Der ökonomische Aufholprozess der ostdeutschen Bundesländer stagniert seit der Mitte der 1990er Jahre. Zugleich sind zentrale wirtschaftspolitische Instrumente zur Unterstützung dieses Aufholprozesses theoretisch schwach fundiert und in ihrer Wirksamkeit empirisch nicht belegt. Vor diesem Hintergrund versucht der Autor die Frage zu beantworten, inwieweit sich theoretische Überlegungen und Modelle der Neuen Ökonomischen Geographie (NÖG) für den Aufbau Ost nutzen lassen? Die NÖG versucht, die räumliche Verteilung von Wirtschaftsaktivitäten aus einer Interaktion ökonomischer Faktoren zu erklären. Ein zentrales Ergebnis der entsprechenden modelltheoretischen Überlegungen ist die Existenz multipler Gleichgewichte hinsichtlich dieser Verteilung. Mittels einer empirischen Analyse, die die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs als eines temporären Schocks auf die regionale Verteilung von Bevölkerung und Wirt¬schafts¬tätigkeit untersucht, kann die Existenz multipler Gleichgewichte für die räum¬liche Verteilung von Wirtschaftsaktivitäten untermauert werden. Dieses Ergebnis deutet daraufhin, dass sich die räum¬liche Verteilung der Wirtschaftstätigkeit grundsätzlich durch diskretionäre wirtschaftspolitische Maßnahmen beeinflussen lässt. Die Frage, welche wirtschaftspolitischen Instrumente in diesem Sinn zweckmäßig sind, steht im Mittelpunkt einer Reihe von neuesten Modellansätzen der NÖG. Im Rahmen einer kritischen Diskussion einiger dieser Ansätze kann insbesondere gezeigt werden, dass aus der NÖG bisher keine Globalstrategie für den Aufbau Ost ableitbar ist. sich die komplexen Auswirkungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen und ihrer Finanzierung auf regionale Entwicklungsprozesse aufdecken lassen. sich mit Hilfe der NÖG wirtschafts¬politische Leit¬linien begründen lassen, wie etwa die Forderung, dass Maßnahmen zur Förderung benachteiligter Regionen an den jeweiligen konkreten Problemen resp. den Stärken einer Region ansetzen sollten. Eine präzise Identifizierung der Schwachstellen und Chancen einer einzelnen Region gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Regionalpolitik. Die Menschen in einer Region sind dabei wohl eher in der Lage, als etwa eine nationale Behörde, die Schwächen, aber eben auch die Stärken ihrer Region zu erkennen. Der Begriff der Subsidiarität ist in der Diskussion über die beste Strategie für den Aufbau Ost vielleicht zu selten zu hören.
Since the mid-nineties the economic catching-up process of East Germany is at a standstill. Key political instruments for the support of this process are weak in their theoretical reasoning as well as in their empirical results. On this account the author tries to answer the question, to what extent theoretical considerations and models of the New Economic Geography (NEG) can be used to foster the Aufbau Ost? The NEG tries to explain the spatial distribution of economic activity from an interaction of economic factors. A central result of the appropriate theoretical considerations is the existence of multiple equilibria regarding this distribution. By means of an empirical analysis, which examines the effects of the Second World War as a temporary shock for the regional distribution of population and economic activity, the existence of multiple equilibria can be supported. This result indicates that the spatial distribution of economic activity can principally be affected by discrete political measures. Some model building within the NEG aims at the question, which instruments are appropriate in this sense. In a critical discussion of some of these models it can be shown in particular that there is no global strategy for the Aufbau Ost derivable from NEG so far. the complex effects of economic policy and its financing on regional development can be revealed. the NEG allows deducing political principles, as for instance the claim that measures for the promotion of disadvantaged regions should aim at the concrete problems of a region. A precise identification of the problems and chances of an individual region is one of the most difficult tasks of regional policy. The residents of a region have probably better chances to recognize the weaknesses and strengths of their region than a central government agency. Perhaps the principle of subsidiarity should be considered more frequently in the discussion over the best strategy for the Aufbau Ost.