Euterentzündungen und dauerhaft erhöhte Milchzellzahlen stellen eine der bedeutendsten Abgangsursachen für Rinder in Milchviehbetrieben dar. Ein Großteil dieser Tiere wird der Schlachtung zugeführt. Auf dem Schlachthof ist es praktisch nicht möglich, Milchkühe zuverlässig als euterkrank zu erkennen. Dabei ist noch weitgehend unbekannt, ob im Gewebe von Tieren mit klinischer oder subklinischer Mastitis eine erhöhte und eventuell sogar lebensmittelhygienisch bedenkliche Keimkonzentration vorliegt gegenüber dem Gewebe von Milchkühen, die zum Zeitpunkt der Schlachtung keine Anzeichen einer Infektion und einen unauffälligen Euterstatus aufweisen. Ziel dieser Arbeit war es zu prüfen, ob das Gewebe von Milchkühen, die mit klinischer Mastitis, subklinischer Mastitis oder erhöhten Milchzellzahlen geschlachtet werden, einen erhöhten Keimgehalt in für den Verbraucher bedenklicher Konzentration aufweist. Dazu wurden 54 zur Schlachtung vorgesehene Rinder vor dem Transport zum Schlachthof im Milchviehbetrieb klinisch untersucht, Viertelgemelksproben entnommen und ein kurzer Vorbericht erhoben. Nach der Schlachtung wurden Proben von Eutergewebe, Ileofemorallymphknoten und Muskulatur entnommen und ebenso wie die Milchproben mikrobiologisch untersucht. Bei 27 Milchkühen handelte es sich um Tiere mit klinischer Mastitis, 21 Tiere wiesen eine erhöhte Milchzellzahl auf, ohne dass eine klinische Euterentzündung vorlag, und 6 Rinder waren eutergesunde Kontrolltiere. Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung wurden anschließend zusammen mit den im Herkunftsbetrieb erhobenen Daten ausgewertet. Bei den Rindern mit klinischer Euterentzündung wurde eine signifikant höhere Keimzahl im Eutergewebe nachgewiesen als bei den Tieren mit erhöhten Milchzellzahlen ohne klinische Mastitis und den Kontrolltieren. Erhöhte Keimzahlen in Lymphknoten- und Muskelgewebsproben bei Tieren mit klinischer Mastitis gegenüber den Tieren der beiden anderen Gruppen konnten dagegen statistisch nicht abgesichert werden. Nur bei einem Rind, welches eine klinische Mastitis aufwies, konnten die im Euter nachgewiesenen Keime auch aus dem Muskelgewebe isoliert werden. Beide Gewebe enthielten ebenso wie der Lymphknoten A.pyogenes und Enterobacteriaceae. Bei 11 Tieren lag eine Übereinstimmung der Keimflora von Euter- und Lymphknotenprobe vor. Betroffen waren 10 Milchkühe mit klinischer Mastitis und ein Kontrolltier. Bei den nachgewiesenen Keimen handelte es sich um S.uberis, A.pyogenes, Enterobacteriaceae und St.aureus. Das Spektrum der aus Milch- und Gewebeproben isolierten Keime umfasste hauptsächlich typische Mastitiserreger, darunter auch einige mit humanpathogenem Potential unterschiedlichen Schweregrades, wie Enterokokken, St.aureus, Bacillus spp. und Enterobacteriaceae. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Praxis, euterkranke Rinder der Schlachtung zuzuführen, in der Regel kein erhöhtes Gefährdungspotential für den Verbraucher darstellt. Blut-Euter- Schranke und nachgeschaltete Lymphknoten scheinen ein effektives System darzustellen, um Mastitiserreger aus dem Euter an einer Streuung in die Muskulatur zu hindern. Es ist anzunehmen, dass die Vorschriften zum Inverkehrbringen von Milch (lebendes Tier) den Tierhalter u.U. dazu bringen können, sich von einem Tier zu trennen. In Konsequenz können jedoch genau diese Mechanismen dazu führen, das ein Konflikt mit den Vorgaben der Lebensmittelketteninformation entsteht, nach denen ein Tier mit einem (derzeit unklaren) Gefahren-/Risikopotential nicht für den menschlichen Verzehr geschlachtet werden darf. Der Nachweis teilweise hoher Keimkonzentrationen im Euter, auch eutergesunder Tiere, wirft darüber hinaus die Frage auf, ob das Euter von Milchkühen nicht generell als untauglich für den menschlichen Verzehr beurteilt werden sollte. Eine derartige Forderung wird vor allem durch den Umstand untermauert, dass in vielen Euterproben auch Keime mit humanpathogenem Potential nachgewiesen werden konnten.
Inflammations of the udder and permanently elevated somatic cell counts belong to the most significant reasons for remonting cows on dairy farms. A major part of these animals is sent to slaughter. At the abattoir, it is practically not possible to reliably tell that these cows have an udder disease. It is still largely unknown whether – in the tissues of animals with clinical or subclinical mastitis– there is an increased concentration of microorganisms that may even be on concern with regard to food hygiene vis-à-vis the tissue of dairy cows that present no signs of an infection and apparently healthy udders at the time of slaughter. The aim of this study was to examine whether the tissue of dairy cows that are slaughtered with clinical mastitis, subclinical mastitis or elevated somatic cell counts displays an elevated bacterial content at a concentration that would be of concern for consumers. For this purpose, 54 cows for slaughter were clinically examined in the dairy farm before being transported to the abattoir; quarter milk samples were taken and a short case report was made. After slaughter, samples of udder tissue, iliofemoral lymph nodes and musculature were taken and microbiologically examined. Milk samples were also examined. Twenty-seven (27) of the cows had clinical mastitis, 21 had elevated somatic cell counts without any clinical inflammation of the udder being present and 6 cows were control animals with apparently healthy udders. The results of the microbiological examination were then evaluated, together with the data gathered in the farm they originated from. Cows with clinical udder inflammation had a significantly higher bacterial count in their udder tissue than animals with elevated somatic cell counts without clinical mastitis and the control animals. Increased bacterial counts in lymph nodes and muscle tissue samples in animals with clinical mastitis vis-à-vis the animals of the two other groups could, on the other hand, not be statistically proven. Only in one cow with clinical mastitis could the bacteria found in the udder also be isolated from the muscle tissue. Both tissues contained A. pyogenes and Enterobacteriaceae, just as the lymph nodes did. In 11 animals, the bacterial microflora in the udder and lymph node samples corresponded. This affected 10 dairy cows with clinical mastitis and one control animal. The bacteria confirmed were S. uberis, A. pyogenes, Enterobacteriaceae and St. aureus. The spectrum of bacteria isolated from the milk and tissue samples mainly comprised typical mastitis agents, among them also some human pathogens with the potential to cause illnesses of varying degrees of seriousness, such as enterococci, St. aureus, Bacillus spp. and Enterobacteriaceae. The findings suggest that the practice of slaughtering cows suffering from mastitis does not generally represent any potential threat to the consumer. Blood-udder barrier and downstream lymph nodes appear to represent an effective system that prevents mastitis agents from the udder spreading to the musculature. It can be assumed that the legal rules regarding the placing on the market of milk (living animal) could possibly make the animal owner part with an animal. Consequently, however, it might be precisely these mechanisms that lead to a conflict with the food chain information system, according to which an animal may not be slaughtered for human consumption if it represents an (as yet unclear) potential threat or risk to consumers. The detection of, in part, higher concentrations of bacteria in the udder, even those belonging to animals with healthy udders, also raises the question of whether the udders of dairy cows should generally be viewed as unfit for human consumption. Such a requirement is, above all, underpinned by the circumstance that human-pathogenic bacteria were also detected in many udder samples.