Die Manuelle Lymphdrainage des Kopfes hat sich schon lange bei der Behandlung der Migräne in der prophylaktischen Intervalltherapie bewährt. Bisher wurden jedoch keine Studien durchgeführt, die die Wirkungsweise bei diesem Krankheitsbild hätten belegen können. Bei Migränepatienten sind im anfallsfreien Intervall seit vielen Jahren eine Dysbalance des vegetativen Nervensystems und eine zentrale Hyperexzitabilität bekannt, die sich sowohl unter der sympathikolytischen Wirkung von Betablockern als auch unter der parasympathischen Wirkung von Entspannungstherapien bessern lassen. Es wurde nun bei bekanntem sympathikolytischem Effekt der Lymphdrainage versucht, einen zentralen vegetativen Effekt der Kopflymphdrainage (KLD) bei Migränepatienten nachzuweisen. Hierfür wurden die Herzfrequenz und die Sinusarrhythmie aus einer EKG-Ableitung errechnet, wodurch eine getrennte Aussage über den kardialen Sympathikotonus und Vagotonus ermöglicht wurde. Die Untersuchung wurde an 23 Migränepatienten und 22 gesunden Probanden durchgeführt, wobei das EKG vor und nach der Durchführung einer KLD abgeleitet wurde. Dabei zeigte sich vor der Lymphdrainage kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Als unmittelbarer Effekt der Lymphdrainage ließen sich bei beiden Gruppen ein signifikanter Abfall der Herzfrequenz und eine Zunahme der Sinusarrhythmie nachweisen. Letztere war nur bei den Migränepatienten signifikant. Zur Aufdeckung lokaler Wirkungen der KLD auf die Mikrozirkulation der Haut und damit eventuell auch auf den Lymphfluss wurden kutane Laserdopplerflux-Messungen vor und nach der Lymphdrainage an der linken und rechten Stirnseite durchgeführt. Um eventuelle Fernwirkungen der KLD zu erkennen, wurden dieselben Messungen vor und nach KLD am Mittelglied des linken und rechten Zeigefingers gemacht. Dabei zeigten sich vor der Behandlung keine signifikanten Unterschiede bezüglich der mikrozirkulären Durchblutung zwischen den Messpunkten der gesunden Probanden und denen der Migränepatienten. Bei allen Probanden war die Durchblutung im Bereich der Finger deutlich höher als an der Stirn, was wohl auf die jeweilige Gefäßarchitektur zurückzuführen ist. Während der KLD kam es bei beiden Gruppen zu einer Perfusionsabnahme im Bereich der Finger, die am ehesten auf thermoregulatorische Mechanismen im Zusammenhang mit einer Abkühlung zurückzuführen ist. Der deutlichere, nur bei den Migränepatienten signifikante Perfusionsabfall, scheint auf einer veränderten zentralen Verarbeitung des Kältereizes zu beruhen. Die Durchblutung an den beiden Stirnseiten zeigte dagegen bei keiner Gruppe signifikante Durchblutungsveränderungen. Zusätzlich wurden 16 gesunde Probanden im Liegen untersucht, die keine weiteren Maßnahmen erhielten. Sie zeigten lediglich einen signifikanten Abfall der Herzfrequenz ohne wesentliche Veränderung der Sinusarrhythmie, was einer rein sympathikolytischen kardialen Reaktion entspricht. Somit liegt der wesentliche Unterschied zwischen einer KLD und reinem Ruhen in der zusätzlichen parasympathischen kardialen Wirkung der KDL. Zusammenfassend erfüllt also die KLD durch die nachgewiesene sympathikolytische und zugleich parasympathische Wirkung die Kriterien einer Entspannungstherapie und könnte vom theoretischen Ansatzpunkt das Auftreten von Migräneattacken verhindern.
The manual lymphatic drainage therapy of the head is a proven treatment in the preventive therapy of the migraine. Until today there have been no studies performed, which substantiates the effectiveness of this treatment for that disease. Since many years an imbalance of the autonomic nervous regulation and an increased excitability of central neurons are known with migraine patients. Successful are sympatholytic methods like beta-blockers. Because of the known sympatholytic effect of lymphatic drainage, we tried to find a central nervous effect of this treatment. For this, we calculated the heart rate and sinus arrhythmia, based on ECG recordings. This way it was possible to distinguish between sympathetic and parasympathetic activity. 23 patients with migraine and 22 healthy subjects were investigated by ECG before and after lymphatic drainage therapy of the head. There was no significant difference between the groups. Following the treatment, a significant decrease of the heart rate and an increase of the sinus arrhythmia has been noticed. To detect the local effect of the lymphatic drainage on the skin microcirculation, the laser Doppler flux of the skin of the right and left forehead before and after the lymphatic drainage has been measured. To detect possible effects far away of the local lymphatic drainage the same measurements were also carried out on the left and right forefingers before and after the lymphatic drainage of the head. Before the therapy no significant differences in the skin microcirculation between the patients with migraine and healthy subjects were found. In all subjects the blood flow was higher in the forefingers than in the forehead, because of the different structure of the vessels in the underlying skin area. During the lymphatic drainage in both groups the flow decreased in the forefingers most likely due to thermoregulatory mechanisms in combination with a temperature drop. The more pronounced perfusion drop at patients suffering migraine seems to be based on a different sensibility to the temperature drop. No group showed changes in the perfusion of the forehead. Additionally 16 healthy subjects in horizontal position were investigated before and after relaxing without treatment. They showed a significant decrease of the heart rate only, without any change in the sinus arrhythmia. This corresponds with the symptoms of a pure sympatholytic cardiac reaction. So the most important difference between the effect of a lymphatic drainage of the head and the effect of relaxing in horizontal position is the additional parasympathetic cardiac effect of the lymphatic drainage of the head. In conclusion the lymphatic drainage of the head shows the criteria of a relaxation therapy, because of its simultaneous sympatholytic and parasympathetic effect on the nervous system. That’s why the lymphatic drainage of the head can be recommended as an additional preventative therapy in patients suffering from migraine