People constantly receive self-relevant information. For example, social interaction partners give feedback on character traits (e.g., by telling you that you are polite, tidy, or superficial) and media provide statistical information about the likelihood of experiencing future life events (e.g., by stating the likelihood of living past the age of 80 or getting caner). However, the potential behavioral and neural components of self-relevant information processing are underexplored. In this thesis, I aim at providing the empirical basis for a neurocognitive model of self-relevant information processing. I draw on behavioral research on the self-concept, the social self, and self-related positivity biases as well as on neuroscientific research on the neural processes related to self-judgments, reward, and mentalizing. Study 1 used behavioral measures and functional magnetic resonance imaging (fMRI) to test how social feedback on character traits changed participants’ self-ratings. This social feedback was given by peers within the context of a face-to-face interaction. Study 2 extended the approach of study 1 to a cultural comparison between participants of German and Chinese background. Study 3 investigated potential implications of self- relevant information processing for psychiatry by testing how depressive patients updated their personal estimates of the likelihood of future life events when receiving statistical information about these events. Healthy participants processed self-relevant information in a positively biased way, i.e., they updated their self-ratings and their estimates of the future more after receiving desirable than after receiving undesirable information. In contrast, positively biased updating about future life events was absent in depressive patients. Culture modulated social conformity, i.e., Chinese participants relied more on social feedback than German participants. Self- relevant information processing comprised a reward component that correlated with neural activity in the ventral striatum and the anterior cingulate cortex/medial prefrontal cortex (ACC/MPFC) and a social comparison component that correlated with neural activity in the mentalizing network including the MPFC, the temporo-parietal junction (TPJ), the superior temporal sulcus (STS), the temporal pole (TP), the inferior frontal gyrus (IFG), and the pre- supplementary motor area (preSMA). Self-related MPFC activity differed between German and Chinese participants. In conclusion, this dissertation advances the understanding of self-relevant information processing by combining behavioral research on the self-concept, the social self, and self-related positivity biases with neuroscientific research on reward and mentalizing. The proposed neurocognitve model integrates research on the cultural diversity of human societies, offers a framework for a better understanding of psychiatric disorders, and lends itself to a future adaptation to computational modeling approaches.
Menschen erhalten oft Informationen, die für sie selbst relevant sind. So geben soziale Interaktionspartner häufig Rückmeldungen zu Charaktereigenschaften, zum Beispiel wie höflich, wie ordentlich oder wie oberflächlich jemand ist. In den Medien werden außerdem tagtäglich statistische Informationen über die Eintrittswahrscheinlichkeit von zukünftigen Lebensereignissen veröffentlicht, zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit älter als 80 Jahre zu werden oder an Krebs zu erkranken. Die potenziellen Komponenten der Verarbeitung von solchen selbstrelevanten Informationen sind jedoch sowohl auf der Verhaltensebene als auch auf der neuronalen Ebene nicht ausreichend erforscht. Ziel dieser Dissertation ist, eine empirische Basis für ein neurokognitives Model der Verarbeitung von selbstrelevanten Informationen zu schaffen. Ich beziehe mich dazu auf Verhaltensforschung zum Selbstkonzept, zum sozialen Selbst und zu selbstbezogenen positiven Verzerrungen, sowie auf neurowissenschaftliche Forschung zu neuronalen Prozessen, die mit Selbsteinschätzungen, Belohnung und der Inferenz mentaler Zustände (mentalizing) zusammenhängen. In Studie 1 wurde mit der Hilfe von Verhaltensmaßen und funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht, wie soziale Rückmeldungen zu Charaktereigenschaften die Selbsteinschätzungen der Versuchsteilnehmer veränderten. Diese sozialen Rückmeldungen wurden von Gleichaltrigen im Kontext einer direkten sozialen Interaktion gegeben. In Studie 2 wurde diese Herangehensweise erweitert, indem kulturelle Unterschiede im Selbstkonzept von deutschen und chinesischen Versuchsteilnehmer verglichen wurden. In Studie 3 wurden mögliche Konsequenzen von selbstrelevanter Informationsverarbeitung für die psychiatrische Forschung untersucht. Depressive Patienten schätzten die Eintrittswahrscheinlichkeit von zukünftigen Lebensereignissen ein und erhielten statistische Informationen zu diesen Ereignissen. Gesunde Versuchsteilnehmer zeigten eine positive Verzerrung bei der Verarbeitung selbstrelevanter Informationen, das heißt sie veränderten ihre Selbsteinschätzungen und ihre Einschätzungen der Zukunft mehr wenn sie wünschenswerte als wenn sie nicht wünschenswerte Informationen erhielten. Im Gegensatz dazu zeigten depressive Patienten keine positive Verzerrung bei der Verarbeitung von Informationen über zukünftige Lebensereignisse. Der kulturelle Hintergrund der Versuchsteilnehmer beeinflusste deren soziale Konformität, das heißt chinesische Versuchsteilnehmer integrierten soziale Rückmeldungen in einem stärkeren Ausmaß als deutsche Versuchsteilnehmer. Selbstrelevante Informationsverarbeitung umfasste eine Belohnungs-komponente sowie eine soziale Vergleichskomponente. Die Belohnungs-komponente korrelierte mit neuronaler Aktivität im ventralen Striatum und im anterioren cingulären Cortex (ACC) beziehungsweise medialen prefrontalen Cortex (MPFC). Die soziale Vergleichskomponente korrelierte mit neuronaler Aktivität im mentalizing Netzwerk, welches Aktivität im MPFC, in der temporo-parietalen Junktion (TPJ), dem superioren temporalen Sulcus (STS), dem inferioren frontalen Gyrus (IFG) und dem prä-supplementären Motorareal (präSMA) umfasste. Zwischen chinesischen und deutschen Versuchs-teilnehmern zeigten sich Unterschiede in der MPFC Aktivität im Zusammenhang mit Selbsteinschätzungen. Die vorliegende Dissertation verknüpft Verhaltensforschung zum Selbstkonzept, zum sozialen Selbst und zu selbstbezogenen positiven Verzerrungen mit neurowissenschaftlicher Forschung zu Belohnung und mentalizing und erweitert damit das Verständnis selbstrelevanter Informationsverarbeitung. Das hier vorgeschlagene neurokognitive Model integriert Forschung zur kulturellen Vielfalt menschlicher Gesellschaften und bietet ein Bezugssystem zum vertieften Verständnis psychiatrischer Erkrankungen. Darüber hinaus werden mögliche Erweiterungen des Models durch computationale Modellierungsansätzen diskutiert.