Einleitung Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich in immer mehr Bereichen der Medizin und sind bislang nicht vollständig untersucht. Umfassende Studien gibt es vor allem im Bereich der Kardiologie. Für Patienten mit Infektionen liegen aktuell einige Studien ohne einheitliche Studienergebnisse vor. Zur Optimierung der Antibiotikatherapie und zur Vermeidung von Antibiotikaresistenzen wurden Standards etabliert, deren Umsetzung teilweise noch nicht ausreichend erfolgt. Ziel der Studie ist die Untersuchung eines möglichen Genderaspektes in Bezug auf die Mortalität und die antiinfektive Behandlung. Methodik Die Datenerhebung erfolgte auf Intensivstationen der Charité – Universitätsmedizin in zwei mal 90 Tagen in den Jahren 2006 und 2007. Patienten über 18 Lebensjahren mit einer Mindestverweildauer von 36 Stunden auf der ITS wurden eingeschlossen. Die antiinfektive Therapie und die Diagnostik erfolgten nach standardisierten Verfahrensanweisungen, die im ersten Zeitraum auf Papier, im zweiten Zeitraum als computerassistiertes Entscheidungsunterstützungssystem vorlagen. Die Standardeinhaltung wurde nach der Datenerhebung durch ein infektiologisch erfahrenes, intensivmedizinisches Expertenteam überprüft. Verglichen wurden auch die Aufnahmediagnosen, Vorerkrankungen, operative Eingriffe, Beatmungsdauer, SIRS, Sepsis und septischer Schock sowie intensivmedizinische Scores und die Mortalität. Ergebnisse Männer und Frauen unterschieden sich in Bezug auf Lebensstilfaktoren. Männer hatten häufiger eine schwere Sepsis und wurden länger beatmet. Frauen litten am häufigsten an Harnwegsinfektionen, Männer an Pneumonien. Die Mortaliät war nicht verschieden. Bezüglich der antiinfektiven Therapie gab es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Es zeigte sich, dass eine Standardeinhaltung < 65 %, das Alter, der TISS-28-Score und das Vorliegen eines septischen Schocks einen signifikanten Einfluss auf die Mortalität hatten. In der Subgruppenanalyse fand sich eine höhere Mortalität für Frauen, die an einer Sepsis litten. Zwischen dem ersten und zweiten Zeitraum kam es bei beiden Geschlechtern zu einer signifikanten Verbesserung der Standardeinhaltung (♂ 62,1 % auf 92,7 %, p < 0,01, ♀ 62,3 % auf 93,6 %, p < 0,01). Schlussfolgerung In der vorliegenden Studie gibt es in Bezug auf die Mortalität keinen spezifischen Gendereffekt. Auch die Patientenversorgung war weitgehend gleich. Für die Patienten mit Sepsis zeigte sich eine erhöhte Mortalität bei Frauen bei gleicher Behandlungs- und Beatmungsdauer und vergleichbaren Krankheitsschwerescores. In der hier vorliegenden heterogenen Patientenpopulation gibt es nur geringe Unterschiede bei der antiinfektiven Behandlung in Bezug auf das Geschlecht. Weitere Studien mit Schwerpunkt auf Subgruppenanalysen und auch mit einer Erfassung des hormonellen Einflusses sind erforderlich.
Purpose Impact of gender was shown in several fields of medicine. First of these data were gained in studies in cardiology. For patients with infections there are some limited studies with conflicting results. To optimize treatment with antibiotics and to avoid antibiotic resistance Standard Operating Procedures (SOPs) were established. On the other hand implementation of SOPs is not adequate at all. This study aims to analyze impact of gender on mortality and anti-infective treatment. Methods Data were collected from patients treated on ICUs at Charité university hospital during two 90 day periods in 2006 and 2007. Adults > 18 years with at least 36 hours ICU treatment were included into the study. SOP included instructions for anti- infective treatment and clinical diagnostics. In the first period paper-based SOPs were used, in the second period SOPs were available as computerised decision support system (CDSS). SOP adherence was reviewed by medical experts experienced in intensive care and anti-infective treatment. Furthermore we compared admission categories, co- morbidities, surgical interventions, length of ventilation, SIRS, sepsis, a septic shock were compared as well as severity of diesease scorings and ICU mortality. Results In this study there were differences between men and women in life style factors. Men suffered more often from severe sepsis and were ventilated longer than women. Most frequent infection focus in women was the urogenital system compared with pneumonia in men. There was no difference in mortality between genders. Parameters like SOP adherence < 65 %, TISS-28 on admission, age and septic shock significantly influenced mortality. In the sepsis subgroup there was a higher rate of mortality for women suffering from sepsis. Comparing both periods a higher SOP adherence in both groups was observed (♂ 62,1 % to 92,7 %, p < 0.01, ♀ 62,3 % to 93,6 %, p < 0.01). Conclusion There was no specific gender related effect on ICU mortality. Furthermore, there was no relevant difference in ressource allocation between genders. Women in the sepsis subgroup had a higher mortality than men, although equal length of ICU stay and duration of ventilation as well as comparable severity of disease. In this mixed patient population there were almost no differences in anti-infective treatment betwenn genders. Further studies focussing on subgroup analyses and an enclosure of hormonal influences need to be done.