Nach den Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie) der Bundesärztekammer gemäß §§ 12 und 18 des Transfusionsgesetzes (TFG) (1) werden derzeit Plasmen in der Regel spätestens 6 h nach dem Auftauen verworfen. Die Gründe für die zeitlich begrenzte Lagerung von aufgetautem Frischplasma sind, dass nach Ablauf der 6 h angenommen wird, dass die enthaltenen Gerinnungsfaktoren und –inhibitoren auf ein kritisches Niveau abfallen. Außerdem wird eine bakterielle Kontamination der Plasmen befürchtet. Durch den Verwurf von gerinnungsaktivem Frischplasma entstanden z.B. an der Charité in den Jahren 2001-2003 Kosten von 50.720 € (2). Zusätzlich zu einer möglichen Kostenersparnis wäre bei ausreichender Qualität der Plasmen, während einer kontrollierten Lagerung, die Implementierung eines Notfalldepots zur Behandlung akut transfusionsbedürftiger Patienten im Schockraum oder auf Intensivstationen möglich. Dies wird durch die Untersuchung von Thiele et al. unterstützt. In ihrer Studie zur Lagerungsstabilität zeigten sich bei 4°C gekühlten FFP und Methylenblau plus Licht behandelte Plasmen (MB/Licht-Plasma) auch nach 7 Tagen stabil (3). Allerdings fiel FVIII nach drei Tagen in allen getesteten Plasmen bereits unter 70% Aktivität wie durch das Transfusionsgesetz gefordert. Die Autoren befürworten dennoch eine Verwendung des gelagerten Plasmas mit Ausnahme der Behandlung spezifischer FVIII Mangelzustände. Bisherige Studien haben entweder nur kleine Mengen an Plasmen oder selektierte Blutgruppen untersucht (4, 5, 6, 7). Vor allem die modernen im Solvent/Detergent-Verfahren behandelten Plasmen (S/D-Plasma), und die zusätzlich mit einem Verfahren zur Prioneneliminierung hergestellten S/D-Plasmen LG (z.B. Octaplas LG®) wurden bisher nicht auf die Stabilität von Gerinnungsfaktoren bei Lagerung in aufgetautem Zustand untersucht. Das Hauptziel der Studien war, die Stabilität von Gerinnungsfaktoren als Qualitätsmarker in allen gängigen Plasmatypen (FFP, S/D-Plasma, S/D-Plasma LG) über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Des Weiteren wurde die Inzidenz bakterieller Kontamination bei Lagerung aufgetauter Plasmen untersucht. Hierfür wurden Proben zur Anlage aerober und anaerober Blutkulturen entnommen. In der Studie zur Gerinnungsfaktorenstabilität wurden nach Aufklärung der Plasmaspender frisch gespendete FFPs hergestellt und eingefroren. Für die Studien zur Lagerungsstabilität von konventionellen S/D-Plasmen (ohne Prioneneliminierung) und S/D-Plasma mit Prioneneliminierung wurden die Plasmaeinheiten käuflich erworben bzw. durch den Hersteller zur Verfügung gestellt. Für die Gerinnungsfaktorenanalyse wurden in allen Studien Plasmaproben unmittelbar nach dem Auftauen sowie zu prädefinierten Zeitpunkten über eine 6-tägige Lagerungszeit bei 4°C entnommen. Es zeigte sich eine ausreichende Aktivität der als Qualitätsindikatoren verwendeten Gerinnungsfaktoren gemäß Transfusionsgesetz hinsichtlich der FFP (FVIII >70% Aktivität bzw. > 0,7 IE/ml). Gleiches gilt hinsichtlich der S/D-Plasmen und S/D-Plasmen LG mit Prioneneliminierung (8), gemäß der europäischen Pharmacopeia (FV, FVIII und FXI >50% Aktivität bzw. > 0,5IE/ml). Keines der Plasmen zeigte eine bakterielle Kontamination. Die Ergebnisse der Untersuchungen deuten auf nach den gesetzlichen Vorgaben eingehaltene Qualitätskriterien von aufgetauten Frischplasmen nach sechs Tagen Lagerung bei 4°C hin. Es sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig, die die klinische Anwendung aufgetauter und gelagerter Plasmen an Patienten beobachten.
At the moment thawed plasma is discarded latest 6 h after thawing according to the guidelines for production of blood and blood components and use of blood products (hemotherapy) of the Bundesärztekammer according to §§ 12 and 18 of the Transfusionsgesetz (TFG)(1). The reason for the limitation of thawed plasma storage is the estimated critical decrease of clotting factors and –inhibitors after 6 h. Furthermore bacterial contamination is feared. At Charité for example, costs of 50.720€ arise by wastage of thawed plasma (2). Besides cost saving, the implementation of an emergency plasma depot for transfusion of acute bleeding patients in the OR or ICU would be possible if the clotting factor content is preserved. This is supported by the investigation of Thiele et al. (3). In their study FFP and methylene blue light treated plasma was stable even after seven days. FVIII dropped below 70% activity after three days. The authors support the use of the stored plasma except for treatment of specific FVIII deficiencies. Previous studys investigated only small amounts of plasma bags or selected blood groups (4, 5, 6, 7). Especially the modern Solvent/Detergent plasmas (S/D-Plasma) and the prion removal treated Solvent/Detergent plasma LG (e.g. Octaplas LG®) were not investigated for their clotting factor stability during storage in thawed condition. The primary objective of the studys was to measure the stability of clotting factors as a quality marker in current used plasma types (FFP, S/D-Plasma, S/D-Plasma LG) during a long time period. Furthermore the risk of bacterial contamination during storage of thawed plasma was investigated. Therefore aerobic and anaerobic blood cultures were taken. In the study investigating FFPs, study plasma were taken after informed consent of plasma donators. For the studys on S/D-Plasma and S/D-Plasma LG, plasma bags were purchased respectively provided by the manufacturer. For the analysis of clotting factors samples were taken at predefined points (after thawing and during the six storage period at 4°C). A sufficient level of the quality marker clotting factors according to the TFG for the FFP (FVIII >70% activity resp. > 0,7 IE/ml) was found. The S/D-Plasma and S/D-Plasma LG bags showed similar results according to the European pharmacopeia (FV, FVIII and FXI >50% activity resp. > 0,5IE/ml). None of the plasmas showed bacterial contamination. The results indicate a preserved quality of thawed plasmas after six days storage at 4°C. Additional investigations are required for use of thawed and stored plasma in patients.