Seit dem 8. Jh. n. Chr. treten im Bildprogramm der mit Reliefs geschmückten Tempel Indiens an unterschiedlichen Positionen Figuren in Erscheinung, die den indischen Sonnengott Sūrya mit ein bis drei Gottheiten des hinduistischen Pantheons (Śiva, Brahmā, Viṣṇu) in einer Gestalt vereinen. Die Entstehung der hinduistisch-solaren Bildwerke ist verknüpft mit einem Prozess der Verflechtung der unterschiedlichen religiösen Gemeinden, der sich sowohl in den Bildwerken selbst äußert als auch innerhalb des Bildprogrammes der Tempel, welches nun auch anders-sektarische Gottheiten inkludiert. Die Dissertation geht der Frage nach, welche (evtl. unterschiedlich gelagerte) sektarische Grundlage oder Intention den Kompositbildwerken zugrundeliegt und nähert sich so einem Verständnis des ikonologischen Hintergrundes dieser an. Zur Klärung diese Fragestellung konzentriert sich die Studie vorwiegend auf zwei Punkte: Erstens die Erfassung der erhaltenen hinduistisch-solaren Bildwerke in Indien und deren Klassifizierung nach ikonographischen Formen. Abhängig von der Anzahl, der in einer Kompositfigur ntegrierten Gottheiten, werden hier Zweifach-, Dreifach- und Vierfach-Kompositionen voneinander unterschieden. Diese Einteilung beinhaltet eine detaillierte Unterscheidung der Figuren, die hinsichtlich Arrangement und Ausstattung vergleichend analysiert werden. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf den Begleitfiguren, die einer Darstellung eine spezifische sektarische Betonung verleihen können. Zweitens werden die Bildwerke nun ausführlich innerhalb ihres Tempel- Kontextes betrachtet. Die Konzentration liegt hier besonders auf dem Verhältnis zwischen der Bildaussage der Reliefs und der Dedikation der Tempel selbst. Der kunsthistorischen Untersuchung ist eine Recherche relevanter Primärquellen in Sanskrit vorangestellt, die eine starke Diskrepanz zu den tatsächlich geschaffenen Bildwerken zeigen und diesen zeitlich meist nachstehen. Die Quellen beleuchten jedoch auch eine Verknüpfung vornehmlich śivaitischer und solarer Inhalte innerhalb der Verehrungspraxis. Aus der Analyse einer Auswahl von ca. 150 Kompositbildwerken und ihres Tempelkontextes ergibt sich eine recht eindeutige Typologie verschiedener ikonographischer Formen, die zusätzlich unterschiedliche sektarische Akzente aufweisen können. Eine deutliche Dominanz solarer Bildinhalte bestärkt jedoch die Annahme, dass es sich bei einer Vielzahl der Stücke um durch die Sauras selbst initiierte Kompositionen handelt, in denen eine eindeutige Überlegenheit Sūryas gegenüber den anderen Gottheiten ausgedrückt wird. Die Ähnlichkeit im Arrangement der betont solaren Formen und die kontextuelle Einbindung am Tempel, sprechen zudem nicht für eine grundsätzliche Entwicklung aus unterschiedlicher sektarischer Perspektive. Erst in der Weiterentwicklung wurden diese Formen je nach Kontext interpretiert und mit spezifischen sektarischen Aspekten angereichert, die mit der Dedikation des Tempels in Zusammenhang stehen können. Hier liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Sekte der Sauras, deren Gemeinde an Zulauf verlor, die Entwicklung von inklusivistischen Bildkonzepten als Mittel einsetzte, um den Kult des Sonnengottes auch in nicht solarem Kontext zu erhalten.
Since the eight century A.D. the elaborately sculptured walls of Indian temples depict figures, occurring at different positions, which unite the sun god Sūrya with one to three gods of the hindu pantheon (Śiva, Brahmā, Viṣṇu) in one figural shape. The formation of these hindu-solar composite images is closely related to a process of linkage between the different religious groups which finds an expression inside the sculptures themselves as well as within the iconographic programme of the temple, which now overall includes deities of other sects. The thesis is concerned with the question of the sectarian mood or intention which is underlying these composite images and wants to approach an insight of the iconological background. For clarification the study concentrates mainly on two points: First, the recording of the extant hindu-solar images and their classification according to iconographic types. Here, depending on the number of deities integrated in one image, we can distinguish twofold-, threefold- and fourfold compositions. This classification contains a detailed differentiation of the figures, which are analyzed and compared with each other with regard to arrangement and equipment. Particularly attention is turned on the accompanying figures which can provide an image with specific sectarian emphasis. Secondly, the sculptures are considered at length within their religious context at the temple site. Specific concentration lies on the relation between the contextual message of the figures and the religious affiliation of the temples themselves. The art-historical analysis is put in front a research of relevant primary text material in sanskrit, which shows a strong discrepancy compared with the actual made stone images that mostly predate the iconographical descriptions. In particular, these texts further reveal a conjunction of śaiva and saura contents within the worship. The analysis of a selection of about 150 composite images and their temple context results in a rather distinct typology of different iconographic shapes, which can further display different sectarian aspects. However, a clear dominance of solar contents within the images suggests the assumption that most of the figures are compositions initiated by the Sauras themselves, expressing a decisive superiority towards the other deities incorporated. The similarities in the arrangement of these solar emphasized shapes and the contextual integration at the temples are not indicative of a development from different sectarian perspectives. Only in the further development, these forms were interpreted according to their religious context and enriched with specific sectarian elements, which may be related to the dedication of the temple. Here, it seems reasonable to conclude that the sect of the Sauras, which lost followers increasingly, began to use the development of inclusivistic image concepts as a means that benefit the preservation of their god, even in non solar context.