Die psychische Erkrankung „pathologisches Glücksspiel“ wird in den gängigen Klassifikations-systemen (ICD-10; Dilling et al., 1993; DSM-IV-TR; Saß et al., 2003) als eine Erkrankung mit gestörter Impulskontrolle aufgeführt. Das „pathologische Glücksspiel“ teilt aber auch verschie-dene Merkmale mit einer Abhängigkeitserkrankung, wie z.B. unwiderstehliches Verlangen, Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen, wiederholte erfolglose Versuche, das Glücksspiel zu beenden. In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen wird deshalb diskutiert, ob es sich beim „Pathologischen Glückspiel“ um eine Impulskontrollstörung bzw. um eine so genannte stoffungebundene Abhängigkeitserkrankung handelt (Potenza, 2008). Analog zu den stoffgebun- denen Abhängigkeiten wird bei den stoffungebundenen Abhängigkeiten das Konstrukt des Drogenverlangens (craving) als wesentliches Merkmal bei der Charakterisierung, der Entstehung und der Aufrechterhaltung von Abhängigkeiten angenommen. Ziel dieser Arbeit ist, das Drogenverlangen mittels eines Reiz- Reaktions-Paradigmas bei aktiven und abstinenten pathologischen Glücksspielern im Vergleich zu abstinenten Alkoholikern und gesunden Kontrollprobanden durch suchtmittelspezifisches Bildmaterial zu untersuchen. In der Teilstudie I wurde das reizinduzierte Verlangen, die Depressivität und die Ängstlichkeit bei aktiven und abstinenten pathologischen Glücksspielern im Vergleich zu gesunden Kontroll-probanden psychometrisch mittels verschiedener Fragebögen untersucht. Dazu wurden den drei Versuchsgruppen visuell neutrale, positive und negative Reize, suchtmittelrelevante Glücksspiel-reize sowie suchtmittelirrelevante Alkoholreize vorgelegt. Die Ergebnisse zeigen bei aktiven pathologischen Glücksspielern ein höheres reizinduziertes Verlangen nach Darbietung sucht- mittelspezifischer Reize als bei abstinenten pathologischen Glücksspielern und Kontrollproban-den. Bei abstinenten pathologischen Spielern konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem reizinduzierten Verlangen und dem Ausmaß an Depressivität bzgl. der Glücksspielreize nachgewiesen werden. In der Teilstudie II wurde das reizinduzierte Verlangen bei einer weiteren Gruppe abstinenter pathologischer Glücksspieler und einer Gruppe abstinenter Alkoholiker im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden psychophysiologisch mittels Elektroenzephalogramm (EEG) unter-sucht. Diesen drei Versuchsgruppen wurden zunächst dieselben suchtmittelrelevanten und -irrelevanten Reize, Vergleichsreize und Fragebögen der Teilstudie I vorgelegt. Im Anschluß daran, wurden Indikatoren des reizinduzierten Verlangens (P3, LPC-Komplex) mittels EEG er-hoben. In den Ergebnissen der Fragebogenuntersuchung zeigte sich eine suchtmittelspezifische Reaktion der drei Versuchsgruppen im reizinduzierten Verlangen bzgl. der Glücksspielreize. Hinsichtlich der Alkoholreize unterscheiden sich die drei Gruppen im reizinduzierten Verlangen nicht. Im EEG zeigten die abstinenten pathologischen Glücksspieler, abstinenten Alkoholiker und gesunden Probanden signifikante Unterschiede im LPC-Komplex, aber nicht hinsichtlich der P3-Komponente.
Drug craving, the irresistible urge for drug intake, is being discussed as a central construct for the explanation of addictive behaviour and for relapses so far only in substance-related addiction. Based on learning models for the maintenance of addiction, in this study, cue-induced craving and psychological variables that influence craving were investigated in subjects with excessive rewarding behaviour such as pathological gambling. Based on the cue-reactivity paradigm, pathological gamblers and healthy controls were exposed to gambling and other cues. Emotional processing of the gambling cues, cue-induced craving, and the influence on craving of depression, anxiety, and stress- coping strategies were investigated. The results demonstrate disorder-specific processing of cues in pathological gamblers, even after abstinence for more than a year. In addition, craving is influenced by psychological disabilities. Data are discussed with respect to comparable data in studies about substance- related addicts.