In verschiedenen Studien konnte ein höheres Risiko für das Vorliegen psychischer Beschwerden wie Depression, Ängstlichkeit oder ein erhöhtes Suizidrisiko bei Menschen mit Migrationshintergrund aufgezeigt werden (Hovey & Magaña, 2000; Merbach et al., 2008). In Deutschland existierte bislang wenig Forschung, die sich mit psychischen Störungen und deren Behandlung bei Menschen mit Migrationshintergrund befasste. Vorliegende Zahlen aus unterschiedlichen Versorgungsregionen wiesen darauf hin, dass Migranten von Teilen der psychiatrischen Versorgung oft nur unzureichend erreicht bzw. über- sowie unterversorgt wurden. Vor diesem Hintergrund war unser Ziel, Daten zur aktuellen Versorgungssituation bezüglich der Inanspruchnahme der stationären – psychiatrischen und der ambulanten in Psychiatrischen Institutsambulanzen in den Einrichtungen der Psychiatrie und Psychotherapie durch Menschen mit Migrationshintergrund zu erheben. Zugleich untersuchten wir die Häufigkeitsverteilungen der diagnostischen Zuordnungen bei diesen Patienten. Migranten im stationären Bereich erhielten im Vergleich zu einheimischen Patienten mehr diagnostische Zuordnungen aus dem Spektrum der F2 - Diagnosen. Im ambulanten Bereich waren Erkrankungen aus dem Affektiven Bereich häufiger. Unsere Untersuchungen wiesen darauf hin, dass die Inanspruchnahme der psychiatrischen Versorgung durch Patienten mit Migrationshintergrund in stationären und ambulanten Bereichen unterschiedlich ist. Während die Migranten im stationären - psychiatrischen Bereich im Durchschnitt entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil repräsentiert sind, sind sie in Psychiatrischen Institutsambulanzen überrepräsentiert. Bezüglich der Prävalenz der Depression bei älteren Migranten wurde festgestellt, dass bei Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 50 Jahren und älter eine erhöhte Prävalenz für Depression im Vergleich zu gleichaltrigen Einheimischen bestand. Depression gilt auch als Risikofaktor für dementielle Erkrankungen, so dass diese Erkenntnisse auch diesbezüglich Bedeutung haben. Die Diagnostik, Behandlung und Vorbeugung der Depression bei alternden Migranten ist daher ein vorrangiges Ziel zukünftiger Interventionsstudien. In den Untersuchungen zu Erklärungsmodellen süchtigen Verhaltens konnten wir zeigen, dass die Erklärungsmodelle von türkisch-stämmigen Jugendliche sich von der westlichen Schulmedizin erheblich unterscheiden und die Betroffenen durch einfache Übersetzung gebräuchlicher Konzepte aus dem Deutschen schlecht erreicht werden können. Die bloße Übersetzung der Informationsmaterialien reicht nicht aus. Kulturspezifische Aspekte müssen mit dem Ziel einer besseren Versorgung abhängigkeitskranker Patienten mit Migrationshintergrund integriert werden. Zukünftigen Studien sollten weitere Untersuchungen zu epidemiologischen Daten bezüglich psychischer Erkrankungen und ihre Versorgung bei Patienten mit Migrationshintergrund fokussieren. Zudem sollten auch bei anderen Störungen Untersuchungen zu Erklärungsmodellen und Behandlungserwartungen erfolgen, um die Betroffenen besser erreichen und entsprechend auch behandeln zu können. Die Ausweitung der Versorgungs- und Migrationsforschung ist zu wünschen.
To date research on mental health and treatment of mental disorders among migrants were limited locally. The here presented studies are among the first to present German wide representative data on utilization of psychiatric and psychotherapeutic health services by migrants. In these studies it was shown that the rate of migrants treated in in-patient care approaches the rate of migrants in the general public. Migrants are overrepresented in psychiatric outpatient services (Psychiatrische Institutsambulanzen). Significantly more migrants in in-patient treatment received F2-spectrum diagnoses than non- migrants. Yet, in out-patient services migrants more commonly received an affective disorder diagnosis. Barriers to mental health services can result from a culturally diverging understanding of disorders and their treatment. Thus, studying these differing culture-shaped beliefs can guide overcoming barriers to care. Furthermore, it was found that the prevalence of depression, a risk factor for dementia, was increased in older aged migrants. Future studies could focus on the epidemiology of mental disorders and treatment of migrants. Among other questions, such studies could focus on explanatory models, illness perception, and treatment expectations.