Einleitung: Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine häufige, potentiell tödliche Erkrankung mit einer Lebenszeitprävalenz von über 20 %. Ein Zusammenhang mit dem Lebensstil verbundener Risikofaktoren mit Auftreten und Prognose der KHK ist nachgewiesen. Durch Maßnahmen der nichtmedikamentösen Sekundärprävention wird versucht, diese Risikofaktoren positiv zu verändern sowie die KHK kausal zu behandeln. Zur Wirksamkeit dieser Maßnahmen liegt eine Vielzahl von Einzeluntersuchungen vor, eine systematische Analyse, die die Evidenz aller hauptsächlich angewandten Sekundärpräventionsstrategien zusammenfasst, fehlte bislang jedoch. Ziel dieser Arbeit war die Erstellung einer umfassenden Übersicht der aktuellen Literatur zu nichtmedikamentösen Sekundärpräventionsmaßnahmen in der Behandlung der KHK und die Beurteilung ihrer Wirksamkeit. Methodik: Relevante Publikationen wurden über eine strukturierte, hochsensitive Datenbankrecherche sowie mittels Handrecherche identifiziert. Die Literaturrecherche wurde am 18.09.2008 und am 29.09.2009 durchgeführt, erstreckte sich über die vergangenen sechs Jahre und erfolgte in 26 Datenbanken. Es wurden randomisierte und nicht-randomisierte klinische Studien sowie Metaanalysen eingeschlossen, die mindestens eines der folgenden Outcomes berichteten: Mortalität, kardiale Ereignisse, Lebensqualität. Der “Follow Up”-Zeitraum betrug mindestens zwölf Monate. Die methodische Qualität der Publikationen wurde systematisch von zwei Untersuchern geprüft. Sofern möglich wurden gepoolte Effektmaße für relevante Outcomes mit der Software RevMan 5.0 errechnet. Ergebnisse: Von 5450 Treffern erfüllten 51 medizinische Publikationen die Selektionskriterien. Die Studienqualität war zufrieden stellend, 26 von 41 Studien konnten als qualitative hochwertig oder gut beurteilt werden. Ca. die Hälfte der Studien berichtet die Gesamtmortalität, die übrigen Studien verwenden andere Outcomemaße. Die Wirksamkeit einzelner Sekundärpräventionsmaßnahmen stellte sich als sehr heterogen dar. Insgesamt konnte langfristig eine Reduktion sowohl der kardialen als auch der Gesamtmortalität sowie der Häufigkeit kardialer Ereignisse beobachtet werden. Elf von 23 Studien zeigten eine signifikante Reduktion der Mortalität. Eine signifikante Reduktion der Häufigkeit kardialer Ereignisse konnten acht von 28 Studien zeigen. In zwölf von 23 Studien fand sich eine signifikante Erhöhung der Lebensqualität in der Interventionsgruppe. Vor allem für trainingsbasierte und für multimodale Interventionen war eine effektive Reduktion der Mortalität zu beobachten. Psychosoziale Interventionen schienen besonders in Bezug auf eine Erhöhung der Lebensqualität effektiv zu sein. Diskussion: Nichtmedikamentöse Sekundärpräventionsmaßnahmen bewirken eine Reduktion der Mortalität sowie der Häufigkeit kardialer Ereignisse und eine Erhöhung der Lebensqualität. Nur wenige der methodisch verlässlichen Studien verfolgen Teilnehmer über einen längeren Zeitraum von mindestens 60 Monaten nach, daher müssen Aussagen über die Nachhaltigkeit als limitiert angesehen werden. Verlässliche Aussagen in Bezug auf relevante Patientensubgruppen lassen sich nur sehr eingeschränkt treffen. Dies trifft auch auf die vergleichende Beurteilung verschiedener Maßnahmen der Sekundärprävention zu. Zukünftige methodisch verlässliche Studien sind notwendig, um diese Fragestellungen zu untersuchen und zu beantworten.
Introduction: Coronary heart disease (CHD) is a common and potentially fatal disease with a life time prevalence as high as about 20 %. The development of CHD is multicausal and related to a variety of risk factors strongly influenced by individual life style. These risk factors in turn strongly affect the prognosis of patients with already established CHD. It is the goal of non-pharmacological secondary prevention strategies to positively influence these risk factors and to thereby treat CHD causally. Numerous studies investigating the effectiveness of those strategies already exist. A systematic analysis summarizing the current evidence regarding the effectiveness of the major non-pharmacological secondary prevention strategies, however, has been missing so far. It is both the aim of this work to summarize the current evidence regarding the effectiveness of non- pharmacological secondary prevention strategies and to investigate the comparative effectiveness of interventions of different categories, specific intervention components, and the effectiveness in relation to patient characteristics. Methods: A structured search of databases and a manual search of reference lists were conducted. 26 databases were searched. Clinical trials and meta-analyses published between January 2003 and September 2009 were included if they reported mortality, cardiac events or quality of life (Qol). Each was assessed independently by two researchers. Where appropriate, pooled effect estimates were calculated using RevMan 5.0 software. Results: Of 5450 publications, 51 met the inclusion criteria. Overall, study quality was satisfactory. The follow-up duration varied between 12 and 120 months. Despite substantial heterogeneity, there was strong evidence for intervention effectiveness. The evidence for exercise and multimodal interventions was more conclusive for a reduction in mortality, while psychosocial interventions seemed to be more effective in improving Qol. Discussion: Non-pharmacological secondary prevention proved to be an effective tool, with exercise and multimodal interventions reducing mortality most substantially. There is a lack of studies concerning dietary and smoking cessation interventions. Also, intervention effectiveness in important patient subgroups and of specific intervention components could not be evaluated conclusively. Future research should, amongst others, attempt to investigate these issues in methodologically rigorous randomised-controlled trials with an appropriate length of follow-up.