In der Philosophie des guten Lebens ist eine zentrale Frage: Gibt es ein Kriterium dafür, wann ein Leben gelingt und wann nicht? In den Texten von Nietzsche, Kierkegaard und Heidegger findet sich ein solches Kriterium, das nach schrittweiser Klärung und Korrektur in den Wortlaut gebracht werden kann: Begrüßt du, dass du dieses Leben führst und dein Leben weiterhin zu gestalten hast? Charakteristisch für die existenzphilosophische Analyse ist die Bedeutung des Ausdrucks dein Leben in dieser Grundfrage: Er verweist auf das alltagspraktische Leben des Adressaten nach einer rollendefinierten Identität. Die philosophische Relevanz der untersuchten Texte ist zunächst negativ in ihren Problemexegesen. Nietzsche, Kierkegaard und Heidegger machen jeweils auf existenzielle Problemlagen aufmerksam, die ihrem Anspruch nach die Möglichkeit eines gelingenden Lebens überhaupt infrage stellen. Im kritischen Durchgang durch die Autorentexte werden die existenzphilosophischen Problemanalysen systematisiert und auf ein Kernproblem zurückgeführt, für dessen Diagnose das Nichts der persönlichen Bedeutsamkeit aus dem Angst -Kapitel von Heideggers Sein und Zeit eine Schlüsselrolle spielt. Die positive Relevanz der Bestandsaufnahme der Problemlagen besteht darin, dass sie bereits von sich aus auf die Grundzüge einer Konzeption existenziellen Gelingens vorausweist. Zum Glück nämlich stellt sich das Kernproblem letztlich als ein relatives existenzielles Problem heraus: Es bedroht nicht jede menschenmögliche Existenzweise, sondern bleibt relativ auf eine unauthentische Lebensweise, die Heidegger die des Man-Selbst genannt hat. Die Schlussfolgerung ist: Existenzielles Gelingen erfordert den Gewinn eines Selbstverhältnisses, dessen Grundzüge aus zwei einander ergänzenden Konzeptionen abgeleitet werden können: aus Heideggers Konzeption der Entschlossenheit (in Sein und Zeit) und Kierkegaards synthesentheoretischer Konzeption der Selbstwahl (in der Krankheit zum Tode). Ergebnis ist eine Selbstbestimmungskonzeption, innerhalb derer die Gegenwartsoffenheit eine besondere Rolle spielt, genauer gesagt die situationsbezogen wiederholte Identifizierung mit einem sozialen Selbstverständnis. In zusammenfassender Kürze heißt das: Ein Leben, das nach dem Kriterium der existenziellen Grundfrage gelingen soll, muss im Modus der situations- oder gegenwartsoffenen Selbstbestimmung geführt werden. Die systematische Besonderheit dieser Konzeption eines gelingenden Lebens besteht darin, dass sie nicht nur eine Konzeption unter anderen ist. Infolge ihrer Ableitung aus den existenziellen Problemlagen kann sie als Rahmenkonzeption einer am Subjekt orientierten Theorie guten Lebens gelten, und d. h.: Jede solche Theorie eines guten Lebens muss ihre Bedingungen erfüllen, um nicht an der philosophischen Herausforderung zu scheitern, die durch die Problemdiagnosen eröffnet wird.
A central question in the philosophy of the good life is: Is there a criterion whether a life is a succeeding life? In the texts of Nietzsche, Kierkegaard and Heidegger, we find such a criterion, which, by gradual clarification and correction, can be formulated thus: Do you approve of leading this life and of having to shape your life furthermore? A characteristic feature of the existential-philosophic analysis is the meaning of the term your life in this fundamental question: It refers to the practical everyday life of the addressee, guided by a role-defined identity. Initially, the philosophical relevance of the examined writings is negative with regard to their problem- interpretations. Nietzsche, Kierkegaard und Heidegger each point out existential problem-situations which seem to generally question the possibility of a succeeding life. By a critical interpretation of these authors texts, the existential-philosophic problem-analyses are being systematized and led back to a core problem, for the diagnosis of which the nothingness of any personal significance, as known from the anxiety -chapter of Heidegger s Being and Time, plays a decisive role. The positive relevance of the stock-taking of the problem-situations consists of their value for the derivability of the outline of a conception of existential success. Fortunately, the core problem turns out to be an existential problem with only a relative status: It does not threaten any mode of human existence but remains relative to an inauthentic way of living which Heidegger called the mode of the one-self . The conclusion is: Existential success requires the attainment of a self-relation, the fundamentals of which can be derived from two complementary conceptions: from Heidegger s conception of resoluteness (in Being and Time) and from Kierkegaard s conception of self- choice (as elaborated in The Sickness Unto Death). The result is a conception of self-determination within which openness to the presence plays an important role, precisely said: the situationally repeated identification with a socially defined self-understanding. This means: A life that is to succeed according to the criterion of the fundamental existential question must be led in the mode of a situationally open-minded self-determination. The systematic exceptional feature of this conception of a succeeding life consists of being not merely one conception among others. Due to its derivation from the existential problem-situations, it can count as a frame-conception of any subject-oriented theory of the good life, t. i.: Any such theory must fulfil its conditions if it is not to fail in view of the philosophic challenge that is set up by the problem-diagnoses.