Entzündliche Erkrankungen des Parodonts sind grundsätzlich eine wesentliche Ursache für Zahnverluste und spielen heute vor allem im fortgeschrittenen Alter (≥ 60 Jahre) eine Hauptrolle. In den letzten Jahrzehnten hat sich dabei die Sichtweise der Parodontitis stark verändert, und Zusammenhänge mit entzündlichen Systemerkrankungen haben verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang Erkrankungen, in deren Pathogenese chronisch-entzündliche Vorgänge eine Rolle spielen könnten, wie zahlreiche Krankheiten des rheumatischen Formenkreises und unter anderen auch die systemische Sklerose (SSc). Die bisher vorliegenden Daten zu einem möglichen Zusammenhang zwischen der SSc und der Parodontitis sind spärlich und zudem widersprüchlich; daher wurde in der vorliegenden Untersuchung die Beziehung geprüft. Ziel der Untersuchung war einerseits ein Beitrag zu einem besseren Ver-ständnis der zugrunde liegenden Pathomechanismen und andererseits die Entwicklung sinnvoller praktischer Konsequenzen für das Krankheitsmanagement der SSc. In einer Querschnittsstudie an der Charité- Universitätsmedizin Berlin wurden 58 Patienten mit SSc mit einer bezüglich Alter, Geschlecht und parodontalen Risikofaktoren adjustierten Kon-trollgruppe (n=52) verglichen. Alle Studienteilnehmer wurden von einem approbierten Zahnarzt untersucht, und die rheumatologische Untersuchung erfolgte in der rheumatologischen Facham-bulanz der Medizinischen Klinik. Bezüglich der Basisdaten und Risikofaktoren unterschieden sich die beiden Untersuchungsgrup- pen nicht; Ausnahme war lediglich ein etwas niedrigerer BMI bei den Patienten mit SSc (Mit-telwert 23,5±3,7 vs. 25,3±4,4; p<0,05). Der klinische Attachmentverlust war dagegen bei den Patienten signifikant um 0,6 mm höher (4,01±1,04 vs. 3,40±0,89; p<0,01), und auch der Plaque-Index war signifikant höher (1,19±0,90 vs. 0,44±0,28; p<0,0001). Im Gegensatz dazu war der GI sogar signifikant niedriger als bei den Kontrollprobanden. Die höhere Prävalenz einer Parodontitis bei Patienten mit SSc gegenüber Kontrollen bestätigte sich in der uni- und multivariaten logistischen Regressionsanalyse, und die Odds Ratio lag weit-gehend unabhängig von der Adjustierung für PI, GI und Kovariablen jeweils bei ca. 2, d. h. das Risiko einer Parodontitis bei Patienten mit SSc gegenüber Gesunden ist in etwa verdoppelt. Die Konstellation klinischer Befunde bei SSc spricht dafür, dass die Pathogenese des Attach- mentverlustes bei diesen Patienten Unterschiede von der der chronischen Parodontitis bei Patien-ten ohne fibrosierende Erkrankung aufweist, die in zukünftigen Untersuchungen näher charakte-risiert werden müssten. Die nach den eigenen Untersuchungen und der Literatur derzeit wahr-scheinlichste Erklärung für die – an sich sehr wahrscheinlich vorhandene – Beziehung zwischen SSc und Parodontitis ist eine (Mit-) Auslösung der SSc über entregulierte Reparationsvorgänge bei Personen mit einer genetischen Suszeptibilität. Dieser Ansatz ist aber momentan spekulativ und muss durch weitere Untersuchungen geprüft werden. Als praktische Konsequenz ergibt sich, dass die interdisziplinäre Betreuung von Patienten mit SSc von Beginn an auch die sorgfältige und engmaschige Untersuchung und Behandlung durch speziell geschulte und in der Behandlung der SSc erfahrene Zahnärzte umfassen sollte. Auch wäre es sinnvoll, bei der Diagnosestellung einer SSc sowie bei Personen mit genetischen Risiken eine eingehende spezielle Anamnese von Erkrankungen des Zahnhalteapparats zu erheben und erforderlichenfalls eine intensive Primär- und Sekundärprophylaxe bzw. Therapie parodontaler Läsionen einzuleiten.
Periodontal diseases are a leading cause for tooth loss across age and gender groups and social strata. Recently, the understanding of periodontitis underwent a fundamental change, and interrelationships with systemic health and disease have gained attention. However, current understanding of the underlying pathways is sketchy. Obviously, diseases in whose etiopathogenesis chronic inflammatory processes are implied – such as rheumatic diseases in general and Systemic Sclerosis (SSc) in particular – are of special interest as far as possible connections with periodontitis are concerned. Presently available data concerning interrelationships between SSc and periodontitis are sparse and contradictory; there-fore, a possible connection was evaluated in the present study in order to improve the under-standing of underlying pathways and develop practical recommendations for SSc disease man-agement. A cohort of 58 patients with SSc from the Rheumatological Department of the Berlin University Hospital Charité was compared with an age-, sex- and risk factor-matched control group (N=52) in a cross-sectional analysis with regard to rheumatological and dental/periodontal findings. Baseline data showed no appreciable difference with the exception of a slightly lower BMI in the SSc patients (mean 23.5±3.7 vs. 25.3±4.4, p<0.05). The percentage of current smokers and alcohol consumption were also slightly lower, implying an at most lower risk for periodontal disease in patients. In contrast, the clinical attachment loss was significantly more pronounced (4.01±1.04 vs. 3.40±0.89, p<0.01), and the PI was also much higher (1.19±0.90 vs. 0.44±0.28, p<0.0001) whereas the pocket depth showed no difference and the GI was even lower than in controls. The higher prevalence of periodontitis was confirmed in uni- and multivariate logistic regression with an odds ratio of approximately 2 largely irrespective of adjustment for confounding variables. These findings appear to reflect a specific form of attachment loss in patients with SSc with probable differences to the pathogenesis of ‘ordinary’ chronic periodontitis that ought to be elu-cidated in future trials. The most likely – albeit speculative – explanation for the relationship between SSc and periodontitis is a triggering of SSc development pathways by chronic inflammation via deregulated repair processes in genetically susceptible individuals, but this also needs confirmation by future study. Meanwhile, SSc disease management should tightly involve dental and periodontal care by trained dentists.