Die Studie Römische Kriegsfinanzierung 280-88 v. Chr. stellt die Frage, wie Rom in der Mittleren und frühen Späten Republik imstande war, die Kriege der Expansion zu finanzieren, und wer letztlich die Eroberungen Roms bezahlte. Um die zugrunde liegenden rechtlichen, gesellschafts- und finanzpolitischen Mechanismen der regulären römischen Kriegsfinanzierung zu beschreiben, werden die historische Ausgangssituation, die direkten Kriegsaufwendungen und die Einnahmen Roms bestimmt. Dann erfolgt chronologisch in zeitliche Phasen gegliedert ein Diskurs zum Heeresaufgebot, zu den Aufwendungen, den irregulären Kriegsfinanzierungen, zum Beitrag der Bundesgenossen und den Kriegseinnahmen. Dabei werden die Auswirkungen von Entwicklungen, z. B. des Heeres oder der Wehrverfassung und von politischen Maßnahmen, wie den Mindestzensussenkungen oder den Initiativen der Gracchen, auf die Kriegsfinanzierung untersucht. Als primäres Resultat wird die Struktur der römischen Kriegsfinanzierung, bestehend aus der Standard- und der Sonderkriegsfinanzierung, offengelegt. Das Fundament der Standardkriegsfinanzierung bilden die römische Wehrverfassung und die Foedera. Also sind das Tributum, das Selbstausrüstungsprinzip und die regulären Leistungen der Bundesgenossen als Kernkomponenten zu bezeichnen. Mittels dieser sicherte sich Rom den Zugriff auf die Vermögenswerte und die Arbeitskraft römischer Bürger sowie auf die territorialen, wirtschaftlichen, finanziellen, logistischen, materiellen und humanen Ressourcen der Bundesgenossen. Durch das Selbstausrüstungsprinzip und das Tributum wurden alle Assidui entsprechend ihrer Vermögenssituation zur Kriegsfinanzierung herangezogen und diese von Rom angewandte Verteilung der Finanzierungslast auf alle Assidui begründet als eine Prämisse der Standardkriegsfinanzierung das Gleichbelastungsprinzip. Die Standardkriegsfinanzierung unterlag, z. B. durch Änderungen der Wehrverfassung oder der Aussetzung des Tributum, Entwicklungen, die aufgezeigt und in ihren Auswirkungen berücksichtigt werden. Die Erschöpfung der Standardkriegsfinanzierung erforderte Sondermaßnahmen, wodurch weitere Mittel Roms, der römischen Bürger und der Bundesgenossen zur Finanzierung der Kriege erschlossen wurden. Da für Rom eine Beendigung von Kriegen aufgrund enormer Kosten oder unzureichender Finanzen nie in Betracht kam, zeigt sich, dass macht-politische Interessen von hohem Stellenwert und die Sondermaßnahmen zielführend waren. Als Sondermaßnahmen wurden u. a. Anleihen oder Kredite bei Römern, Nicht-Römern und Verbündeten aufgenommen. Das zur Einnahmesteigerung mit Eingriffen in das Monetärsystem kombinierte Tributum duplex zählt ebenso zu den Sondermaßnahmen, wie die Lex Oppia mit ihrer indirekten Wirkung eines sich zwangsweise akkumulierenden Privatbesitzes, der schließlich mittels Anleihe zur Kriegsfinanzierung abgeschöpft werden konnte. Das Gros an Sondermaßnahmen wurde zur Zeit des Zweiten Punischen Krieges aufgebracht. Die sich nachfolgend konsolidierende Finanzlage Roms und der zusätzlich einsetzende Beutereichtum gingen einher mit einer abnehmenden Belastung der Assidui und einer Erosion des Selbstausrüstungsprinzips. So geriet das Gleichbelastungsprinzip außer Balance und mit der Aussetzung der Erhebung des Tributum erfolgte dessen Bruch. Quellen-bedingt kann sich einer Bilanzierung der direkten Kriegsaufwendungen nur in Teilen über Modellbetrachtungen angenähert werden. Für Bilanzierungen der Kriegs-bezogene Einnahmen sind die Quellen ebenfalls nicht aussagekräftig genug. Gleichwohl ist zu erkennen, dass Rom bemüht war, unter Wahrung der Stände in der militärischen Hierarchie eine effiziente bzw. optimale Balance zwischen Truppenstärke, finanziellen Aufwendungen und logistischem Versorgungsaufwand zu finden, aber auch dass weder das Konzept vom »Leben vom Land« noch der »Mythos vom sich selbst ernährenden Krieg« mit einer erwünschten Kriegsführung vereinbar war. Eine Refinanzierung aller Kriegsaufwendungen aus Kriegsentschädigungszahlungen war nicht realistisch. Refinanzierend verwendete Rom Kriegseinnahmen zur Ablöse von Anleihen und Krediten aus der Sonderkriegsfinanzierung, aber auch Erträge aus eroberten Territorien, durch die die Einnahmen des Aerarium gesteigert wurden. Rom betrieb auch Kosteneinsparung und -vermeidung, räumte aber politisch- strategischen Interessen eine höhere Priorität ein. Die von Rom im Betrachtungszeitraum angewandten regulären und irregulären Strukturen zur Finanzierung der Kriege sind in ihrer Gesamtheit als erfolgreich zu bezeichnen. Das römische System zur Kriegsfinanzierung funktionierte insbesondere, weil es Bundesgenossen gab, die einen Großteil der Kriegsaufwendungen für Rom trugen.
The aim of the study Roman War Financing 280-88 B.C. is to understand how the Romans raised in particular financial related resources for their warfare in the years 280 till 88 B.C. Therefore, using ancient sources the direct war expenditures and their underlying methods of financing are investigated. This approach allows to gain insights in the structure and the procedures of the ordinary and extraordinary means applied and utilized by the Romans to meet emerging war expenditures. Despite the limited nature of the ancient sources all the information about the general development of the Roman republican army and the changes in the Roman military constitution are relevant to determine Rome's mechanisms of war financing. Rome ensured a sufficient warfare related liquidity by levying the Tributum, a property-tax exclusively dedicated to settle war expenditures and by enrolling Roman citizens. Both money and manpower were provided by the assidui thus the ordinary war finance was fundamentally based on using national wealth. Furthermore, this war finance were also founded on the utilization of territorial, economic, material, military and human resources of allies. Rome's system of war financing was effective, mainly because of Rome's efficient system of utilizing national property as well as gaining a significant amount of resources from allies for warfare. Despite no actual military need for an increased general support a rising demand for warfare contributions from allies can be observed during the period 200 to 88 B.C. Initially, Roman recruits were enlisted under a condition referred to as Selbstausrüstungsprinzip, a principle that obliged a recruit to provide his weapons and body armor at his own expense according to his private property. This principle in combination with the Tributum constitutes the so-called Gleichbelastungsprinzip which means that every single assiduus had the liability to contribute to warfare expenditures according to his material resources. This constitutes Rome's ordinary system of war financing until 168 B.C. From 167 B.C. on the Tributum was not raised anymore and therefore the Gleichbelastungsprinzip got out of balance. In the event of unexpected serious financial needs the Roman senate had to enforce extraordinary means to raise additional resources to tackle war expenditures and thus ensuring the continuation of Rome's campaigns. For example, in times of financial shortages Rome used state-owned savings and ensured solvency by enforcing methods of monetary policy. During the Second Punic War one of the monetary measures was applied to such an extent that the Roman monetary system eventually collapsed. Another example of retaining solvency for financing warfare is the utilization of private assets, for example by levying extraordinary taxes. Rome preferred to raise private assets before employing state-owned savings. Apart from taxation Rome raised money for war financing through loans given by citizens and allies. Lending by allies indicates that none-Roman properties were used to finance Rome's wars. In the case of highly insufficient manpower Rome had to apply short- and long-term as well as cost- efficient and cost-intensive measures. One of such was the lowering of the minimum property qualification, the Mindestzensus, separating the assidui from citizens who were not liable to military service and taxation, the proletarii. It was enacted in 214/212 B.C. and in 130/126 B.C. but the later can not be considered as a measure of war finance since this event was not linked to a manpower shortage. Similar, Ti. Gracchus' land distribution program can neither be interpreted as measure to resolve an existing long-term manpower shortage nor to guarantee a sufficient amount of future recruits, and accordingly does not represent an extraordinary measure of Rome's war finance. The extraordinary application of monetary policies in connection with taxation in order to increase the funding is an example of Roman's financial and economic understanding. Furthermore, the complex implications of the lex Oppia imposing a usage-restriction of luxury goods demonstrate that Roman politicians implemented measures to rise the volume of a state loan by increasing the volumes of unused private assets. Decreasing the warfare expenditures and to operate wars resource-efficient were efforts of Roman generals, but both were irrelevant for Rome's political and strategical decisions in declaring or avoiding wars. 280 to 88 B.C. Rome never ended a war because of excessive expenses or insufficient financial resources. A refunding of all of the war expenditures just by compensations or indemnities was not realistic.