Vorrangiges Ziel der vorliegenden Arbeit war die Feststellung von Klima- und Fütterungsfaktoren, die die Verhaltensweisen aus den Funktionskreisen Nahrungsaufnahmeverhalten, Ausruhverhalten und Komfortverhalten von Araberpferden bei Weidehaltung unter naturnahen Bedingungen beeinflussen und wie die Pferde ihr Verhalten räumlich aufteilen. Ganzjährige Weidehaltung unter naturnahen Bedingungen entspricht am ehesten der Natur der Pferde, wenn dem ein entsprechendes sinnvolles Management zu Grunde liegt. In einer einjährigen Beobachtungszeit wurde das Verhalten von 10 Pferden und die Nutzung der zur Verfügung stehenden Koppel visuell beobachtet und aufgezeichnet. 24-Stunden-Beobachtungen fanden an 36 Tagen des Jahres statt. Weiter wurden die Tiere von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang an 5 Tagen je Monat beobachtet. Besonderes Interesse galt möglichen Verhaltensänderungen bei Einwirkung äußerer Stressoren, welche die Modalität, Intensität und Frequenz einzelner Verhaltensweisen der Pferde und des Familienverbandes beeinflussten. Klimadaten wurden mit Hilfe einer elektronischen Wetterstation erfasst. Die Charakteristik der 24-Stunden-Rhythmik wurde im Jahres- und Tagesverlauf dargestellt. Die Häufigkeit eines Verhaltens und die mittlere Dauer je Aktion wurden für jedes Pferd berechnet. Die Frequenz und die mittlere Dauer der Aktionen je Verhaltensweise wurden für das Jahr, den 24-Stunden-Tag und im Tag-Nacht-Vergleich ermittelt. Verhaltensänderungen der Pferde unter dem Einfluss spezieller Klima- und Futterbedingungen wurden durch den Vergleich mit der mittleren Tagesperiodik des Jahres aufgezeigt. Die Pferde verbrachten innerhalb von 24-Stunden 57-72% der Zeit mit der Nahrungsaufnahme, 23-36% der Zeit verbrachten sie ruhend, 0,05-0,3% der Zeit scheuerten, wälzten oder beknabberten sie sich und 1-6% der Zeit wurde für Lokomotion, unabhängig der untersuchten Verhaltensweisen, verwendet. Die bei den einzelnen Pferden verschieden stark ausgeprägten monatlichen Schwankungen im Zeitaufwand für das Grasen bzw. für das Heufressen sind eher in der unterschiedlichen Menge des zur Verfügung stehenden Heues zu suchen, als in der Vegetationssituation, was wiederum die starke Abhängigkeit der Nahrungsaufnahme von sozialen Beziehungen dokumentiert. Diese individuellen Unterschiede wurden im Mittel über das Jahr in der Frequenz zum Grasen mit 7-11 mal und in der mittleren Dauer je Graseaktion von 17-34 Minuten an einem 24-Stunden-Tag deutlich. Heufressen zeigten die Pferde in einer Frequenz von 16-24 mal mit einer mittleren Dauer von 21-37 Minuten je Aktion. Die Aktionsunterschiede konnten auch in den anderen Funktionskreisen beobachtet werden. Die Pferde dösten innerhalb von 24-Stunden 13-23 mal mit einer mittleren Dauer von 19-26 Minuten. Die Tiere legten sich 1-2 mal hin und ruhten dann für 15-30 Minuten. Die untersuchten Verhaltensweisen des Komfortverhaltens konnten nicht täglich beobachtet werden. Zeigten die Pferde "Scheuern", "Wälzen" oder "Beknabbern", führten sie es für 1-5 Minuten durch. Die Tiere zeigten Lokomotion außerhalb der untersuchten Verhaltensweisen 14-25 mal täglich mit 2-3 Minuten je Aktion. Entsprechend der verschiedenen Aktionsfrequenzen und -dauer der Pferde ergaben sich individuell völlig unterschiedlich strukturierte saisonale Periodika. Die Nahrungsaufnahme fand bei der Mehrzahl der Pferde in der Lichtzeit des Tages, mit einer sich entsprechend der Hell-Dunkel-Phasen des Jahresverlaufes entwickelnden Periodik, statt. So wurde von den Pferden besonders zwischen 7:00 und 19:00 Uhr gegrast. Die Tiere grasten tags 6-9 mal mit einer mittleren Dauer je Aktion von 17-32 Minuten. In der Nacht grasten die Pferde 1-3 mal mit einer Dauer von 7-19 Minuten. Heu wird insgesamt bevorzugt in der Dunkelzeit eines 24-Stunden-Tages gefressen. Ranghohe Pferde folgten am deutlichsten dem Jahresverlauf der Hell-Dunkel-Phasen beim Heufressen, rangniedere Pferde fraßen über den Tag verteilt in uneinheitlichen Zeitintervallen und mit unterschiedlicher Dauer je Aktion. Die Frequenz zum Fressen von Heu betrug tags 7-14 mal mit einer mittleren Dauer je Aktion von 21-45 Minuten und nachts 9-11 mal mit einer mittleren Dauer je Aktion von 24-42 Minuten. Längere Ausruhperioden zeigten die Pferde in der Dunkelzeit des 24-Stunden-Tages. Im Jahresverlauf verschob sich der Beginn der Hauptdösperioden bei den meisten Pferden mit der Dämmerung, d.h. in den Sommermonaten wurde ab 20:00-21:00 Uhr und in den Wintermonaten ab 17:00-18:00 Uhr für längere Zeit gedöst. Dabei zeigten besonders rangniedrige Tiere über das Jahr verteilt auch tagsüber längere Ruhephasen. Ausruhen im Liegen wurde besonders von Mitternacht bis Sonnenaufgang ausgeführt. Die Pferde dösten am Tag 6-12 mal mit einer mittleren Dauer je Aktion von 13-22 Minuten und in der Nacht 7-11 mal mit einer mittleren Dauer je Aktion von 23-36 Minuten. Die Pferde ruhten tags nicht täglich im Liegen aus, wenn die Tiere lagen, dann aber für 14-34 Minuten. In der Nacht lagen die Tiere 1-2 mal für 15-33 Minuten. Die Pferde präferierten im Tag-Nacht-Vergleich eindeutig den Tag zum Grasen, auch die mittlere Dauer je Aktion war tags tendenziell länger. Heufressen hingegen zeigten die Tiere tendenziell tags häufiger und nachts länger je Aktion. Zwischen den Tagen und Nächten der Monate konnten auffällige Unterschiede bei der Nahrungsaufnahme beobachtet werden. Der Tag-Nacht-Vergleich je Monat zeigte Auffälligkeiten im Graseverhalten der Pferde sowohl was die Frequenz als auch was die mittlere Dauer je Aktion betrifft. Beim Heufressen konnten für die Frequenz, im Gegensatz zur mittleren Dauer je Aktion, nur wenige auffällige Unterschiede im Tag-Nacht-Vergleich je Monat beobachtet werden. In der Ausruhfrequenz präferierten die Pferde im Mittel über das Jahr weder den Tag noch die Nacht. In der mittleren Dauer je Aktion tendierten die Tiere zum längeren Ruhen in der Nacht. Zwischen den Tagen und Nächten der Monate konnten auffällige Unterschiede im Ausruhverhalten beobachtet werden. Der Tag-Nacht- Vergleich je Monat ergab in der Regel für die Ausruhaktionen keine Auffälligkeiten. Auffällige Unterschiede machten die Tiere in der mittleren Dauer je Aktion zum Ruhen zwischen den Tagen und Nächten je Monat. Komfortverhalten und Lokomotion zeigten die Pferde besonders tagsüber. Der Vergleich der Tag-Nacht-Differenz der mittleren Dauer je Aktion einer Verhaltensweise mit der Tag-Nacht-Differenz der Gesamtzeit, welche am Tag und in der Nacht für dieselbe Verhaltensweise von den Pferden aufgewendet wurde, ergab gleiche und gegenläufige Tendenzen. Die räumliche Verteilung der Nahrungsaufnahme auf die Koppel wurde durch die Zufütterung von Heu, von den Heustellen und den zwei Grasflächen bestimmt. Auch während des Ausruhens hielten sich die Tiere bevorzugt in der Nähe der Heustellen bzw. auf den Gasflächen auf. Zum Wälzen nutzten die Pferde ebenfalls die zwei großen Grasflächen und zum Scheuern den Unterstand und die Baumgruppe auf der Koppel. Verhaltensänderungen bei Einwirkung äußerer Stressoren wurden für extreme klimatische Bedingungen - Gewitter, hohe Umgebungstemperaturen, starker Wind bei niedrigen Umgebungstemperaturen -, und für unterschiedliches Heuangebot im Vergleich zur Jahresperiodik beschrieben. In ihrer Nahrungsaufnahme, speziell der Graseaktion, und im Ausruhverhalten ließen sich die Pferde stärker von der zur Verfügung stehenden Heumenge beeinflussen als von Regen oder Gewitter. Die Pferde, besonders die ranghohen Stuten, nutzten bei hohen Umgebungstemperaturen während des Grasens zum Teil die Luftbewegung der freien Koppelflächen. Einige Tiere, rangniedrige Stuten und der Hengst, fraßen trotz hoher Lufttemperatur vermehrt Heu, worin die Abhängigkeit des Verhaltens vom sozialen Rang des Tieres deutlich wird. Alle Pferde zeigten unabhängig vom Nahrungsangebot und dem sozialen Rang verlängertes Ausruhverhalten an heißen Tagen. In der vegetationsarmen Jahreszeit versuchten die Pferde bei niedrigen Umgebungstemperaturen und hohen Windgeschwindigkeiten die Nahrungsaufnahme unabhängig von der zur Verfügung stehenden Heumenge zu erhöhen. Die Pferde zeigten unter Ausnutzung des Windschattens der Bäume verlängerte Graseaktionen. Windschutz war den Pferden an allen verglichenen Vormittagen wichtiger als Regenschutz, nur zum Dösen suchten die Tiere auch den Unterstand auf. Bei unter naturnahen Bedingungen gehaltenen Pferden werden die artspezifischen Bedürfnisse eines Pferdes: kontinuierliche, ruhige Bewegung; Leben im Gruppenverband; Kontakt zur Umwelt und eine auf die Verdauungsphysiologie abgestimmte Fütterung weitestgehend berücksichtigt. Eine kurzfristige Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Tiere in Einzelfällen und -situationen tritt im Zuge von Managementmaßnahmen, welche beeinflussbar sind, und im Zusammenhang mit klimatischen Stresssituationen, welche weniger beeinflussbar sind, auf.
The aim of this study was to determine climatic and feeding factors that influence foraging, resting and comfort behaviour in Arabian horses which are kept under natural conditions on pasture. Another aim was to study if the horses spatially separate their behaviours. All-year pasture farming under natural conditions best corresponds to the horses' nature if based upon appropriate and useful management. Over one year, changes in behaviour and use of pasturage in 10 horses have been observed and recorded. 24-hour- observations were carried out on 36 days of the year. On 5 days of each month the horses were observed from sunrise to sunset. Special attention was paid to possible changes in behaviour under the impact of external stressors which might have influenced modality, intensity and frequency of various behaviour patterns in the individual and the group. Climatic data were recorded by an electronic weather device. The characteristics of the 24-hour-time budget was recorded on yearly and daily basis. The frequency of a particular behaviour and the average duration of action were determined for each horse. Frequency and average duration of each behaviour were recorded and later determined for the whole period of observation (one year), the 24-hour-time budget, and the day and night rhythm. Behavioural changes, influenced by climatic and feeding conditions, were determined by comparing them with the average diurnal rhythm of one year. The horses spent 57 -72% of their 24-hour-time budget feeding, 23- 36% resting and 0,05- 0,3% self- and mutual-grooming. 1- 6% of the time was used for locomotion's other than those specifically observed in this study. Monthly variations in time spent grazing and feeding hay in individual horses can be put down to the changing amount of hay available, rather than the general vegetation situation, also proving the dependency of feeding behaviour on social bonds. These significant individual differences could be observed with help of the mean grazing frequency of 7-11 times a day with an average duration of 17-34 minutes per action. Hay feeding was documented with a frequency of 16- 24 times a day, lasting 21-37 minutes each. Individual action patterns could also be observed in other kinds of behaviour. During their 24-hour-time budget the horses rested 13- 23 times from 19 to 26 minutes each time. Recumbent rest was observed 1 to 2 times a day for 15-30 minutes. Comfort behaviour patterns could not be observed daily, but if so, the horses spent 1- 5 minutes for self- or mutual-grooming. Locomotor activities other than the studied behaviours, were observed 14-25 times, 2 to 3 minutes each. According to the different frequency and duration of actions, each horse showed completely different season-related behaviour rhythms. The bigger number of horses was feeding in the daytime. The feeding rhythms changed over the year according to the different light conditions. Main time for grazing was between 7:00 and 19:00 with a frequency of 6-9 times and took up 17-32 minutes each. At night the horses were grazing 1-3 times for 7 to 19 minutes. Hay was the preferred food at night. Leading horses showed clearly recognizable behaviour in hay feeding by following the light and dark phases over the year, whereas lower-ranking horses showed a very unstructured feeding behaviour over 24 hours like bigger differences in duration of each action. In the day time, the horses spend 21- 45 minutes hay feeding - 7 to 14 times. At darkness hay feeding took place 9 -11 times with a mean duration of each action from 24 to 42 minutes. The horses exhibited longer periods of resting behaviour by night. The beginning of their main resting period changed in the course of the year according to dusk. During the months of summer, the horses started their main time resting from 20:00 to 21:00 ; in the months of winter from 17:00 to 18:00. Especially lower-ranking horses were engaged in longer periods of resting in the daytime over the year. Recumbent rest was mainly observed in the time between right before midnight and sunrise. During daylight the horses rested 6 to 12 times for 13 to 22 minutes each time. At night they rested 7 to 11 times with a mean duration of 23-36 minutes for each resting period . The horses did not rest in a lying position every day, but if so, they spent 14 to 34 minutes in this particular position. At night the horses were engaged in recumbent rest 1 to 2 times, 15 to 33 minutes on average. A comparison of day- and nighttime activities showed very clearly that the horses preferred day time for grazing by spending tendency more time on single grazing activities. Hay feeding, on the other hand, tendency more often occurred in the daytime, but was more extensive at night. Conspicuous differences in foraging could be observed when comparing day time and night time activities during different months. The day and night comparison, conducted each month, revealed conspicuous differences in grazing behaviour regarding frequency and duration of action. In hay feeding, however, only a few conspicuous differences could be observed between day and night regarding the frequency of action. This does not apply to the average duration of actions. There was no difference in preferences regarding the frequency of day and night time resting over the year. The horses showed a tendency towards longer resting periods at night. Conspicuous differences could be observed in resting behaviour when day and nighttime patterns of the different months were compared. No remarkable differences in the frequency of resting during each single comparison of day- and nighttime patterns per month were observed. Though, there were conspicuous differences in the average duration of resting periods between day and night time per month. Grooming and locomotor activities mainly occurred during daytime. A comparison of day- and nighttime differences regarding the average duration of each action of behaviour with the day- and nighttime differences of the total time budget exhibited similar and contrary tendencies at the same time. Two grazing areas, regular hay spots and additional hay supply influenced the spatial use of the pasture for foraging. The horses preferred to stay close to the hay spots and on the grazing areas when resting. The two grazing areas were also used by the horses for rolling. The shelter and the trees on the pasture were used for self- grooming. Under the impact of external stressors like extreme climatic conditions as storm, high temperature and strong wind in cold weather as well as changes in hay quantity behavioural changes in comparison to seasonal behavioural patterns were described. When foraging, especially grazing, and resting, the horses seemed to be more influenced by the quantity of available hay than by rain or storm. Some horses, especially the highest-ranking mares, partly took advantage of light breezes on the grazing ground in case of high temperatures during foraging. Despite high temperatures, some horses, like lowest-ranking mares and the stallion, more fed on hay. This fact emphasizes behavioural dependency on social rank. Independently of their social rank and available food, all horses rested longer on days with high temperature. During the time of the year with low vegetation, low temperatures and strong winds, the horses were trying to increase their foraging independently of hay supply. The horses were engaged in longer grazing actions when being protected from the wind by the trees. For the horses, protecting themselves from wind was obviously more important than the protection from rain. However, when resting, the horses preferred their shelter. When horses are kept under natural conditions, species-specific needs like steady and peaceful movement, life in a group, interaction with the environment, and appropriate feeding are taken into consideration. Short-term interferences with the well-being of the horses in single cases and situations take place either because of inappropriate management measures, which can be influenced and changed, or because of climatic stress situations, which can only be influenced to a small extent.