Hintergrund: Die Alkoholabhängigkeit ist der häufigste Grund stationärer psychiatrischer Behandlungen. Deren Ziel ist neben der körperlichen Entzugsbehandlung, die Therapie- und Abstinenzmotivation zu fördern. Eine leitlinienorientierte Behandlung gilt dabei als goldener Standard. Hypothesen: Behandlungspfade haben einen positiven Einfluss auf die Prozess- und Ergebnisqualität einer stationären Behandlung alkoholbezogener Störungen. Methoden: In einer naturalistischen Studie wurden während der Erfassungszeiträume vom 01.03.2009 bis zum 30.05.2009 - vor Implementierung eines Behandlungspfades - und vom 01.10.2009 bis zum 31.12.2009 - nach der Implementierung eines Behandlungspfades - auf einer Suchtstation insgesamt 318 Patienten mit der Diagnose einer Alkoholabhängigkeit erfasst. Zwischen den Erfassungszeiträumen wurde der Behandlungspfad implementiert und dessen Einfluss auf verschiedene Qualitätsindikatoren für eine erfolgreiche stationäre Behandlung untersucht. Als Qualitätsindikatoren wurden die Kontaktaufnahme zum ambulanten Suchthilfesystem (Selbsthilfegruppen, Suchtberatungsstellen) während der stationären Behandlung sowie nach der Entlassung, der Antrag auf eine stationäre Entwöhnungsbehandlung, die Anzahl stationärer Wiederaufnahmen und die Anzahl geplanter Aufnahmen innerhalb von sechs Monaten nach Entlassung, leitlinienorientierte diagnostische Maßnahmen, v.a. Labor und EKG sowie notwendige Laborkontrolluntersuchungen benannt. Ergebnisse: Die Prozess- und Ergebnisqualität in der stationären Behandlung alkoholbezogener Störungen wird vorrangig durch die Schwere der Erkrankung und die Behandlungsdauer beeinflusst. Die Implementierung eines Behandlungspfades konnte diese nur in geringem Maße positiv beeinflussen. Die Erkrankungsschwere, gemessen mit dem CGI, hatte einen negativen Einfluss auf die Kontaktaufnahme zur ambulanten Suchtberatungsstelle während der stationären Behandlung, die Kontaktaufnahme zu einer Selbsthilfegruppe während der stationären Behandlung, die Anzahl der stationären Wiederaufnahmen innerhalb von sechs Monaten nach der stationären Entlassung sowie die Durchführung eins Aufnahmelabors. Je länger die stationäre Behandlung war, desto häufiger kam es zu einer Kontaktaufnahme zur ambulanten Suchtberatungsstelle während der stationären Behandlung wie auch nach der Entlassung und einer Selbsthilfegruppe, zum Antrag einer Entwöhnungsbehandlung sowie einer Verlaufslaborkontrolle und zur Durchführung eines EKGs. Die Nutzung des Behandlungspfades konnte lediglich die Kontaktaufnahme zur Suchtberatungsstelle während der stationären Behandlung und nach der Entlassung positiv beeinflussen, dagegen konnten die übrigen Indikatoren nicht verbessert werden. Schlussfolgerung: Insbesondere bei Patienten mit schwerer Alkoholabhängigkeit wird es notwendig sein, innovative Behandlungsansätze zu entwickeln, um die Ergebnis- und Prozessqualität zu verbessern. Die Studie unterstützt längere stationäre Behandlungen, wie sie in der qualifizierten Entzugsbehandlung umgesetzt sind. Behandlungspfade sind ein sinnvolles strukturierendes Instrument, können die stationäre Behandlung der Alkoholabhängigkeit unterstützen, auch wenn sie nur einen geringen Einfluss auf die Ergebnis- und Prozessqualität haben.
Background: Addiction to alcohol is the leading cause for inpatient treatment. Treatment aims at increasing motivation for sobriety and therapy besides treating physical deprivation symptoms. Guideline-oriented treatment is considered gold standard in achieving these goals. Hypothesis: Treatment pathways positively affect process and outcomes quality during inpatient treatment of alcohol related disorder. Methodology: In a naturalistic study 318 patients diagnosed with addiction to alcohol were considered. It took place before the introduction of treatment pathways from March to May 2009 and after their introduction from October to December 2009. Between the time periods the treatment pathway was introduced and its effect on the quality criteria for successful inpatient treatment was analysed. The following quality criteria were defined: Initiation of contact to an outpatient addiction support system (support group, addiction support center) during and after inpatient treatment, application for an inpatient alcohol weaning treatment, number of inpatient re-admissions as well as the number of planned admissions within 6 months after discharge, diagnostic measures including laboratory testing and ECG including necessary laboratory testing for control reasons. Results: Process and outcome quality of inpatient treatment of alcohol related disorders is primarily influenced by the severance of the disorder and by the duration of the treatment. The positive effect of the introduction of a treatment pathway was small. The severance of the disorder (CGI) showed a negative influence on contacting an outpatient counsel during inpatient treatment, on contacting a support group during inpatient treatment, on the number of inpatient readmission within 6 months and on an admission laboratory test. The longer the inpatient treatment the more often outpatient counsel or a support group was contacted during and after inpatient treatment. Also, the probability for applying for withdrawal treatment, for conducting intermediate laboratory test and for conducting ECT increased. Introducing the treatment pathway solely increased contacts to an outpatient addiction counsel during and after inpatient treatment, no other indicator was affected positively. Conclusion: Specifically, for cases with strong alcohol addiction it will be necessary to develop innovative treatment methods to improve process and outcome quality. This study supports inpatient treatment with longer duration as they are in place for qualified addiction treatment today. Treatment pathways are a valuable instrument that support more structured inpatient treatment of alcohol addiction even though they only show a slight influence on outcome and process quality.