Es gibt derzeit keine evidenzbasierten Leitlinien zu Transfusionsgrenzwerten bei Früh- und Neugeborenen mit einer Thrombozytopenie. Im Rahmen dieser Arbeit wurde mittels einer webbasierten Befragung eine internationale Studie zum Umgang mit Thrombozytentransfusionen bei Früh- und Neugeborenen unter Neonatologen aus Level 1 Perinatalzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz (GER/AUT/SUI) durchgeführt. Diese Daten wurden mit den Ergebnissen einer vorausgegangenen Studie aus den USA im Jahr 2006 verglichen. Als Grundlage diente der in den USA verwendete Fragebogen. In allen zehn Fallbeispielen gab es signifikante Unterschiede in den Antwortverteilungen zwischen den USA und GER/AUT/SUI. Die angegebenen Thrombozytengrenzwerte für eine Transfusion lagen in GER/AUT/SUI insgesamt deutlich niedriger als in den USA. Ausgehend von der beobachteten Verteilung von Thrombozytenwerten bei Neugeborenen <1000 g wäre den Umfrageergebnissen zufolge, in den USA mit einer 2,2-fach höheren Transfusionsrate zu rechnen. In GER/AUT/SUI würden 55 von 1000 Frühgeborenen pro Jahr Thrombozytentransfusionen erhalten, während nach US-amerikanischen Vorgehensweisen 118 von 1000 dieser Frühgeborenen pro Jahr transfundiert würden. Während in den USA Einzelspender-Thrombozytenkonzentrate bevorzugt werden, verwendet die Mehrheit in GER/AUT/SUI Apheresepräparate. In sieben von zehn Fallbeispielen tolerierten in GER/AUT/SUI Neonatologen an nicht-akademischen Krankenhäusern gegenüber ihren Kollegen an akademischen Krankenhäusern niedrigere Thrombozytengrenzwerte. Bei der Produktwahl und Transfusionsdurchführung von Thrombozytenkonzentraten bestanden bei den Antwortverteilungen keine signifikanten Unterschiede. Diese internationale Studie zum Umgang mit Thrombozytentransfusionen bei Früh- und Neugeborenen verdeutlicht die Uneinheitlichkeit im Vorgehen der befragten Neonatologen und hält das momentane Vorgehen fest. Die Ergebnisse spiegeln das Fehlen von einheitlichen Empfehlungen in diesem Gebiet wieder und verdeutlichen die Notwendigkeit einer Erarbeitung von evidenzbasierten Leitlinien.
Thrombocytopenia affects 20% to 35% of patients admitted to neonatal intensive care units (NICUs). Platelet transfusions are usually administered to neonates with thrombocytopenia at higher thresholds than those used for older children or adults, although there is a paucity of evidence to guide these decisions. In this study, we used a Web-based survey to investigate the PLT transfusion thresholds used in Level 1 NICUs (equivalent to Level 3 in the US) in three European countries (Germany, Austria, and Switzerland [GER/AUT/SUI]). This survey was identical to the one that was previously sent to US neonatologists, thus allowing for a direct comparison of their responses to 10 case-based scenarios. In all of the ten scenarios, GER/AUT/SUI neonatologists selected substantially lower PLT transfusion thresholds than US neonatologists (p < 0.0001). Transfusion thresholds were more similar when treating neonatal alloimmune thrombocytopenia. The clinical impact of these differences was estimated by extrapolating the GER/AUT/SUI versus the US answers to a cohort of neonates with a birth weight below 1000 g. This suggested that, in GER/AUT/SUI, these neonates would receive 55 PLT transfusions per 1000 infants, compared to 118 PLT transfusions in the United States (2.2-fold higher rate). This first international comparative survey on PLT transfusion practice in neonates reveals substantially higher transfusion thresholds in the United States than in GER/AUT/SUI. Well-designed clinical studies are needed to address the risks and/or benefits of these different approaches.