Die vorliegende Arbeit lässt sich der empirischen Wissenschaftsforschung im Rahmen der politikwissenschaftlichen Fachhistoriographie mit Bezügen zur Wissenschafts- und Hochschulpolitik zuordnen. Sie zielt darauf ab, das politikwissenschaftliche Lehrangebot von 1980 bis 2005 an den deutschen Hochschulen im Hinblick auf dessen quantitative, strukturelle und vor allem thematische Entwicklung zu untersuchen, nach Bedeutungszuwächsen beziehungsweise -verlusten einzelner Teilbereiche des Faches, dem Entstehen und Verschwinden thematischer Schwerpunkte im Allgemeinen und an einzelnen Standorten im Speziellen sowie der Struktur und dem Grad der Etablierung der Politikwissenschaft und ihrer Lehre an den Hochschulen zu fragen. Zu diesem Zweck wurde eine Themenfrequenzanalyse von Ankündigungen politikwissenschaftlicher Lehrveranstaltungen vorgenommen. Dies geschah mittels einer stichprobenbasierten Primärerhebung von 16.541 Lehrveranstaltungsankündigungen, die anschließend codiert und ausgewertet wurden. Im Ergebnis zeigte sich vor allem Folgendes: Die Entwicklung des politikwissenschaftlichen Lehrangebots entspricht der in der Forschung und in Fachdebatten zu beobachtenden Tendenz, dass das Fach fest etabliert, stark ausdifferenziert und in Folge der fortschreitenden Globalisierung und europäischen Integration in zunehmendem Maße von Europäisierung und Internationalisierung geprägt ist sowie einen Paradigmenwechsel zur überwiegenden Anwendung empirisch-analytischer Ansätze vollzogen hat. Sowohl die absolute Anzahl als auch die Anzahl der durchschnittlich an einem Standort angebotenen Lehrveranstaltungen haben nahezu kontinuierlich zugenommen. Zudem stieg durch den nach der Deutschen Wiedervereinigung erfolgten Aufbau des Faches in den neuen Bundesländern die Anzahl der das Fach Politikwissenschaft anbietenden Hochschulen an. Nennenswerte quantitative oder thematische Unterschiede zwischen dem politikwissenschaftlichen Lehrangebot an den Hochschulen in den neuen und alten Bundesländern lassen sich nicht feststellen. Hingegen gibt es ein erhebliches Gefälle hinsichtlich des Angebotsumfangs an den deutschen Hochschulen. Während einige politikwissenschaftliche Standorte so groß sind, dass dort aufgrund der Vielzahl von Lehrveranstaltungen zu Spezialthemen für die Studierenden fast schon die Gefahr besteht, keinen Gesamtüberblick über das Fach zu gewinnen, lässt sich eben dieser an einer Reihe kleiner Standorte mangels Angebot kaum erlangen. Abgesehen von diesen kleinen Standorten werden mit Blick auf den Angebotsumfang die Grundlagen des Faches überall in hinreichendem Maße gelehrt. Eine Spezialisierung auf bestimmte Teilbereiche des Faches ist jedoch stark standortabhängig. Mit Blick auf die Lehrthemen des Faches zeigte sich vor allem ein erheblicher Bedeutungsgewinn der Teilbereiche Analyse und Vergleich politischer Systeme sowie Internationale Beziehungen. Dies geht vor allem zu Lasten des Teilbereiches Politische Theorie, Ideengeschichte und Philosophie.
The present work can be allocated to the empirical science studies in the context of political science and historiography with references to science and higher education policy. It aims to examine the political science curriculum from 1980 to 2005 at the German universities with regard to its quantitative, structural and above all thematic development in order to inquire about the accession or loss of importance of individual areas of the subject, the appearance and disappearance of thematic priorities in general and at individual locations in particular as well as the structure and the degree of establishment of political science and its teaching at the universities. For this purpose a thematic frequency analysis of announcements of political science courses has been made. This was done by means of a sample-based primary survey of 16.541 course announcements, which were then coded and analyzed. The result shows in particular the following: The development of political science curriculum corresponds to the tendency to be observed in the research and in scientific debates, that the subject is well established, highly differentiated, and is increasingly characterized by Europeanization and internationalization in consequence of the ongoing globalization and European integration and has put a paradigm shift to a predominant application of empirically analytic approaches into effect. Both the absolute number and the average number of courses offered at one location have increased almost continuously. In addition, the number of the universities offering the discipline of political science increased due to the structure of the subject in the new federal states occurred after the German reunification. Notable quantitative or thematic differences between the political science curriculum offered at the universities in the new and old federal states cannot be determined. However, there are major disparities in terms of the scope of curriculum at the German universities. While some political science locations are so large that there exists almost a risk for the students due to the variety of courses on special topics of not obtaining a general overview of the subject, in a number of smaller locations this can even scarcely be obtained due to the lack of curriculum. Apart from these small locations, the fundamentals of the subject are taught everywhere to a sufficient extent with the scope of curriculum in mind. Specialization in certain parts of the subject is strongly de-pendent on location. With the educational issues of the subject in mind, mainly a significant growth in importance of the sections of analysis and comparison of political systems and international relations appears. This happens mainly at the expense of political theory, history of ideas and philosophy.