Hintergrund: Der Fokus des Forschungsinteresses in der polizeilichen Gefahrenabwehr lag bisher auf der Betrachtung extremer Einsätze, welche den PTBS-Ereigniskriterien entsprechen. Daneben scheinen auch Ereignisse, die objektiv nicht den Ereigniskriterien entsprechen, traumatisch erfahren werden zu können. Traumatische berufliche Erfahrungen werden neben der PTBS mit weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie Störungen mit Krankheitswert in Verbindung gebracht. Ein langfristiger mediierender Einfluss der PTBS wird angenommen. Einflüsse von Burnout auf das Auftreten gesundheitlicher Beeinträchtigungen nach traumatischen beruflichen Erfahrungen wurden bisher seltener betrachtet. Fragestellung: Es interessiert das Spektrum der von Polizisten traumatisierend erfahrenen beruflichen Ereignisse. Verbindungen zwischen traumatischen dienstlichen Erfahrungen und PTBS- Merkmalen sowie weiteren, subjektiv wahrgenommenen Traumafolgen (depressive Merkmale, Angst, körperliche Einschränkungen, paranoide Gedanken) werden betrachtet. Es wird analysiert, ob PTBS-Merkmale langfristig das Auftreten weiterer Traumafolgen bedingen. Zudem wird untersucht, ob Burnout, als Merkmal einer individuellen Vulnerabilität, die Ausbildung verschiedener Traumafolgen im Kontext traumatischer beruflicher Erfahrungen begünstigt. Methoden: 429 Beamte der Landes- und Bundespolizei wurden zweimal im Abstand von zwölf Monaten mittels Fragebogen untersucht. Ergebnisse: Die Ergebnisse verweisen darauf, dass das Spektrum der bisher für die polizeiliche Gefahrenabwehr diskutierten traumatischen dienstlichen Erfahrungen zu erweitern ist um Ereignisse, die dem A1-Kriterium der PTBS nicht gerecht werden (z. B. Herausforderungen des Berufsalltages). Der Verdacht auf das Vorliegen einer PTBS sowie hohe Angstwerte waren vor allem an die eigene Verletzung oder Bedrohung der Beamten im Dienst gebunden. Das Erleben extremer Ereignisse bei anderen, wie z. B. Verkehrsunfälle, war nicht an trauma-spezifische Beeinträchtigungen gebunden. Traumatisch erfahrene Herausforderungen des Berufsalltages standen ebenfalls weniger mit PTBS-spezifischen Beeinträchtigungen, jedoch stärker mit allgemeineren Fehlanpassungszeichen in Verbindung. Merkmale der PTBS erwiesen sich nicht als alleinige Prädiktoren des langfristigen Auftretens weiterer Traumafolgen. Auch Burnout erwies sich nicht als langfristiger Einflussfaktor auf die Ausbildung unterschiedlicher Traumafolgen im Kontext traumatischer dienstlicher Erfahrungen. Im Querschnitt zeigten sich Verbindungen zwischen dem PTBS-Merkmal Übererregung und Angstmerkmalen. Auch neigten zynisch ausgebrannte Einsatzkräfte im Querschnitt stärker zur Vermeidung traumaassoziierter Reize und zu paranoiden Gedanken. Es werden Empfehlungen für eine umfassende PSNV, eingebettet in einen gesundheitsfördernden Gesamtrahmen, vorgeschlagen.
Background: The focus of previous work about Police was placed mainly on the observation of highly stressful situations that may develop traumatizing potential according to the criteria of PTSD. By the way also everyday work- related demands can have traumatizing potential even though they do not fulfill objective criteria of the PTSD. Traumatic experienced events have often been taken in connection with the PTSD but can also lead to other health problems even with pathological significance. A long-term mediating impact of PTSD is assumed. Effects of burnout on the occurrence of health problems after traumatic work experiences have been considered rare. Question: The intention of the study is to determine the broad spectrum of traumatic experiences in the work of police officers. Links between traumatic experiences and PTSD and a wider range of subjectively perceived consequences of trauma (depressive feelings, anxiety, physical limitations, paranoid thoughts) are considered. It is analyzed whether PTSD require long-term consequences of the occurrence of other trauma-related health problems. In addition the predictive influence of burnout as a feature of individual vulnerability on the development of health problems in the context of traumatic experiences is investigated. Methods: 429 officials from state and federal police were examined twice at an interval of twelve months by questionnaire. Results: The results indicate that the spectrum of the previously discussed traumatic experiences of police officers should be expanded to events that doesn´t meet the A1 criterion for PTSD (eg, everyday challenges of the profession). The suspicion of the presence of PTSD, and high anxiety scores were tied primarily to officers own injury or threat. The experience of extreme events that happened to others, such as serious road accidents, was not linked to trauma-specific impairments. Traumatic experienced everyday challenges of the profession were also less linked with PTSD-specific effects, but more with general health problems. PTSD has low exclusive predictive power regarding the long-term occurrence of further trauma-related health problems. Burnout also did not prove long-term factor influencing the formation of different consequences of trauma in the context of traumatic experiences. Cross-sectional analysis showed connections between the hyperarousal and anxiety. Cynical officers suppressed more trauma- associated stimuli and paranoid thoughts. There are proposed recommendations for a comprehensive psychosocial care and crisis intervention, embedded into a healthy organizational framework.