Fragestellung: Besonders bei einer Krebserkrankung kann die Scheu der Patientinnen vor der Auseinandersetzung mit dem schamhaft besetzten Thema der Sexualität für eine Einschränkung der Lebensqualität und der Therapieergebnisse sorgen. Wie verändert sich die Sexualität von Frauen nach Behandlung gynäkologischer Malignomerkrankungen? Trotz der hohen Relevanz der Thematik ist die wissenschaftliche Datenlage hierzu ungenügend. Methoden: Die folgende prospektive Analyse über den Status der Sexualität bei Frauen nach Behandlung gynäkologischer Malignomerkrankungen wurde in der Frauenklinik Charité am Campus Virchow Klinikum Berlin durchgeführt. Verwendet wurden die validierten Fragebögen FSFI-d (Weiblicher Sexueller Funktionsindex) zur Informationsgewinnung über die Sexualität der Frauen und SF12 zur Befragung der Lebensqualität sowie ein semistrukturierter Fragebogen (20Items). Ergebnisse: Insgesamt wurden 55 Patientinnen mit einem medianen Alter von 61 Jahren (Spannbreite 22-74 Jahren) befragt. Davon waren 54% an Ovarial-, 26% an Brust-, 13% an Zervixkarzinom, 2% an Endometrium- und 6% an Vulvakarzinom erkrankt. Es gaben 55,6% (n=20) der Patientinnen Veränderungen ihrer Sexualität nach der Behandlung der Malignomerkrankung an. Als Hauptgründe für die Einschränkungen in der Sexualität wurde der subjektiv empfundene Attraktivitätsverlust benannt (45%; n=9); sowie trockene Scheidenschleimhautverhältnisse (25%; n=5) und die Angst vor Verletzungen (20%; n=4) sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (20%; n=4). 40% der Patientinnen gaben an, keine Informationen über Sexualität nach Behandlung ihrer Malignomerkrankung eingeholt zu haben, während 25% der Patientinnen sich über ihren Arzt informierten. In der multivariaten Analyse hatten Patientinnen mit Zervix-, Endometrium- oder Vulvakarzinom gegenüber Patientinnen mit Ovarialkarzinom unabhängig von Alter, Rezidiv und Partnerschaft deutlich häufiger Veränderungen der Sexualität angegeben. Bezüglich des SF12 stieg die psychische Funktionalität der Patientinnen mit zunehmendem Alter signifikant an. Patientinnen, die Veränderungen der Sexualität angaben, hatten einen niedrigeren Score im SF12. Schlussfolgerung: Viele Patientinnen beschäftigt oben genanntes Thema, ohne dass dies im Arzt-Patienten-Gespräch routinemassig thematisiert wird. Nicht alle bestehenden supportiven Maßnahmen bezüglich Sexualität nach gynäkologisch behandelter Malignomerkrankung scheinen vollends ausgenutzt zu werden. Weitere Studien sind notwendig um den Einfluss der verschiedenen Krebstherapien auf die Sexualität und Lebensqualität zu analysieren und geeignete Strategien entwickeln zu können.
Aim: To assess the sexuality and quality of life (QoL) of women with gynaecological malignancies after multimodal therapy. Despite the relevance of this topic only few scientific data about sexuality and quality of life of the patients after their cancer therapy are available. Materials and Methods: This is a prospective analysis of the sexual status among women after treatment for gynaecological malignancies. Validated questionnaires female sexual function index (FSFI-d), a semi-structured questionnaire and the quality of life score SF12 were applied. Results: Overall, 55 patients (median age: 61, range:22-74 years) were enrolled. The cancer diagnose were 54% ovarian, 26% breast, 13% cervical, 6% vulvar and 2% endometrial cancer. Twenty patients (55.6%) have reported changes in their sexuality after cancer treatment. The main reasons for this impairment were disturbance of their self image (45%; n=9), dry vaginal mucosa (25%; n=5), fear of physical harm (20%; n=4) and pain during sexual intercourse (20%; n=4). Forty percent of the patients gave no information about their sexuality after cancer therapy. Patients with cervical, endometrial or vulvar cancer had significantly more changes in their sexuality compared to patients with ovarian cancer even after adjusting for age, recurrence rate and partnership status. The evaluation of SF12 revealed significantly higher psychological functional scores with increasing age. Patients who reported changes of their sexuality were also shown to have a lower overall SF12 score. Conclusions: Evaluation of sexuality and self image perception after cancer treatment is an unmet need and needs to be addressed in women with gynaecological malignancies. Further studies are warranted to assess the influence of the various types of cancer therapies in regard their effect on sexuality and quality of life.