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Diese Dissertation unternimmt den Versuch einer Bilanzierung der Wirkung der AGENDA 21 hinsichtlich Idee und Umsetzung des Prinzips der Nachhaltigkeit. Sie beschränkt sich dabei auf die Bundesrepublik Deutschland und unterscheidet grundsätzlich zwischen Transfers der Idee im politischen Überbau und praktischen Realisierungen nachhaltiger Prozesse.
Die Arbeit reflektiert zunächst kurz die methodologische Problematik: Der Nachweis einer Wirkung der AGENDA 21 ist durch das Fehlen einer "Kontrollgruppe" bzw. eines "Kontrollversuchs" grundsätzlich problematisch. Jeder "Beweisführung" mit einem positiven Ergebnis fehlt die Kontradiktion der "Nichtwirkung" ohne AGENDA 21.
Kapitel 1 reflektiert die fundamentalen Aspekte einer unausweichlich notwendigen Nachhaltigkeit künftiger Entwicklungen. Es besteht keine Möglichkeit, auf der Erde langfristig sämtliche Parameter - wie z.B. Energie- und Wasserverbrauch, CO2-Emissionen etc. - unbegrenzt zu steigern. Ein kurzer Abriss dieses Kapitels zeigt zudem die geringe bzw. zögerliche Zuwendung der Soziologie zum Thema Nachhaltigkeit.
Kapitel 2 legt Ziele und "Strategie" der AGENDA 21 dar, benennt die Agenturen der Bundesrepublik Deutschland, die an der Realisierung der Ziele der AGENDA 21 beteiligt sind bzw. sein sollten und erläutert den Zusammenhang zwischen öffentlicher Wahrnehmung bzw. Rezeption von "Nachhaltigkeit" und der Schwierigkeit seiner begrifflichen Fassung.
Kapitel 3 verfolgt den Prozess der politischen Initiierungen und Unterstützung auf der Ebene der Parteien sowie der Bundesregierung bis zu den Kommunen (Länder und Gemeinden).
Kapitel 4 berichtet über die "corporate identity" des Pharmaunternehmens Schering sowie eine für diese durchgeführte empirische Studie zur "Nachhaltigkeit in der Pharmaindustrie". Die in Deutschland, Italien und den USA durchgeführt Studie zeigte eindeutig, dass die Befragten das Konzept der Nachhaltigkeit im Sinne der "Triple-bottom-line" - Ökonomie, Ökologie und Soziale Verantwortung - als Einheit betrachten.
Kapitel 5 fasst die Ergebnisse zusammen: (1) Die Aktivitäten der Bundesregierung sowie der Landesregierungen zur Initiierung nachhaltiger Prozesse an der Basis haben in der Tat alle Voraussetzungen für deren Entstehung geschaffen. In einigen Bundesländern sowie deren Landkreisen können bzw. konnten die eingestellten Haushaltmittel aus Mangel an Anträgen von der Basis nicht verausgabt werden. (2) Die von der Agenda-Transfer publizierte Datenbank über 419 seit 1992 durchgeführte und als "besonders gelungen" bezeichnete Projekte in der Bundesrepublik Deutschland kann nicht als Beleg einer Bewegung gelten. Während der überwiegende Teil der 419 Projekte die Kriterien der Nachhaltigkeit überhaupt nicht erfüllt, lassen eine Reihe anderer Projekte unschwer erkennen, dass auch vor AGENDA 21 schon vorhandene Routinen, insbesondere der Stadtplanung, lediglich passend "umgewidmet" und ursächlich nicht auf die AGENDA 21 zurückgehen. Insofern muss die AGENDA 21 als Idee der weltweiten Verbreitung des Konzepts der Nachhaltigkeit an der Basis, d.h. in der Bevölkerung auf lokaler Ebene - jedenfalls für die Bundesrepublik Deutschland - als misslungen bezeichnet werden. (3) Deutlich anders fällt das Ergebnis auf der Ebene der Unternehmen aus: hier erweist sich Nachhaltigkeit als reflektiertes Konzept, das auch in die Geschäftsberichte Eingang gefunden hat. Unternehmen lassen sich durch neutrale Agenturen hinsichtlich ihrer Bemühung um das Prinzip Nachhaltigkeit zertifizieren und sehen hierin ein wichtiges Argument am Markt. An der Börse existieren Aktienindizes, die jeweils die weltweit "besten" Unternehmen verfolgen. (4) Im Ergebnis kommt die Arbeit zu der perspektivischen Einschätzung, dass sich Fortschritte im Sinne der unausweichlich notwendigen Nachhaltigkeit künftiger Entwicklungen allein auf der Ebene der Unternehmen zeigen werden. Die Begründung hierfür steht in engem Zusammenhang mit der beschleunigt fortschreitenden Globalisierung. Weltweit agierende Großkonzerne erfahren die eingangs zitierte "Endlichkeitsfalle" bereits heute. Hierin sind die sozusagen auch allen zumeist nur national agierenden politischen Instanzen deutlich überlegen.
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This dissertation undertakes an attempt to balance the effect of AGENDA 21 with respect to realizing and promoting the principle of sustainability. The representation confines itself to Germany and fundamentally distinguishes between political activities, concepts of firm and practical realizations of sustainable development initiated by individuals or informal groups.
The paper initially reflects the fundamental methodological problem: a proof of an effect of AGENDA 21 is burdened by the omission of any commission or control experiment. Any evidence of a positive effect does not include the contradiction of "no effect without AGENDA 21". The number of realizations of sustainable developments being limited from a negative answer of the one-sided question - excluding the possibility of negative effects of AGENDA 21 - would definitely confirm the lack of success of AGENDA 21.
Chapter 1 reflects the fundamental aspects necessary to the future sustainable development. There is no way of infinitely increasing all parameters, e.g. energy and water consumption, CO2 - Emission etc. in a finite earth. Some short historical comments are dedicated to the late 70�s when the German party �DIE GRÜNEN� was founded against the whole political establishment during this decade. Furthermore the author shows the reluctant acceptance of "sustainable development" by academic sociology.
Chapter 2 explains goals and strategies of AGENDA 21 and lists the German agencies responsible for the realization, it reflects the difficulty in spreading the idea of sustainable development due to its rather complicated background and complexity.
Chapter 3 traces the political activities with respect to supporting the transmission of the idea of sustainable development by the German Central government down to local parliaments of districts.
Chapter 4 covers the �Corporate Identity� of the Pharmaceutical Company Schering. An international study conducted in Germany, Italy and USA about the sustainable development within the Pharmaceutical Industry recognizes the concept of sustainable development as the triple bottom line "economy, ecology and social responsibility".
Chapter 5 summarizes the main conclusion: (1) the German central- and local governments definitely met the requirements concerning sustainable development projects. Several local governments however couldn't even spend the money available for those projects as there were either none or not enough applications. (2) The German Agenda-Transfer published a database containing 419 "best practice" projects that were realized since publication of AGENDA 21. On closer inspection, most of these projects don't even meet the formal requirements of the triple bottom line "economy, ecology and social responsibility" while some others referring to routine activities in communities had been redefined to at least formally meet the requirements without having been initiated by AGENDA 21. Insofar AGENDA 21 as a concept of spreading the idea of sustainable development by initiating many "local AGENDA 21" around the world definitely failed in Germany. (3) A completely different picture could be drawn of Corporate Organizations, where sustainability is a well known reflected and respected concept which was routinely included in business reports. Corporate organizations are obtaining certificates for their effort towards sustainability as an important argument in the marketplace. There are several indices in the stock exchange that are based on selected companies "best in sustainability" within their organization. (4) Finally, the author arrives at the conclusion that progress towards inescapable sustainable development will be solely encouraged and promoted by large international organizations, expedited by continued globalisation and the realization of the importance by the global organizations. They are well advanced and ahead of the national political active bodies.