Hintergrund: Im Jahr 1990 konzeptualisierten Posner und Peterson selektive Aufmerksamkeit mittels dreier spezifischer und hypothetisch funktionell unabhängiger Untersysteme (Alerting, Orientierung und exekutive Kontrolle). Der Attention Network Test (ANT) wurde hypothesengeleitet nach diesem Modell entwickelt und ermöglicht es, innerhalb eines computergestützten Tests die drei Aufmerksamkeitskomponenten zu untersuchen. Der ANT ist ein etabliertes neuropsychologisches Instrument und wurde sowohl in gesunden als auch psychiatrisch klinischen Populationen angewandt. Bereits kurz nach seiner Publikation wurde der ANT bei Patienten mit Schizophrenie verwandt, wobei mehrfach replizierte Ergebnisse bei der schizophrenen Patienten im Vergleich zu den gesunden Probanden, insbesondere eine verlängerte Gesamtreaktionszeit und eine reduzierte exekutive Kontrolle, gemessen mit dem Konflikt Effekt nachwiesen . Trotz der weiten Verbreitung des ANT-Tests und einer Vielzahl von Untersuchungen zur Validität des Paradigmas bei gesunden Probanden, schizophrenen Patienten und weiteren neuropsychiatrischen Population gibt es für das Gütekriterium der Reliabilität hier noch keine hinreichende Datenlage. Insbesondere existierten keine Langzeituntersuchungen zur Test-Retest- Reliabilität. Aus der Konstellation war es der Ziel dieser Dissertationsschrift, die Langzeit-Test-Retest-Reliabilität bei den schizophrenen Patienten und deren gemachten gesunden Probanden erstmalig zu untersuchen. Methoden: 45 klinisch stabile Patienten mit Schizophrenie und 55 gesunden Probanden wurden mit dem ANT zu zwei Testzeitpunkte untersucht. Der zeitliche Abstand zwischen den zwei Testzeitpunkten betrug durchschnittlich 7,4 Monaten. Die Test-Retest-Reliabilität wurde mit Pearson und Intra-Klasse- Korrelation analysiert. Ergebnisse: Bei gesunden Probanden zeigte sich eine gute Test-Retest-Korrelation hinsichtlich der Reaktionszeit (r=0,776, ICC=0,749). Hinsichtlich des Konflikteffekts zeigte sich eine moderate bis gute Test-Retest-Reliabilität (r=0,610, ICC=0,504). Hinsichtlich des Alertingeffekts und des Orientierungseffekts konnte lediglich eine geringe und nicht ausreichende Test-Retest-Reliabilität gezeigt werden (rAlerting= 0,232, ICC Alerting= 0,233, rOrientierung= 0,331, ICCOrientierung=0,335). Ähnlich wie bei den gesunden Probanden zeigte sich bei den schizophrenen Patienten eine gute Test-Retest-Reliabilität hinsichtlich der Gesamtreaktionszeit (r=0,674, ICC=0,663). Hinsichtlich des Konflikteffekts und des Orientierungseffekts zeigte sich bei schizophrenen Patienten eine moderate Test-Retest-Reliabilität (rKonflikt=0,530, ICCKonflikt=0,522, rOrientierung=0,548, ICCOrientierung=0,532). Hinsichtlich des Alertingeffekts konnte lediglich eine geringe und nicht ausreichende Rest-Retest-Reliabilität bei schizophrenen Patienten gezeigt werden (r= 0,331, ICC=0,316). Fazit: Bei gesunden Populationen erwies sich der Konflikteffekt als der robusteste Netzwerkeffekt im ANT, der möglicherweise Charakteristika eines Traitmarkers trägt. Der Konflikteffekt und die Gesamtrektionszeit zeigen eine für neuropsychologische Untersuchung akzeptable Test-Retest-Reliabilität bei schizophrenen Patienten und deren gematchten gesunden Kontrollen. Mögliche Unterschied hinsichtlich des Orientierungs- und insbesondere des Alertingeffekts sollten in zukünftigen Arbeiten zum ANT, insbesondere in der Schizophrenieforschung, vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden.
Background: Posner and Peterson conceptualized the selective attention into three specific and separate functional components: Alerting, Orienting und executive control, which are associated with frontal, parietal und thalamic neuronal regions. The Attention Network Test (ANT) was developed to measure the efficiency of each of these attentional networks. The ANT has become a well established behavioural measure in neuropsychological research und was investigated on variety of healthy and clinical (psychiatric) populations. Despite of the popularity of the ANT and the great number of investigations addressing the validity of ANT, data on retest reliability are scarce in healthy samples and lacking for clinical populations. The aim of this thesis was a longitudinal assessment of relevant ANT network measures in schizophrenic patients for the first time and their matched healthy controls. Methods: Forty-five schizophrenia patients and fifty-five healthy controls were investigated with the ANT at two intervals. The average interval between the two test sessions was 7,4 months. Test-Retest reliability was analyzed with Pearson and Intra-class correlations. Results: Healthy controls revealed high test-retest correlation for the mean reaction time (r=0,776, ICC=0,749), moderate to high test-retest correlation for the conflict effect (r=0,610, ICC=0,504) and for both the alerting effect and for the orienting effect small and insufficient test-retest reliability (rAlerting= 0,232, ICCAlerting= 0,233, rOrienting= 0,331, ICCOrienting=0,335). In schizophrenia patients the study good test-retest reliability for the mean reaction time (r=0,674, ICC=0,663), moderate test-retest reliability for the conflict effect or executive control and for the orienting effect (rconflict=0,530, ICCconflict=0,522, rOrienting=0,548, ICCOrienting=0,532). For the alerting effect small and insuffient test-retest reliabilty (r= 0,331, ICC=0,316) was found for schizophrenia patients. Conclusions: The results of this thesis provided for the first time results of a longitudinal investigation of test- retest reliability of the ANT in schizophrenia patients and their matched healthy controls. In both populations the conflict effect and mean reaction time of ANT yielded acceptable test-retest reliabilities. Differences of alerting and orienting effects in schizophrenia case-control studies should be considered more carefully given their somewhat lower test-retest reliability.