Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Barrierefunktion der Haut von Frühgeborenen und ihren postnatalen Reifungs- und Adaptationsprozessen. Die Haut des Feten ähnelt zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels strukturell bereits derjenigen des reifen Neugeborenen. Lediglich das Stratum corneum hat weniger Zellschichten, Dermis und subkutanes Fettgewebe sind dünner, die elastischen Fasern und die ekkrinen Schweißdrüsen sind unreif. Ist die Entwicklung der Haut bei Geburt noch nicht vollständig abgeschlossen, ist eine unreife Hautbarriere die Folge. Daher können Frühgeborene unter hohem transepidermalem Wasserverlust, starker Hautpermeabilität für chemische Noxen und erhöhter Verletzlichkeit durch mechanische Traumata leiden. Der transepidermale Wasserverlust schadet dem Organismus durch Dehydratation und Wärmeentzug. Bei sehr früh geborenen Kindern kann in den ersten Lebenstagen der Wasserverlust durch die Haut das Dreißigfache der kutanen Wasserabgabe von reifen Neugeborenen betragen und höher sein als die Wasserausscheidung durch den Urin. Sowohl der hohe Wasserverlust als auch der Wärmeentzug durch Verdunstung kann durch Inkubatortherapie mit maximaler Luftfeuchtigkeit, durch Abdeckung der Kinder mit Plastikfolie oder durch die Anwendung hydrophober Externa verringert werden. Die durchgeführten Untersuchungen dienten der Beobachtung der Barrierefunktion der Haut von Frühgeborenen mit mindestens 30 Schwangerschaftswochen Gestationsalter im Verlauf der ersten sieben Lebenswochen mittels hautphysiologischer Messverfahren sowie der Analyse des Einflusses von Gestationsalter, Geburtsgewicht, Geschlecht, Geburtsmodus, Luftfeuchtigkeit, Raumtemperatur, Körpertemperatur und Körpergewicht auf den Zustand der Hautbarriere. Zur Anwendung kamen bereits etablierte nicht- invasive Methoden zur Bestimmung von transepidermalem Wasserverlust (TEWL), Hydratation des Stratum corneum (SCH), Hautoberflächen-pH und Sebum casual level (Sebum-CL). Die Messungen wurden bis zum 7. Lebenstag einmal täglich und in der Folge bis zur 7. Lebenswoche einmal wöchentlich an der Stirn, am Abdomen, am Oberschenkel und am Gesäß durchgeführt. Zur internen Qualitätskontrolle wurden 12 reife Neugeborene im Rahmen einer Vorstudie untersucht. In die Hauptstudie wurden 48 Frühgeborenen mit Gestationsalter von 30 bis 37 vollendeten Schwangerschaftswochen eingeschlossen. Der TEWL war während der ersten 7 Lebenswochen annähernd stabil. Lediglich am Gesäß nahmen ab der 4. Lebenswoche die TEWL-Werte zu. Kinder mit niedrigem Gestationsalter und Geburtsgewicht hatten an der Stirn niedrigere TEWL-Werte als reifere und schwerere Kinder. Derselbe Zusammenhang wurde in der Korrelationsanalyse zwischen dem TEWL an der Stirn und dem Körpergewicht am Untersuchungstag gefunden. Die SCH war während der ersten 7 Lebenswochen bis auf einen leicht ansteigenden Verlauf an Stirn und Bauch ebenfalls annähernd stabil. Kinder mit niedrigem Gestationsalter und Geburtsgewicht hatten höhere SCH-Werte als reifere und schwerere Kinder. Der Hautoberflächen-pH nahm an der Stirn, am Bauch und am Oberschenkel während der ersten 7 Lebenswochen kontinuierlich ab. Am Gesäß hingegen war ab dem 2. Lebenstag ein nicht signifikanter Anstieg des pH zu beobachten. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zeigte sich zwischen Geburtsmodus und den pH-Werten an der Stirn, dort hatten durch Sectio caesarea entbundene Kinder höhere pH-Werte als vaginal entbundene. Bei mittels Sectio entbundenen Kindern wurden statistisch signifikant höhere Sebum-CL- Werte als bei vaginal entbundenen gemessen. Diese Arbeit ergab keinen Anhalt für eine hautphysiologisch messbare Unreife der Hautbarriere bei Frühgeborenen mit Gestationsalter zwischen 30 und 37 vollendeten Schwangerschaftswochen. Am Gesäß wurde eine im Verlauf der Untersuchung zunehmende Barrierestörung festgestellt. Diese fiel initial durch erhöhte pH-Werte auf und manifestierte sich ab der 4. Lebenswoche durch Anstieg des TEWL. Für weitere hautphysiologische Untersuchungen bei Frühgeborenen ist zu empfehlen, das Instrumentarium auf TEWL-Messungen zur Beobachtung der Hautbarrierefunktion und Hautoberflächen-pH-Messungen zur Beobachtung des Hautmilieus zu beschränken. Aufgrund der in dieser Arbeit erhobenen Daten schlagen wir für Frühgeborene mit Gestationsalter >30 vollendeten SSW als oberen Grenzwert für unauffällige TEWL- Werte innerhalb der ersten beiden Lebensmonate 20g/m²h und ab der 3. Lebenswoche pH 6 als oberen Grenzwert für unauffällige pH-Werte der Hautoberfläche vor. Der Zusammenhang zwischen Hautoberflächen-pH bzw. Sebum CL und dem Geburtsmodus sollte durch weitere Studien geklärt werden. Zur klinischen Nutzung von TEWL- und pH-Werten erscheint es notwendig, dass diese Messverfahren mit optischen Hautbewertungs-Scores, mikrobiologischen Untersuchungen sowie Morbidität und Mortalität kombiniert werden.
If the newborn baby's skin is not mature at birth, the barrier function of the skin may be highly impaired. Therefore premature newborns may suffer from high transepidermal water loss, high permeability of the skin to chemical toxins and increased vulnerability to mechanical trauma. We examined the barrier function of premature neonates with minimum gestational age of 30 weeks using non-invasive techniques: Transepidermal water loss, Stratum corneum hydration, skin surface pH and sebumetry. Our examination showed no relevant immaturity of the skin barrier in preterm neonates with minimum gestational age of 30 weeks. An increasing dysfunction of the skin barrier was found in the diaper area of the back, initially with increased skin surface pH and later on with raise of TEWL.