Ausgehend von Modellen der geteilten Entscheidungsfindung und Patientenorientierung in der ärztlichen Behandlung wurde in der vorliegenden Studie untersucht, wie Partizipation in der ambulanten psychiatrischen Behandlung von psychoseerfahrenen Patienten realisiert werden kann. Diese Patientengruppe zeichnet sich durch Zustände aus, die zeitweise ihre Einwilligungsfähigkeit einschränken und die Fähigkeit und das Bedürfnis der Patienten nach Verantwortungsübernahme in der ärztlichen Behandlung beeinflussen. Der ambulante Behandlungskontext ist u.a. gekennzeichnet durch geringe Kontrollmöglichkeiten der Ärzte und die hohe Bedeutung der freiwilligen Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe durch die Patienten. Es wurde die Zusammenarbeit von vier Psychiatern mit 26 ihrer Patienten untersucht. Auswahlkriterium war die Annahme, dass sie eine partizipative Zusammenarbeit bereits etabliert haben. In den Praxen fand eine teilnehmende Beobachtung statt, ferner wurden reguläre Behandlungstermine auf Tonband aufgezeichnet sowie problemzentrierte Interviews mit den Ärzten und Patienten geführt. Im Zuge der Forschungsarbeit hat sich der Begriff der "gelungenen Zusammenarbeit" durchgesetzt. Darin sind partizipative Aspekte enthalten, aber auch kontrollierende, die Einflussnahme des Patienten beschränkende Anteile. Entscheidende Ausprägungen dieser Kooperationsform sind stellvertretende Entscheidungen sowie die flexible Verantwortungsübernahme und -rückgabe durch die Psychiater vor dem Hintergrund einer vertrauensvollen und stabilen Behandlungsbeziehung. Diese Form der Zusammenarbeit steht im Zusammenhang mit sie bedingenden Kontextfaktoren und zeichnet sich neben dem Aspekt der Passung durch bestimmte ärztliche Verhaltensweisen aus. Diese ermöglichen in umfassendem Maße die Beteiligung von psychoseerfahrenen Patienten und sichern die Patienten im Falle akuter Krisen ab. Vor dem Hintergrund dieser Befunde werden methodische und inhaltliche Implikationen einschlägiger Modelle der Patientenpartizipation diskutiert und Vorschläge für eine Modifikation der Ansätze bzw. weitergehende Forschungsarbeiten gemacht.
Psychoses temporarily limit the patients' ability for informed consent. Furthermore, in the outpatient setting doctors have little control over patients' behaviour and few possibilities to secure their wellbeing. The success of their treatment strongly depends on the patients' deliberate cooperation. Based on models of shared decision-making and patient centeredness, this study investigated how patient-participation can be realized in the outpatient treatment of psychosis. The sample included four psychiatrists who stated to offer their patients the opportunity to participate and 26 patients with psychosis. Data collection methods were participant observation in the psychiatrists' practices, observation and tape-recordings of routine appointments and problem-centered interviews with patients and psychiatrists. The term "successful cooperation" has turned out to be helpful to describe the analyzed doctor-patient-interaction. It includes participatory as well as controlling aspects. Patients delegate some of the decisions to the doctors. The doctors on their part practice a flexible taking and returning of responsibility in the decision-making. This is accompanied by a trustful doctor-patient-relationship. These are core determinants for this form of collaboration. In addition, it can be characterized by context variables, the fit between doctor and patient and certain behaviors of the doctors. On the one hand, these factors allow patient-participation - on the other hand, they help to protect psychotic patients in times of crisis. Referring to these results, current models of patient-participation are discussed and suggestions for their modification are presented.