Multiple Sklerose (MS) ist die weltweit häufigste chronisch fortschreitende neurologische Erkrankung mit einer steigenden Prävalenz von aktuell ca. 2,9 Millionen (The Atlas of MS 2023, www.msif.org) erfassten Erkrankten weltweit. MS ist eine Autoimmunerkrankung, die durch einen fehlgeleiteten Angriff des Immunsystems auf das Zentralnervensystem (ZNS) gekennzeichnet ist und dabei insbesondere zum Abbau der Myelinschicht führt, der Hüllschicht, die die ZNS-Nervenfasern (Oligodendrozyten) umgibt. Dies bewirkt eine Störung der effizienten Übertragung von Nervensignalen, Homöostase der Nerven, Nervenzellverlust und infolgedessen ganz unterschiedliche klinisch-neurologische Ausfallerscheinungen. Ein breites Forschungsgebiet bietet aktuell die Suche nach potentiellen Risikoparametern, eine MS zu entwickeln als auch für die unterschiedliche Schwere des klinischen Verlaufs. Die bisher klinisch und wissenschaftlich gut erfassbaren Symptome zeigen sich vornehmlich in ausgeprägten und sichtbaren Manifestationen, wie beispielsweise einer Gangstörung bei Muskelparesen und Spastik. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse unterstreichen jedoch die klinische Relevanz mit etablierten Methoden bisher nicht oder nicht adäquat detektierbarer Symptome wie auch langsam fortschreitender (progredienter) Symptomverschlechterungen. Da MS generell im jüngeren Erwachsenenalter beginnt, bedeuten insbesondere die mit bloßem Auge mitunter nicht sichtbaren kognitiven- sowie Mobilitätsbeschränkungen erhebliche Herausforderungen für die Autonomie im Arbeits- sowie sozialen Alltag der Erkrankten (6,7). Symptome wie Konzentrations- oder koordinative Bewegungseinschränkungen sind den Erkrankten gegebenenfalls kaum anzumerken. Sie führen jedoch unter anderem zur Reduktion der Arbeitszeit oder zum Arbeitsplatzverlust; dies bedeutet eine schwerwiegende gesellschaftliche und sozioökonomische Herausforderung. Daher besteht dringender klinischer und wissenschaftlicher Bedarf nach objektiven und spezifischeren Messmethoden zur besseren Erfassung von Risikoparametern und Parametern klinisch relevanter Funktionsausfälle, um der MS zugrunde liegende Pathomechanismen und auch die Heterogenität der Phänotypen besser zu definieren.