Innerhalb der vorliegenden Arbeit werden Zusammenhänge und Veränderungen geographischer Wissens- und Wertstrukturen betrachtet. Diese sind innerhalb der gesellschaftlichen Praxis in räumliche Orientierungsmuster eingebunden. Die Organisation dieser Orientierungsmuster erlangt gerade durch aktuelle Tendenzen der Fragmentierung sowie durch zunehmende Informationsmengen erhebliche Bedeutung. Zentral ist dabei die sprachlich-signifikative Prägung räumlicher Orientierung auf der Ebene symbolischer Repräsentationen. Sprache, als reguliertes System verstanden, koinzidiert mit gedanklichen Orientierungsmustern und steht somit im Zentrum von Strukturation und Vermittlung von Orientierungsmustern. Die Organisation schulischer Inhalte kann dabei als Element kultureller Orientierung verstanden werden, über welche sich gesellschaftliche Wissens- und Wertsysteme reproduzieren. Mittels qualitativ-hermeneutischem Zugriff werden innerhalb der vorliegenden Arbeit die Inhalte geographischer Schulbücher untersucht und der zu beobachtende Wandel von Wissens- und Wertstrukturen herausgestellt. Wie die Analyse zeigt, werden innerhalb schulgeographischer Lehrwerke nach wie vor materialistisch- existentielle Wertorientierungen betont. Die zunehmende Bedeutung individueller Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit führt dabei zu einer verstärkten Thematisierung der Verantwortung des Einzelnen. Eine Zunahme hedonistischer Wertorientierungen kann dabei nicht betrachtet werden. Auf der Ebene räumlicher Organisation von Wertstrukturen zeigt sich eine zunehmende Ausweitung ökologischer Argumentationen auf globale Maßstäbe, die von einer zeitlichen Ausweitung auf zukünftige Generationen begleitet wird. Die formale Öffnung des Mediums ,Schulbuch‘ erweist sich als Zunahme der Betonung der Selbstentfaltung des Einzelnen. Ins Zentrum rückt dabei der Schüler als subjektiver Nutzer dieses Mediums. Die innerhalb von Schulbüchern zu erkennenden Formen des Wissens verändern sich analog zu gesellschaftlichen und strukturellen Veränderungen der Wissensorganisation. Dabei verlieren reine ,Kenntnisse‘ zugunsten systematischer ,Erkenntnisse‘ immer mehr an Gewicht. Eine umfassende reflexive Öffnung der mit geographischem Wissen verbundenen Wertstrukturen ist nicht zu erkennen.
The present dissertation is dealing with coherences and changes in geographical structures of knowledge and value orientation. These structures are, as they are part of social practice, included in spacial models of orientation. The spacial organisation of these models of orientation achieve considerable meaning by current tendencies in fragmentation as well as by the permanently increasing amount of information. The linguistic and significant imprint on spatial orientation is essential on the level of symbolic representation. Language, considered to be a regulated system coinciding with notional models of orientation, is therefore one of the central moments of structuring models of orientation. The organisation of the content that is required for schools can be seen as cultural orientation. Knowledge and values of the society reproduce in dependence of this orientation. By using a qualitative and hermeneutical approach, the content of Geography schoolbooks is determined in this dissertation and the detectable change in structures of knowledge and values will be exposed. The analysis shows that, within Geography schoolbooks, material and existential values are still emphasized. The growing meaning of the individual action and decision-making ability leads hereby to an increased responsibility of the individual. Increasing orientation towards hedonistic values can not be seen. On the level of the spatial organisation of value structures an increasing reasoning under ecological aspects towards the global scale can be noticed, as well as the reckoning of consequences for the future coming along with these ecological aspects. This formal enlargement of the medium ‘schoolbook‘ shows the increasing importance of the individual self-development. The student is here seen as a subjective user. The recognisable forms of knowledge within schoolbooks change analogically to the changes in society and the structures of knowledge’s organisation. Hereby, absolute ‘acquirements‘ lose importance while systematic knowledge becomes more and more important. An all-embracing, reflexive enlargement of value structures that are connected with geographical knowledge can not be distinguished.