Hintergrund: Bei der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) sind molekulargenetische und zytogenetische Aberrationen die wichtigsten AML- assoziierten prognostischen Faktoren. Weiterhin gibt es Hinweise darauf, dass auch die biologische Reife der AML, welche immunzytologisch durch die Expression bestimmter Antigenmuster reflektiert wird, prognostische Relevanz haben kann. Bisher fehlen jedoch Untersuchungen zum Einfluss des AML- Reifegrades auf die Prognose innerhalb der einzelnen molekulargenetisch- zytogenetisch definierten AML-Risikogruppen nach European LeukemiaNet (ELN). Ziel: Ziel der Arbeit war die Klärung der Frage, ob der immunzytologisch (durchflusszytometrisch) ermittelte Reifegrad einer AML nur bestimmte zytogenetische bzw. molekulargenetische Phänotypen reflektiert oder ob dieser auch innerhalb der verschiedenen AML-Risikogruppen nach ELN prognostische Relevanz hat. Material und Methoden: 300 an der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, im Zeitraum 01/2003 – 04/2012 diagnostizierte AML-Patienten wurden hinsichtlich ihrer durchflusszytometrischen Zellreife und ihrer Risikogruppen-Zuordnung nach ELN analysiert. Dazu wurde ein durchflusszytometrischer „Reifescore“ entwickelt, welcher auf der quantitativen Expression weniger Progenitorzellmerkmale (CD34, CD117 und TdT) beruht. Mittels dieses immunphänotypischen „Reifescores“ wurden die Patienten in „reife AML“ (AML-R) oder „unreife AML“ (AML-U) unterteilt. Der Einfluss dieses „Reifescores“ auf die klinischen Parameter komplette Remission (CR / CRi), Rückfall-freies Überleben (RFS) und Gesamtüberleben (OS) wurde dann sowohl in der Gesamtkohorte als auch in den einzelnen Risikogruppen nach ELN untersucht. Ergebnisse: Im Gesamtkollektiv zeigten AML-R im Vergleich zu AML-U ein signifikant längeres RFS und OS (p < 0,001). In der Gruppe der AML-R zeigte sich eine Anhäufung von Niedrigrisiko-Aberrationen (NPM1, PML-RARA), während in der Gruppe der AML-U gehäuft Hochrisiko-Aberrationen (monosomaler und komplex-aberranter Karyotyp, -5, (del)5q, -7) beobachtet werden konnten. Interessanterweise fand sich der Unterschied in RFS und OS aber auch innerhalb der einzelnen ELN-Risikogruppen, wobei hier – am ehesten fallzahlbedingt – in der intermediären Risikogruppe nach ELN statistische Signifikanz erreicht wurde (RFS: 7,0 Jahre (AML-R) vs. 3,3 Jahre (AML-U); p = 0,002; OS: 5,1 Jahre (AML-R) vs. 3,0 Jahre (AML-U); p = 0,022). Im Gegensatz dazu fand sich kein Zusammenhang zwischen dem Reifegrad der AML und der CR / CRi-Rate. Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten geben einen ersten Hinweis darauf, dass der in dieser Arbeit entwickelte durchflusszytometrische „Reifescore“ für die AML eine weitere prognostische Stratifizierung innerhalb der einzelnen Risikogruppen nach ELN erlaubt. Die Ergebnisse sollten in einer größeren Patientengruppe prospektiv evaluiert werden. Der durchflusszytometrische „Reifescore“ könnte insbesondere in der intermediären Risikogruppe nach ELN ein zusätzliches Kriterium für die Wahl einer adäquaten Postremissionstherapie werden.
Background: In Acute Myeloid Leukemia (AML), molecular genetic and cytogenetic changes in leukemic blasts are the strongest AML-related prognostic factors and the basis for the European LeukemiaNet (ELN) risk classification. Additionally, it has been suggested that individual surface antigen patterns, which reflect maturity or immaturity may also have prognostic relevance. However, there are no prior studies analyzing the impact of blast maturity within the different ELN risk groups. Objective: The aim of this study was to clarify whether AML blast maturity as measured by flow cytometry only reflects specific cytogenetic or molecular phenotypes or whether it also has a prognostic value within the different ELN risk groups. Materials and Methods: 300 patients newly diagnosed with AML from 01/2003 through 04/2012 at Charité – University Medical Center Berlin, Campus Virchow Klinikum, were analyzed with regard to their flow cytometric cell maturity and their ELN risk group. For this purpose, a quantitative flow cytometric score based on CD34, CD117 and TdT antigen expression has been developed and patients were classified as “mature” (AML-R) or “immature” (AML-U). The influence of this maturity score on clinical parameters such as remission rate (CR / CRi rate), relapse-free survival (RFS), and overall survival (OS) was evaluated for both the total cohort and the different ELN risk groups. Results: AML-R showed a significantly longer RFS and OS than AML-U (p < 0,001). Significant accumulation of good-risk mutations (NPM1, PML-RARA) was observed in patients with AML-R; high-risk phenotypes (monosomal and complex aberrant karyotype, -5, (del)5q, -7) were frequently seen in AML-U. However, the differences in RFS and OS in favor of AML-R were also confirmed within the different ELN risk groups, particularly within the group “intermediate risk”, in which this difference was statistically significant (RFS: 7.0 vs. 3.3 years; p = 0,002; OS: 5.1 vs. 3.0 years; p = 0,022). In contrast, no correlation was observed between CR / CRi rate and blast maturity (p > 0,050). Conclusion: The present data show that our flow cytometric score might allow further prognostic stratification within the different ELN risk groups. Our results should be confirmed in a prospective trial in a larger cohort of AML patients. In the future, the flow cytometric score might become an additional criterion for the choice of the most appropriate post remission therapy in AML, particularly within the intermediate risk group according to ELN.