Ziel dieser Studie war die Untersuchung von Frequenz, Charakteristika sowie Prädiktoren der periiktalen, d.h. Anfalls-bezogenen, und der interiktalen, d.h. der im Anfalls-freien Intervall auftretenden, Kopfschmerzen. Es wurden Patienten mit einer Epilepsie aus einer Spezialambulanz einem semi- strukturierten Fragebogen unterzogen. Die wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden Studie sind im Folgenden aufgeführt: (1) Ein Drittel aller Patienten litt unter periiktalen Kopfschmerzen, dies ist mit den Daten aus anderen retrospektiven Studien vergleichbar. Bei der Mehrzahl der Patienten traten diese Kopfschmerzen postiktal auf. Periiktale Kopfschmerzen waren meist von Spannungskopfschmerz-artigem Charakter, bei über einem Viertel der Patienten war der Kopfschmerz Migräne-artig. Bei vier dieser Patienten bestand eine interiktale Migräne ohne Aura, die epileptischen Anfälle entwickelten sich aus einer Migräne-Attacke heraus. Dies entspricht den weitergefassten Kriterien einer Migralepsie. (2) Unabhängige Prädiktoren für periiktale Kopfschmerzen waren das Alter bei Beginn der Epilepsie und eine antiepileptische Polytherapie. Beide Prädiktoren deuten auf eine schwerere Form der Epilepsie als Risikofaktor für PKS hin. In der weiteren Analyse blieben die Prädiktoren jedoch unabhängig von einer chronischen Epilepsie bestehen. Interiktale Kopfschmerzen konnten als möglicher Prädiktor der PKS ausgeschlossen werden. (3) Des Weiteren sind periiktale Kopfschmerzen signifikant häufiger mit primär wie auch sekundär generalisierten Anfällen assoziiert. Dies ist verständlich, da es bei diesen Anfallstypen zu einer besonders ausgeprägten Steigerung der kortikalen Durchblutung kommt, die das meningo-trigeminale Schmerzsystem stimulieren kann. (4) Interiktale Kopfschmerzen wurden von jedem dritten befragten Patient berichtet. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung fand sich kein erhöhtes Risiko bei Patienten mit Epilepsie für das Auftreten von Kopfschmerzen allgemein und von Migräne speziell. Dieses Ergebnis widerspricht dem weit verbreiteten Konzept der Komorbidität von Migräne und Epilepsie. Einziger unabhängiger Prädiktor für interiktale Kopfschmerzen ist das weibliche Geschlecht, diese Variable ist nicht spezifisch für Patienten mit Epilepsie. (5) In der vorliegenden Studie konnte eine etwas höhere Prävalenz der interiktalen Migräne bei Patienten mit einer IGE im Vergleich zu allen Patienten mit Epilepsie und zur Allgemeinbevölkerung demonstriert werden. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Epilepsie-Syndrom und einer interiktalen Migräne konnte jedoch nicht gezeigt werden. (6) Wir konnten zeigen, dass die periiktalen Kopfschmerzen von den meisten Patienten inadäquat behandelt werden. Über die Hälfte der Patienten mit periiktalen bzw. schweren periiktalen Kopfschmerzen nahm keine Analgetika ein. Die Patienten, die ihren Kopfschmerz behandelt haben, führten meist eine Selbstmedikation durch. Eine Erklärung hierfür kann die Überschattung der Kopfschmerzen durch den epileptischen Anfall sein. Vor allem bei tonisch-klonischen Anfällen können die zum Teil heftigen motorischen Entäußerungen und der dabei auftretende Bewusstseinsverlust die Kopfschmerzen in den Hintergrund drängen. Im Vergleich zu den interiktalen wurden die periiktalen Kopfschmerzen signifikant weniger häufig behandelt, obwohl die Schmerzintensität der periiktalen Kopfschmerzen signifikant höher war. So wird bei interiktalen Kopfschmerzen dreimal (alle Kopfschmerzen) bis viermal (schwere Kopfschmerzen) so häufig ein Arzt hinsichtlich einer analgetischen Medikation konsultiert. Der behandelnde Arzt sollte Patienten mit Epilepsie nach periiktalen und interiktalen Kopfschmerzen fragen. Durch das Anbieten einer adäquaten analgetischen Therapie wie beispielsweise von Migräne- spezifischen Medikamenten bei Migräne-artigen PKS könnte den betroffenen Patienten Linderung verschafft werden.
Objective: Interictal headache (IIH), and in particular migraine, is considered a relevant comorbidity in epilepsy, available data are ambiguous. Periictal headache (PIH) displays a frequent ancillary burden to seizures, but identification of unequivocal predictors is still elusive. We aimed to assess frequency, characteristics, and predictors of IIH and PIH in patients with epilepsy. Methods: All patients (≥18 years) with epilepsy or unprovoked seizures seen in a tertiary epilepsy outpatient clinic underwent a semi- structured interview regarding occurrence and characteristics of IIH and PIH. Clinical variables in patients with and without IIH and PIH and seizure types with and without PIH were compared. Results: Out of 201 patients, 56.2% reported headache, IIH occurred in 34.3%, and 10.9% of the study population suffered from migraine. PIH was reported by 35.3%, occurring preictally in 16 and postictally in 61 cases. PIH character was migrainous in 26.8% and tension-type headache-like in 62%, mean severity was 6.12.2 cm. PIH was treated analgetically by less than 40% of patients, only 11% sought specific medical advice. Predictors were low age at epilepsy onset (OR 0.963, 95% CI 0.945-0.981, p<0.0001), antiepileptic drug (AED) polytherapy (OR 1.943, 95% CI 1.046-3.612, p=0.036), and generalised tonic-clonic seizures (p<0.0001). Conclusions: In patients with epilepsy, IIH, and particularly migraine, is less common than expected challenging the widely held concept of comorbidity of the two conditions. PIH is frequent, severe, and undertreated. Predictors include low age at epilepsy onset, AED polytherapy, and tonic-clonic generalised seizures. Physicians should ask for PIH and offer specific analgesic treatment.