Die Rettungsleitstelle ist die Schnittstelle zwischen Patient und notfallmedizinischem System und ist damit ein entscheidender Ansatzpunkt für Verbesserungen in der prähospitalen Patientenversorgung. Standardisierte Notrufabfragesysteme haben in verschiedenen Zusammenhängen gute Ergebnisse bei Abfrage und Disposition gezeigt. Seit 2005 wird in der Leitstelle der Berliner Feuerwehr mit einem standardisierten Notrufabfrageprogramm (SNAP) gearbeitet, dessen Einfluss auf das Abfrageverhalten bei Reanimationen in dieser Studie untersucht werden sollte. Methoden Notrufgespräche und Daten zum Einsatzablauf bei prähospitalem Herz-Kreislauf-Stillstand wurden prospektiv in zwei Perioden untersucht: 1. in einem Zeitraum vor Einführung des SNAP (prä-SNAP) und 2. in einem Zeitraum nach der Schulung und eine Einführungsphase von 26 Monaten (post-SNAP). Die Tonaufzeichnungen der Notrufgespräche wurden auf Gesprächsstruktur, logistischen und medizinischen Informationsgehalt sowie Erste-Hilfe-Anweisungen analysiert. Die zugehörigen Notarztprotokolle sowie die Einsatzstatistik der Berliner Feuerwehr lieferten Daten zur Alarmierung, zum zeitlichen Ablauf und zum primären Outcome der Patienten. In der post-SNAP Phase wurde eine Subgruppenanalyse durchgeführt. Ergebnisse 115 Notrufgespräche wurden in der Gruppe prä-SNAP und 115 in der Gruppe post-SNAP untersucht. In der post-SNAP-Gruppe wurde für 15 Fälle eine eine vollständige Protokollnutzung beobachtet (13%). Die Abfrage logistischer Informationen ist schon in der Gruppe prä-SNAP in den meisten Fällen optimal (alle wichtigen Informationen werden gezielt erfragt), erfährt jedoch durch die Einweisung der Disponenten auf SNAP eine signifikante Verbesserung in der Gruppe post-SNAP (p<0,05). Die SNAP-Anwendung bewirkt hier nur in Bezug auf die Abfrage der Rückrufnummer eine weitere Verbesserung (p<0,001). Bei der Abfrage medizinischer Informationen hat die Schulung allein kaum signifikante Effekte. Essentiell wichtige Informationen zu Atmung und Bewusstsein werden in der Subgruppe mit vollständiger Protokollnutzung signifikant besser abgefragt (p<0,001). Insgesamt fällt in dieser Subgruppe auch eine bessere Gesprächsstruktur auf. Adäquate Erste-Hilfe-Anweisungen (Telefonreanimation) sind signifikant häufiger als in den Vergleichsgruppen (p<0,05). Bei Betrachtung des Einsatzablaufs ließen sich keine signifikanten Veränderungen in der Häufigkeit von Primär- und Sekundäralarmierungen feststellen. Gleiches gilt für die Eintreffzeiten des Notarztes beim Patienten und den Reanimationserfolg. Schlussfolgerung Die Anwendung des SNAP führt zu einem verbesserten Ablauf des Notrufgesprächs, bei dem wichtige Informationen sicherer erfragt werden. Reanimations-Anweisungen werden deutlich häufiger gegeben. Auch die alleinige Schulung auf das Abfragesystem führt zu einer Verbesserung des Notrufgesprächs, jedoch bei Weitem nicht im gleichen Ausmaß wie die vollständige Protokollverwendung. Zur Beurteilung von Einflüssen auf den Einsatzablauf und auf die Patientenversorgung wäre eine weitere, größer angelegte Studie erforderlich.
Emergency medical dispatch is the interface between patient and emergency medical service and therefore a crucial point for improvement of pre-hospital care. Protocol-based dispatch has shown to be effective in improving interrogation and dispatch in several studies. Since 2005, protocol based dispatch („Standardisiertes Notrufabfrageprotokoll (SNAP)“) is used in the Berlin fire service dispatch center. Investigating its influence on interrogation and dispatch concerning patients in cardiac arrest was the aim of in this study. Methods Cases of out-of-hospital cardiac arrest (OOHCA) were prospectively investigated in two periods: 1. before implementation of protocol based dispatch (pre-SNAP) and 2. after implementation and an interval of 26 months (post-SNAP). Audio recordings of the emergency calls were analysed concerning structure of interrogation, content of logistical and medical information and first-aid instructions. The corresponding reports of the emergency physician on scene and the official fire service statistics provided further data about operating times, initiated therapy and primary outcome. In the post-SNAP group, a subgroup analysis was conducted. Results 115 emergency calls were enclosed in each group. In the post-SNAP group, only 15 (13%) of calls were processed with full protocol compliance. Inquiry about logistical information was optimal in most cases pre-SNAP, but post-SNAP there is a significant improvement (p<0.05). Full protocol compliance only leads to further improvement concerning inquiry about a callback number (p<0.001). Regarding medical information, protocol training without protocol compliance has no significant effects. Essential information about consciousness and breathing is inquired significantly better in the subgroup with full protocol compliance (p<0.001). In this subgroup, caller interrogation is more structured and adequate first-aid instructions are given more frequently (p<0.05). There were no significant differences in the frequency of undersending, the time until arrival on scene and the primary outcome. Discussion Implementation of SNAP and full protocol compliance leads to more structured emergency interrogation and reliable inquiry of important information. Training on protocol based dispatch also leads to improved interrogation, but not to the extent of improvement achieved by full protocol compliance. For evaluation of operating times and patient outcome a second, larger-scale study would be necessary.