Der Titel der Dissertationsschrift lautet „Jugend, Musik und Tanz in Post- Banda-Malawi (1994 - 2004). Männliche Jugendliche in Chitipa und Karonga“. Kernpunkt der Dissertation ist die differenzierte Analyse von Prozessen der Identitätsstiftung männlicher Jugendlicher in der Phase des politischen Übergangs in Malawi zwischen 1994 und 2004. Basierend auf Datenmaterial aus insgesamt einem Jahr ethnologischer Feldforschung, die hauptsächlich in ländlichen und städtisch geprägten Regionen im Norden des Landes zwischen 1998 und 2000 durchgeführt wurde, rekonstruiere ich in der Arbeit aus Interviews und Gesprächen gewonnene Selbstzuschreibungen junger Menschen aus Malawi und stelle diese Fremdzuschreibungen in Form von öffentlichen Diskursen über Jugend und Adoleszenz in Malawi gegenüber. Daneben werden verschiedene Stile zeitgenössischer populärer Musik sowie Tanzformen und deren Bedeutung für die soziale Alltagspraxis von überwiegend männlichen Heranwachsenden und jungen Männern während der ersten beiden Amtsperioden des ersten demokratisch gewählten Präsidenten, Bakili Muluzi (1994 - 2004), beschrieben und hinsichtlich der Genese von informellen Jugendgruppen im „neuen Malawi“ nach dem Ende der langjährigen autokratischen Herrschaft Hastings Kamuzu Bandas und seiner Malawi Congress Party (MCP) untersucht. Dabei zeige ich, wie Formen der Repräsentation männlicher Jugendlicher in der Öffentlichkeit sich sowohl stilistisch als auch hinsichtlich der zum Ausdruck gebrachten Werte von früheren Jugendgruppen aber auch untereinander unterscheiden. Die zentrale Frage, ob durch die soziale und kulturelle Praxis Jugendlicher auch oppositionelle politische Meinungen zum Ausdruck kommen, wird anhand von Beispielen spezifischer populärer Musikstile (Reggae), sowie populärer Männertanzstile (Samba) dahingehend beantwortet, dass situativ unterschiedlich inhärentes politisches Potential mobilisiert wird, um dem Publikum Facetten widerständiger politischer Diskurse im "neuen Malawi" performativ zu präsentieren. Eingebettet in Theoriediskussionen um eine Anthropologie der Jugend knüpft die Dissertation an Fragen aus der sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskussion um die Bedeutung von Tanz und Musik an sowie an neuere Studien zur Performanz und zur Geschlechterforschung.
The title of my dissertation thesis is “Youth, Music, and Dance in Post-Banda- Malawi (1994 - 2004). Male Youths in Chitipa and Karonga“. My dissertation’s focus lies on male youth and processes of identity formation in Malawi during the period of political transition from 1994 to 2004. Based on roughly one year of anthropological fieldwork mostly in Northern Malawi’s rural and urban settings during the years 1998 - 2000 I reconstruct self-perceptions of young Malawians and discourses about youth and adolescence in Malawi on various levels. In addition to the collection of life histories, I explore various popular music, and dance styles and relate them to the life and the social practices of Malawian adolescents and young men during the two governmental periods of the first democratically elected president Bakili Muluzi (1994 - 2004). I also describe and analyse the emergence of informal male youth groups in Malawi after the end of the autocratic rule of Hastings Kamuzu Banda and his Malawi Congress Party (MCP). I address how representation structures of male youths in public space differ in values and style compared to former youth groups and among each other, and whether they express oppositional political opinions. Finally, I provide examples of the political potential of a "neo-traditional" musical style, namely reggae and I show how popular rural dance styles, namely Samba, have the capability to be transformed into a discourse of political resistance in the young history of the "new Malawi". Embedded in the greater theoretical framework of an anthropology of youth, the Malawian case study connects with other theoretical discussions that include the fields of music and dance as well as specific aspects of performance and gender studies.