Die koronare Herzerkrankung steht an der Spitze der Todesursachenstatistik in den westlichen Industrienationen. Bei wenigen somatischen Erkrankungen ist der Einfluss psychischer Faktoren auf die Entstehung, den Verlauf und die Mortalität empirisch so gut belegt wie im Falle der koronaren Herzerkrankung und des Herzinfarktes. Etwa 60% der Patienten entwickeln nach einem akuten kardiologischen Ereignis depressive Symptome oder eine Depression. Die Depression ist assoziiert mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität und mit einem erhöhten Sympathiko- und erniedrigten Parasympathikotonus. Zur Erfassung der sympathovagalen Balance hat sich die Herzratenvariabilität bewährt. Eine hohe Herzratenvariabilität beruht vor allem auf einem optimalen Zusammenspiel des sympathischen und parasympathischen Nervensystems und wird als Zeichen für die erhaltene Adaptationsfähigkeit des autonomen Nervensystems auf innere oder äußere Stressoren gesehen. Sie repräsentiert eine höhere vagale Aktivität des Herzens mit guter kardialer Funktion. Eine erniedrigte Herzratenvariabilität ist somit Ausdruck einer Dysbalance des autonomen Nervensystems. Denollet und Kollegen führten in den 1990ern ein neues Persönlichkeitsmuster ein, das aus hoher Ausprägung der Charaktereigenschaften negative Affektivität und soziale Inhibition besteht. Negative Affektivität umfasst Dysphorie, Reizbarkeit und Unruhe. Soziale Inhibition hingegen besteht aus den Items Distanziertheit, einem Gefühl des Unwohlseins im Umgang mit anderen Menschen und der sogenannten sozialen Haltlosigkeit. Typ-D-Patienten weisen eine kardiovaskuläre Risikoerhöhung auf. Trotz dieses Ergebnisses weiß man wenig über die Zusammenhänge dieser Persönlichkeitsstruktur mit anderen biologischen Prozessen, auch ist nicht bekannt, in wieweit sie sich gegenseitig beeinflussen. Wir untersuchen in dieser Arbeit, ob Typ-D-KHK-Patienten eine niedrigere HRV aufweisen als die Vergleichsgruppe aus Nicht-Typ-D-KHK- Patienten. Die Herzratenvariabilität wurde bei den Studienteilnehmern in drei verschiedenen Messungen (kontrollierte Atem-, Stress- und Erholungsphase) aufgezeichnet. Zusätzlich füllten die Probanden den HADS- und DS-14-Fragebogen zum Screening auf Depression und Typ-D-Persönlichkeitsparameter aus und es wurden weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren abgefragt. Es zeigte sich in der kontrollierten Atemphase eine statistische Tendenz im LF-Band und in der Erholungsphase ebenfalls eine statistische Tendenz sowohl im HF- als auch im LF-Band für niedrigere HRV-Werte bei den Typ-D-Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe aus Nicht-Typ-D-Probanden. Typ-D-Patienten weisen also eine tendenziell niedrigere Herzratenvariabilität im Vergleich zu Nicht- Typ-D-Patienten auf. Es zeigte sich außerdem, dass Typ-D-Patienten Defizite in der Erholung aufweisen, angezeigt durch ein geringeres Δ-HF (Δ = HRV-Wert der Erholungsphase – HRV-Wert der Stressphase). In den drei Untergruppenanalysen gegen die HRV-Werte der depressiven Typ-D-Patienten zeigten sich übereinstimmend tendenziell erniedrigte HRV-Werte dieser Gruppe im Vergleich zu den jeweiligen anderen Kontrollgruppen (nicht-depressive Nicht- Typ-D-Patienten, depressive Nicht-Typ-D-Patienten und nicht-depressive Typ-D-Patienten). Zuletzt konnten wir ebenfalls tendenziell niedrigere HRV- Werte im LF- und HF-Band der kontrollierten Atemphase und im LF-Band der Erholungsphase der depressiven Patienten im Vergleich zu nicht-depressiven Patienten unabhängig von der Typ-D-Persönlichkeit nachweisen. Die Ergebnisse stützen größtenteils frühere Untersuchungen. So beschreiben Denollet und Kollegen eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität bei Typ-D-Probanden, bei denen man vermuten könnte, dass diesen Ergebnissen unter anderem eine erniedrigte Herzratenvariabilität zugrunde liegt. Wünschenswert wären weitere Follow-up-Untersuchungen mit einem größeren Patientenkollektiv und längerfristigeren HRV-Messungen, um unsere Ergebnisse zu überprüfen und um weiter zu untersuchen, ob die erniedrigte Herzratenvariabilität auch über einen längeren Zeitraum nachzuweisen ist und es sich somit nicht nur um kurzfristige Schwankungen der Herzfrequenz handelt. Therapeutisch könnte die Stärkung der vagalen Aktivität zum Beispiel durch Stressbewältigungskurse zur Reduktion der von Denollet und Kollegen 2006 beschriebenen erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität dieser Patientengruppe im Fokus liegen. Zukünftige Studien sollten der Frage nachgehen, welche der untersuchten Parameter, Typ-D-Persönlichkeit oder Depression, einen größeren Einfluss auf die erniedrigte Herzratenvariabilität haben und somit mit der erhöhten Morbidität und Mortalität dieser Risikogruppen assoziiert sind.
The coronary heart disease (CHD) is one of the leading mortality causes in the industrial world. The influence of psychological factors is proven on development, process and mortality of CHD and myokardial infarction. 60 % of patients with CHD are developing depressive symptoms or a depression which are correlated with decreased heart rate variability (hrv), a marker of the vegetative nerval system. An increased hrv represents a healthy or good vegetative nerval system, a decreased hrv the opposite. Dennollet and his colleagues characterised a new personality type in the 1990s. This personality type is called type-d-personality. A person with type-d-personality is dysphoric, irritable and socially inhibited. Patients with type-d-personality are in increased risk to develop a CHD. We tried to investigate if patients with type-d-personality have a decreased hrv in comparison with patients without type-d-personality. In another hypothesis we combined the type-d-personality with depressive symptoms. By trend we could see that patients with type-d-personality have a decreased hrv, a delayed recovery after stress and that patients with the combination of type-d-personality and depressive symptoms have a decreased hrv in comparison to patients without any of these or only with one factor (depressive non-type-d-patients, non- depressive non-type-d-patients or non-depressive type-d-patients). Future studies can try to find out which factor (depressive symptoms or type-d-personality) has a wider influence on the increased morbidity and mortality in patients with type-d-personality and depressive symptoms.