp identifiziert wurden (n=29), erfolgte die Testung in den Abendstunden von 19:00 bis 22:00 Uhr. Am Testtag 1 (drei Stunden Dunkelheit) und Testtag 2 (Dunkelheit von 19:00 - 20:30 Uhr und 21:30 - 22:00 Uhr; blaues Licht von 20:30 bis 21:30 Uhr) wurde alle 30 Minuten Blut zur Bestimmung der Melatoninkonzentration im Plasma abgenommen. Zur Bewertung der Befindlichkeitsänderung von 19:00 zu 22:00 Uhr wurde der Befindlichkeitsfragebogen nach v. Zerssen (Bf-S) und der mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen nach Steyer et al. (MDBF), sowie eine Analogskala für Müdigkeit verwendet. Die Testung wurde sowohl in der Follikular- als auch Lutealphase durchgeführt. Die abendlichen Untersuchungen haben zu folgenden Ergebnissen geführt: 1\. Der Anstieg der Melatoninkonzentrationen von 19:00 zu 22:00 Uhr war in der Testbedingung „kein Licht“ in beiden Zyklusphasen in der PMDD-Gruppe signifikant flacher als in der gesunden Kontroll- bzw. PMS-Gruppe. Dies könnte sowohl Zeichen für ein verzögertes onset der Melatoninsynthese sein, als auch auf eine verringerte Syntheseleistung über allen Zeiten bei PMDD hinweisen. 2\. Eine Exposition mit blauem Licht hat in keiner der drei Untersuchungsgruppen (Gesund, PMS und PMDD) zu einer deutlichen Reduktion der Melatoninkonzentration geführt. Theoretisch wäre eine Melatoninsuppression nach Applikation des blauen Lichtes zu erwarten gewesen. Die verwendeten binokularen Leuchtdioden zur Erzeugung des blauen Lichtes hatten jedoch mit 12,1 μW/cm² eine sehr geringe Bestrahlungsstärke. 3\. Während bei gesunden Frauen und Frauen mit PMS drei Stunden Dunkelheit zu einer Verschlechterung der Befindlichkeitsscores an allen Testtagen führte, konnte bei Frauen mit PMDD eine signifikant positive Wirkung der Dunkelheit auf die Befindlichkeit nur in der Lutealphase festgestellt werden. 4\. Das blaue Licht hatte in der PMDD-Gruppe die deutlichste positive Wirkung auf die Befindlichkeit in der Lutealphase gezeigt. Auch Frauen mit PMS hatten in der Lutealphase von dem blauen Licht profitiert. Die Stimmung änderte sich von leicht depressiv zu gut. 5\. Obwohl asymptomatische Frauen zu allen Testtagen gute Befindlichkeitswerte zeigten, konnte ein signifikant besseres Endbefinden um 22:00 Uhr nach Applikation des blauen Lichtes als nach der Kontrollbedingung „Dunkelheit“ nur in der Lutealphase beobachtet werden. Dieses Ergebnis könnte als ein Hinweis auf eine generell höhere Sensibilität der Frauen für das blaue Licht in der zweiten Zyklushälfte gedeutet werden. 6\. Die visuelle Müdigkeitsskala zeigte an, dass alle Probandinnen nach der Testbedingung Dunkelheit um 22:00 Uhr müder waren als vor Beginn der Testung um 19:00 Uhr. Der Müdigkeitsgrad bei Frauen mit PMS und PMDD war um 22:00 Uhr in der Lutealphase deutlich höher als bei gesunden Frauen zu diesem Zeitpunkt. Die Ermüdung wurde in beiden Zyklusphasen durch das blaue Licht erheblich reduziert. Trotz der kleinen Stichproben geben die vorliegenden Ergebnisse einen Hinweis darauf, dass blaues Licht zur Befindlichkeitsverbesserung bei Frauen mit prämenstruellen Beschwerden angewendet werden könnte.
The present study examines if a single blue light application can improve the mood of healthy women and women with premenstrual symptoms during the luteal phase and whether the effect is related to a melatonin suppression. In total, 33 women were examined. In order to distinguish between and ensure the diagnoses of premenstrual dysphoric disorders (PMDD, n=7), premenstrual syndrome (PMS, n=7) or asymptomatic findings (n=19), mental and physical condition was documented daily (based on Daily Record of Severity of Problems by Endicott and Harrison, 2004) on at least two consecutive menstrual cycles. The patients’ chronotypes, social activities and moods were determined by questionnaires in both cycle phases. All morning- or normaltype patients (n=29) were treated in the evening hours from 7.00 pm to 10.00 pm. On day 1 (three hours of darkness) and day 2 (darkness 7.00 pm to 8.30 pm and 9.30 pm to 10.00 pm; blue light from 8.30 pm to 9.30 pm), blood was taken every 30 minutes and plasma melatonin levels were recorded. Mood changes were assessed from 7.00 pm to 10.00 pm based on a standardized scale (“Befindlichkeitsskala” Bf-S; von Zerssen) and questionnaire (“Multidimensionale Befindlichkeitsfragebogen” MDBF; Steyer et al.) on the mental state. Also, an analog scale for fatigue was applied. The testing was conducted both in the follicular and the luteal phase. The evening studies have the following primary results and conclusions: 1\. Increases in melatonin levels from 7.00 pm to 10.00 pm were significantly lower in the PMDD group than in healthy or PMS group under the "no light" condition in both cycle phases. This could either be caused by a delayed melatonin onset or an overall reduced melatonin synthesis in PMDD patients. 2\. Surprisingly, none of the three study groups (health, PMS and PMDD) showed a significant reduction in melatonin levels by exposure to blue light. This could be attributed to the very low irradiance (12.1 μW/cm²) of the binocular LEDs used to generate the blue light. 3\. While three hours of darkness led to deterioration of mental state scores on all test days in healthy women and women with PMS, the darkness had a significant positive effect on the condition of PMDD women, but only in the luteal phase. 4\. Blue light treatment has triggered major mood improvements throughout the luteal phase in the PMDD group. Women with PMS have also benefited from blue light in the luteal phase: The overall mood changed from “mildly depressed” to “well”. 5\. Although asymptomatic patients showed good mental condition scores on all days of testing, only the final score at 10.00 pm from the luteal phase measurements was significantly better after blue light treatment than compared to the control condition "darkness". This result indicates a generally higher sensitivity of women in the luteal phase to blue light treatment. 6\. The visual fatigue scale suggested that all subjects were more tired after darkness at 10.00 pm than before testing at 7.00 pm. In the luteal phase, the fatigue grade at 10.00 pm was significantly higher in women with PMS and PMDD than it was in healthy women at this time. It was significantly reduced in both cycle phases after blue light treatment. Despite the small sample size, results of the present study suggest that blue light treatment could improve the mood of women with premenstrual symptoms.