Anhand von Auswertungen der Aufnahme- bzw. Rezeptionsbücher wird untersucht, ob an der Charité im Jahre 1854 bereits Strukturmerkmale vorhanden waren, die darauf hinweisen, dass die Transformation vom traditionellen Hospital in ein Krankenhaus moderner Prägung zu dieser Zeit bereits stattgefunden hatte. Erhoben und ausgewertet werden die Angaben zu Alter und Geschlecht der Patienten, zu Erwerbs- und Familienverhältnissen sowie die Angaben zu den einweisenden Instanzen und den Kostenträgern. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass sich die Charité Mitte des 19. Jahrhunderts bereits zu einem Krankenhaus moderner Prägung entwickelt hatte. Dafür spricht z.B. die sozioökonomische Struktur der Klientel, die sich zunehmend hin zu jungen, erwerbsfähigen Männern aus der Berliner Bevölkerung verschob während die Zahl der Alten und Siechen gleichzeitig abnahm. Auch eine Versorgung und Behandlung der Kranken auf verschiedenen Abteilungen und eine differenzierte Verteilung der Verpflegungskosten belegt den Strukturwandel. Die Entwicklung der Charité kann nicht beschrieben werden, ohne dass auf einige Besonderheiten des Berliner Armen- und Gesundheitswesen hingewiesen wird. Diese werden in der vorliegenden Arbeit ebenso erwähnt wie wichtige gesellschaftspolitische Veränderungen der damaligen Zeit, die für die Entwicklung des modernen Krankenhauses entscheidend waren. Neben der Landflucht und einem rasanten Wachstum der armen Bevölkerung in den Städten zählt hierzu der Umbau des Armen- und Gesundheitswesens, der im Rahmen der Preußischen Reformen zu Beginn des 19.Jahrhunderts erfolgte. Da die Charité außer zur Versorgung der kommunalen Kranken auch noch als Militärärztliche Ausbildungskrankenhaus zu fungieren hatte, kam es immer wieder zu Interessenskonflikten bezüglich des Nutzungsrechts der Charité. Da dieser Konflikt, ausgetragen zwischen Staat und Kommune, für die Entwicklung der Charité von großer Bedeutung war, wird er ebenfalls erwähnt und erläutert.
The main focus of this thesis is the evaluation and analysis of patient medical forms from the Charité hospital in 1854. This will be used to determine the indications of a hospital shifting from a traditionally led hospital to a hospital with a modern approach. Furthermore, the thesis will contrast patient age, gender, their occupation and family relationships and analyse admission circumstances and hospital expenditure. The results of the examinations indicate that the hospital started to make changes toward a more modern institution in the middle of the 19th century. An example of evidence supporting this is the changing socio-economic status of the patients - it began to shift from mostly older and chronically ill visitors, to being more frequently visited by male patients, who were younger and able to participate in gainful employment around the Berlin area. The care and treatment of patients throughout the hospital and the cost of food distribution also confirms the change towards a modern hospital. The development of the Charité can’t be described without the mention of some unique aspects of the health system in Berlin. This information will also be covered in the thesis as well as social and political changes of the past, which were crucial for the development of a modern hospital. For example, the conversion of the health system in Prussia which happened at the beginning of the 19th century led to the migration to the cities and a rapidly growing percentage of the poorer population in the cities. The Charité was not only used for the care of local patients, but it also had to function as a medical military training and education hospital for doctors, hence it frequently came to a conflict of interests in regard of the utility rights of the Charité. Since this conflict between state and local authority was of great significance for the Charité it will also be discussed.