Schlaganfall und Myokardinfarkt als Beispiel für Akutereignisse auf dem Gebiet der Herzkreislauferkrankungen stellen weltweit zwei der häufigsten Todesursachen dar. Ein Schlaganfall ist darüber hinaus der häufigste Grund für Invalidität bei Erwachsenen. Das Statistische Bundesamt hat die durch Schlaganfälle in Deutschland verursachte Gesamtkostenbelastung für das Jahr 2008 mit 8,1 Mrd. Euro angegeben, zurück¬zuführen auf etwa 200.000 Schlaganfälle pro Jahr. Im selben Jahr wurden für die Behandlung ischämischer Herzkrankheiten 6,2 Mrd. Euro aufgewendet. Derzeit gibt es nur wenige ökonomische Erhebungen, die die mit einem Schlaganfall oder Myokard¬infarkt assoziierten Kosten im Zeitverlauf untersuchen. Gegenstand der Untersuchung: Ziel der vorliegenden Arbeit war die Darstellung der mit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems assoziierten Kosten aus routinemäßig verfügbaren Krankenkassendaten am Beispiel eines zerebrovaskulären (Schlaganfall) und eines kardiovaskulären (Myokardinfarkt) Akutereignisses zu berechnen und im Zeit¬verlauf darzustellen. Methoden: Die Kostenanalyse basierte auf einer retrospektiven Analyse von Abrechungsdaten einer deutschen gesetzlichen Krankenkasse mit etwa 6,5 Mio. Versicherten. Die Daten von Patienten mit Schlaganfall oder Myokardinfarkt wurden extrahiert, nachdem anhand des dokumentierten ICD-10-Codes in den Jahren 2004 oder 2005 ein stationärer Aufenthalt wegen eines der beiden Akutereignisse vorlag. Für diese Patienten wurden die Kosten über einen Zeitraum von einem Jahr nach sowie 8 Wochen vor dem Ereignis auf wöchentlicher Basis untersucht. Die Daten wurden aus der Perspektive einer gesetzlichen Krankenversicherung analysiert. Ergebnisse: In die Analyse konnten 18.106 Patienten (Durchschnittsalter 73,65 ± 12,55 Jahre), die in den Jahren 2004 oder 2005 mit einem Schlaganfall hospitalisierungs¬pflichtig wurden, eingeschlossen werden. Der Anteil männlicher Patienten lag bei 44 %. 30 % dieser Patienten verstarben während des Zeitraumes der Datenverfügbarkeit. Die mittleren Gesamtkosten pro Patient im ersten Jahr nach dem Schlaganfall lagen bei 11.822 Euro. 75 % (8.856 Euro) entfielen hierbei auf stationäre Aufenthalte. Es wurden attributable Schlaganfallkosten in Höhe von 3.573 Euro ermittelt. Insgesamt stiegen die Kosten im Vergleich zum Vorzeitraum um den Faktor 1,43. Etwa die Hälfte der Jahres¬kosten wurde bereits während der ersten 4 Wochen nach dem Ereignis verursacht. Die mittlere Dauer des initialen Krankenhausaufenthaltes lag bei 13,02 Tagen. Des Weiteren konnten 15.185 Patienten, die auf Grund der Diagnose Myokardinfarkt stationär behandelt werden mussten (Durchschnittsalter 71,10 ± 12,58 Jahre), in die Analyse eingeschlossen werden. Das Patientenkollektiv bestand zu 57 % aus Männern. Die Mortalität lag bei 25 %. Die ereignisbezogenen Gesamtkosten beliefen sich auf 13.061 Euro pro Patient im ersten Jahr nach einem Myokardinfarkt. Mit 10.505 Euro ließ sich der größte Teil der Gesamtkosten (ca. 80 %) auf Krankenhausaufenthalte zurück¬führen. Die attributablen Kosten lagen bei 7.266 Euro pro Patient. Verglichen mit dem Zeitraum vor dem Initialereignis stiegen die Gesamtkosten um den Faktor 2,25. Nach 2 Wochen war bereits die Hälfte der Jahreskosten erreicht, nach 6 Monaten 80 %. Die mittlere Verweildauer des initialen stationären Aufenthaltes betrug 10,43 Tage. Schlussfolgerung: Die Akutereignisse Schlaganfall und Myokardinfarkt sind aus Sicht der gesetzlichen Krankenkasse mit erheblichen Folgekosten verbunden. Eine wesentliche Determinante für diese Kosten stellen die Hospitalisierungskosten dar. Aus diesem Grund sollten Bemühungen, die Krankheitskosten einzusparen, v. a. bei der Dauer des Krankenhausaufenthaltes sowie der medizinischen Versorgung mit dem Ziel, die Invalidität der Patienten nach kardio- resp. zerebrovaskulären Ereignissen zu mini¬mieren, ansetzen. Neben einer effektiven Prävention sollte demnach einem effizienten Prozess- und Behandlungsmanagement während der stationären Unter¬bringung eine besondere Bedeutung zukommen. Ausblick: Die durch kardio- und zerebrovaskuläre Akutereignisse wie Schlaganfall und Myokardinfarkt verursachten Kosten sind erheblich. Ökonomische Analysen von Behandlungsstrategien und –plänen für Patienten werden dazu beitragen, die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal einzusetzen und den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen.
Background: Cardio- and cerebrovascular diseases are a major health problem in the industrialized world and one of the leading causes of death in both men and women. The Federal Statistical Office of Germany reported total costs of 8.1 billion Euros for 2008 due to approximately 200,000 strokes per year. 6.2 billion Euros were paid for ischemic heart disease in 2008 in Germany. There are few economic studies on the costs associated with stroke or myocardial infarction. Methods: A retrospective review of the medical, hospital and drug claims data in the database of a German statutory health insurance covering about 6.5 mill. Insurees was performed. The data of patients suffering from stroke or myocardial infarction were extracted, by using the documented hospital ICD-10 codes during 2004 and 2005. For these patients all the charges incurred over a one-year period after the initial index event were reviewed and summarized on the basis of weekly costs and from the third party payer’s perspective. Results: 18109 patient with primary diagnosis of stroke (44 % male patients) were included, with an average age of 73.65 ± 12.55 years. The cumulative total cost was about 11822 Euros per patient for the first year. The largest burden of the first year after stroke is due to in-patient stays, which represents approximately 85 % of the total costs (about 8856 Euros per year and patient). Furthermore 15185 patients with primary diagnosis of mycardial infarction (57 % male patients) with an average age of 71.10 ± 12.58 years were included. The cumulative total cost was about 13 061 Euros per patient for the first year. The largest burden of the first year after myocardial infarction is due to in-patient stays, which represents approximately 80 % of the total costs (about 10 505 Euros per year and patient). Conclusion: Stroke and myocardial infarction are related to significant economic costs from the perspective of statutory health insurance. This burden occurs in particular within the first four weeks after first stroke respectively within the first two weeks after a first myocardial infarction, where the half of the total annual cost is reached. For this reason the efficient management of the acute event is outstanding important.