Die Behandlung von Schmerzen ist eine zentrale Herausforderung der medizinischen Versorgung. Aktuelle Theorien gehen davon aus, dass bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen neben somatischen auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Entsprechend werden in der Behandlung vor allem chronischer Schmerzsyndrome neben pharma-kologischen auch psychologische Interventionen eingesetzt. In dieser Dissertation werden drei Studien zusammengefasst, die den Einfluss biologischer und psychologischer Variablen auf Schmerzerleben in unterschiedlichen medizinischen Kontexten analysieren. In der ersten Studie wurde mit einem randomisiert-placebokontrollierten Versuchsplan die Wirkung von Gammahydroxybuttersäure auf Schmerzintensität, Depressivität, physische Beeinträchtigung und Schlafqualität bei Fibromyalgie-Patientinnen untersucht. Alle Studienteil- nehmerinnen erhielten außerdem eine Verhaltenstherapie im Gruppensetting. Es zeigte sich bei Patienten beider Therapiearme eine signifikante Symptomreduktion im Behandlungsverlauf, jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen mit Gammahydroxybuttersäure und Placebobehandlung. Dass Gammahydroxybuttersäure anders als in anderen Studien nicht wirksam war, wird möglicherweise durch die niedrige Dosierung in der aktuellen Studie und durch Effekte der Patientenselektion erklärt. In der zweiten Studie wurden die Nebenwirkungen einer Opioidbehandlung bei Patienten mit Schmerzen untersucht und Risikofaktoren für das Auftreten von Obstipation evaluiert. Hierbei zeigte sich, dass neben bekannten Faktoren wie weibliches Geschlecht vor allem die Dosis und das Patientenalter eine Rolle spielten. Die Ergebnisse legen nahe, dass bei der Opioidbehandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen ein individualisiertes Vorgehen notwendig ist. In der dritten Studie wurde untersucht, ob sich Frauen und Män-ner in der vor chirurgischen Eingriffen erlebten Schmerzintensität unterscheiden und welchen Einfluss weitere demographische und klinische Merkmale haben. Die Schmerzintensität wurde mit einer visuellen Analogskala erfasst. Als potenzielle Einflussfaktoren wurden psychopathologische Symptome mit Fragebögen erfasst und routinemäßig erhobene klinische und demographische Merkmale in die Analyse einbezogen. Es zeigte sich, dass Frauen eine höhere Schmerzintensität als Männer berichten. Mit einer multiplen Regressionsanalyse wurde gezeigt, dass der Geschlechtsunterschied nicht vollständig durch die analysierten Co-Variablen erklärt werden kann. Allerdings scheinen die Geschlechtsunterschiede vom Patientenalter und von der Schwere des Eingriffs abzuhängen. Außerdem zeigte sich, dass psychopathologische Faktoren unabhängig vom Geschlecht die Schmerzintensität beeinflussen. In der Zusammenschau dieser Studien zeigen sich Möglichkeiten und Grenzen der therapeutischen Beeinflussung von Schmerzen. Bei den untersuchten Pharmakotherapien ist das Ausmaß erwünschter und unerwünschter Wirkungen von der Dosierung und Patientenmerkmalen abhän-gig. Psychologische Interventionen scheinen den Behandlungserfolg zu verbessern, müssen aber hinsichtlich ihrer Interaktion mit Pharmakotherapie genauer untersucht werden. Unabhängig von Interventionen spielt das Geschlecht eine wichtige Rolle für das Schmerzerleben. Zusammenfassend legen die Studienergebnisse nahe, dass Schmerztherapien nur unter Berücksichtigung individueller psychologischer und somatischer Patientenmerkmale optimiert werden können.
The treatment of pain is a major challenge for health care. According to current theories, pain is generated and perpetuated by somatic as well as psychological factors. Therefore, treatment includes pharmacological and psychological interventions, especially for chronic conditions. This dissertation comprises three studies analyzing the influence of biological and psychological variables on the experience of pain in different medical contexts. The first study used a randomized placebo-controlled design in order to investigate the efficacy of gamma-hydroxybutyrate on pain intensity, depression, physical impairment and sleep quality in fibromyalgia patients. All patients also received behavior therapy in a group setting. Patients of both treatment arms experienced significant symptom reduction in the course of treatment, but there was no difference between the gamma-hydroxybutyrate and the placebo groups. The failure to find effects of gamma-hydroxybutyrate as observed in earlier studies might be due to low dosage in the present study and to effects of patient selection. The second study investigated side effects of opioid treatment in patients with pain and evaluated risk factors for the emergence of constipation. It showed that beyond known risk factors like female gender, dosage and patient age predicted the emergence of constipation. The results suggest that opioid treatment of patients with chronic pain necessitates individualized procedures. The third study investigated whether women and men differ with respect to pain intensity before surgical interventions and analyzed the influence of further demographic and clinical patient characteristics. Pain intensity was assessed using a visual analog scale. Potentially influencing factors were psychopathological symptoms as assessed by various questionnaires and routine data on further clinical and demographic characteristics. Women reported higher pain intensity than men. Multiple regression analyses showed that gender differences are not fully explained by the analyzed co-variables. However, gender differences seem to depend on patient age and severity of subsequent surgery. In addition, the results showed that psychopathological symptoms influence pain intensity independently of gender. The synopsis of all three studies shows opportunities and limitations of therapeutically influencing pain. For the pharmacological interventions studied here, the extent of desired and undesired effects depends on dosage and patient characteristics. Psychological interventions appear to improve outcome, but need closer analysis of interaction with medication. Independently of interventions, gender plays an important role for pain experience. In summary, the study results suggest that pain related therapies may only be optimized under consideration of individual so-matic and psychological patient characteristics.