The dissertation deals with marginalisation in Sudan and examines the relations between southern Sudanese in Khartoum, the majority society of Khartoum and the state. The research arose from the assumption that the settlement of war between North and South Sudan, in January 2005, and the corresponding official termination of hostilities affects the reality of civilians in Khartoum. While majority of southern Sudanese in Khartoum live in squatter areas or camps where they are geographically set apart from the majority society, for this project an elite group of privileged and educated southern Sudanese has been chosen. Members of this group live in the city centre alongside their northern Sudanese countrymen; they work in local (northern) companies, non-governmental and international organisations or for newspapers or political parties; they teach at schools and study at universities. Some were born in Khartoum; others came as children with their parents; some came unaccompanied in search of education or work. All look back at a long stay in Khartoum; in fact, they spent the larger parts of their lives here. Their offspring were brought up in Khartoum and most of the times were born there. They are considerably well off and can afford the costly life in the centre of the capital. This group of southern Sudanese is a small elite and a clear minority among their own people. Worth mentioning, interview partners have considerable influence on the political opinion-making in the southern community in the North and even in the South. Their work in ethnic communities, church groups and political parties – and the general acceptance that they are more educated than the majority of southern Sudanese – allows them to seriously influence the southern community. Following guidelines of grounded theory, it has been surveyed, how accessible society and the system are for southern Sudanese, who have been living and working in Khartoum for at least two decades. Furthermore, it has been analysed, how relations between the distinct groups change over time. Apparently, in the consideration of process, the Comprehensive Peace Agreement (CPA) is of particular importance. The study looks at if the CPA has changed relations and whether it has made unity attractive to the research group, which, at least from an economical perspective, is able to lead a better life in the North than is currently possible in the South. The research takes the challenge of looking into everyday matters and strategic, long-sighted projects under drastically transformed conditions, namely the termination of war, the potential division of the country into two parts and changing perspectives for return to the South. Moreover, it analyses the construction of identity and different forms of belonging after the signature of the CPA in 2005 and before the formation of the new state in July 2011.
Die Dissertation beschäftigt sich mit der Marginalisierung von ethnischen Minoritäten im Sudan und untersucht die Beziehungen von in Khartum lebenden Südsudanesen zur nordsudanesischen Mehrheitsgesellschaft und dem Staat. Das Forschungsinteresse ist der Annahme entsprungen, dass der Abschluss des Friedensvertrages zwischen Nordsudan und Südsudan im Januar 2005, sowie der offizielle Waffenstillstand zwischen den Krieg führenden Parteien, auch die Situation von Zivilisten in Khartum beeinflussen. Die meisten Südsudanesen in Khartum leben außerhalb des Stadtzentrums in Armenvierteln und Lagern und sind so schon rein geographisch von der Mehrheitsgesellschaft abgeschnitten. Mitglieder der Forschungsgruppe hingegen leben Seite an Seite mit ihren nordsudanesischen Landsmännern im Zentrum Khartums. Es handelt sich bei der Forschungsgruppe um eine kleine, gut ausgebildete Elite, die durch einen relativ hohen sozioökonomischen Status charakterisiert ist. Interviewpartner arbeiten in lokalen (nordsudanesischen) Unternehmen, in Nichtregierungsorganisationen und internationalen Organisationen oder z.B. für Zeitungsredaktionen und politische Parteien. Andere lehren an Schulen oder studieren an Universitäten. Manche von ihnen wurden bereits in Khartum geboren, andere kamen als Kinder mit ihren Eltern und wieder andere alleine auf der Suche nach Bildung oder Arbeit. Sie alle blicken auf eine lange Zeit in Khartum zurück und haben den größten Teil ihres Lebens hier verbracht. Ihre Kinder wurden entweder in Khartum geboren oder wuchsen zumindest hier auf. Die Gruppe ist relativ wohl situiert und kann sich das kostspielige Leben im Zentrum der Hauptstadt leisten. Damit bildet sie eine klare Minderheit innerhalb der eigenen Gruppe. Durch ihre Arbeit in ethnischen Gruppierungen, Kirchen und politischen Parteien sowie durch die allgemeine Akzeptanz, dass sie besser gebildet sind als die Mehrheit der Südsudanesen, haben Mitglieder der Forschungsgruppe nennenswerten Einfluss auf die politische Meinungsbildung innerhalb der südsudanesischen Gemeinschaft im Norden und sogar im Süden. Mit Methoden der Grounded Theory wurde eruiert, wie zugänglich die Gesellschaft und das System für Südsudanesen, die seit mindestens zwei Jahrzehnten in Khartum leben, sind. Es wurde untersucht, wie die Beziehungen der einzelnen Gruppen sich mit der Zeit verändern, wobei der Einfluss des Friedensabkommens besondere Berücksichtigung fand. Es wurde hinterfragt, ob es dem Friedensabkommen gelungen ist, Einheit mit dem Norden für Interviewpartner, die zumindest aus ökonomischer Sicht im Norden ein besseres Leben führen als es derzeit im Süden möglich wäre, attraktiv zu machen. Die Forschung untersucht alltägliche Angelegenheiten und strategische, langfristige Planungen unter sich drastisch und rapide verändernden Bedingungen, nämlich die Beendigung des Krieges, die mögliche Zweiteilung des Landes und die mögliche Rückkehr in den Südsudan. Die Forschung beschäftigt sich darüber hinaus mit Identitätskonstruktionen und Formen der Zugehörigkeit im Sudan nach dem Friedensabkommen von 2005 und vor der Unabhängigkeit des Südsudans im Juli 2011.