Workplace health promotion aims at maintaining and promoting employees health and well-being which is fundamental for organizational and societal functioning and success. In Chapter 2, it was explored whether health climate, i.e., employees’ shared perceptions of organizational health-related efforts, operates as a job resource, supporting employees’ affective commitment to the organization. This would underline the importance of workplace health promotion. In this thesis, the focus was on behavioral workplace health promotion and seasonal influenza vaccination behavior in particular. Successful health behavior promotion requires effective and evidence-based health interventions. This premises a profound understanding of underlying motivational and volitional factors and their interplay. Cross-sectional analyses in Chapter 3 investigated whether intention formation by outcome expectancies depended on individuals’ past behavior. Analyses in Chapter 4 built on these findings, examining motivational processes longitudinally with regard to subsequent vaccination behavior. Along with, the putative moderating influence of individuals’ past behavior on intention formation and future behavior was investigated. In Chapter 5, the prediction of vaccination behavior was analyzed with structural equation modeling, comparing a model derived from the health action process approach to a model adjusted to behavior specifics. The aim was to identify the most suitable composition of social-cognitive variables for behavior prediction. In Chapter 6, health messages promoting vaccination behavior were compared in a randomized trial, along with compensatory health beliefs (CHB). The role of CHB, considered a self-defense strategy, within the intention-behavior relation was examined. Of particular interest was, whether CHB would interfere with health messages. In Chapter 7, theoretical and practical implications of the findings are discussed.
Gesunde, motivierte und zufriedene Mitarbeiter sind fundamental für gesellschaftliches sowie betriebliches Agieren und ihren Erfolg (ENWHP, 2007). Dies wird angesichts der tiefgreifenden sozialen Veränderungen, wie der epidemiologischen Transition und dem demographischen Wandel (Robert-Koch- Institut, 2008; WHO, 2006) immer deutlicher. Um sich für diese Herausforderungen zu rüsten, verstärken Unternehmen ihre Aktivitäten der betrieblichen Gesundheitsförderung (Beyer, 2007; MERCER, 2010) und möchten so die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter bestmöglich sichern und fördern. Betriebliche Gesundheitsförderung wird definiert als die gemeinschaftlichen Anstrengungen von Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Gesellschaft zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter am Arbeitsplatz (ENWHP, 2007, S. 2). Es wird betont, dass mit der Zuschreibung einer unternehmerischen Verantwortung für das Mitarbeiterwohl keineswegs die Verantwortung des Mitarbeiters für den Erhalt und die Förderung der eigenen Gesundheit entfällt. Dabei kann Gesundheitsförderung verhältnis- und verhaltensorientierte (vgl., Ulich & Wülser, 2009) Maßnahmen umfassen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Bedeutung betriebliche Anstrengungen zur Gesundheitsförderung für die Einstellungen von Mitarbeitern zu ihrem Unternehmen haben und inwiefern arbeits- und organisationsbezogene Einstellungen durch betriebliche Gesundheitsförderung beeinflusst werden können. Unter dem Konstrukt Gesundheitsklima wird die von Mitarbeitern geteilte Wahrnehmung des betrieblichen Engagement und der organisationalen Prioritäten und Werte bezüglich der Mitarbeitergesundheit zusammengefasst (Basen-Engquist, Hudmon, Tripp, & Chamberlain, 1998; Mearns, Hope, Ford, & Tetrick, 2010). Im Sinne des „job demands-resources model“ (vgl., Bakker & Demerouti, 2007; Llorens, Bakker, Schaufeli, & Salanova, 2006) könnte das Gesundheitsklima als arbeitsbezogene Ressource aufgefasst werden, die positiv auf die emotionale Beziehung eines Mitarbeiters zu seinem Unternehmen, d.h. auf sein affektives Commitment (vgl. Meyer & Allen, 1997), wirkt: Die Wahrnehmung, dass ein Unternehmen sich um die Gesundheit des Mitarbeiters kümmert, sollte dessen affektives Commitment an das Unternehmen stärken. In Kapitel 2 der vorliegenden Arbeit wird dieser Frage vor dem Hintergrund arbeits- und organisationspsychologischer Forschung nachgegangen. In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf der Verhaltensprävention, bei der das individuelle (Gesundheits-)Verhalten im Zentrum der Präventionsarbeit steht (Vgl., Ulich & Wülser, 2009). Unter Gesundheitsverhalten werden hierbei alle Aktivitäten verstanden, die der Vorbeugung von Krankheiten, sowie ihrer rechtzeitigen Entdeckung, dienen und das Ziel verfolgen, Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern (Connor, 2001). Dazu zählen bspw. körperliche Aktivität oder eine gesunde Ernährung (Schwarzer, 2008). In Kapitel 3-6 wird die Teilnahme an der saisonalen Influenzaimpfung als Gesundheitsverhaltensweise diskutiert. Die zum Teil umfangreichen und dichten Arbeitsbedingungen in einem Betrieb können zu einem erhöhten Infektionsrisiko für Influenza führen. Daher wird die Grippeschutzimpfung als beste präventive Maßnahme empfohlen (CDC, 2010a; Robert-Koch-Institut, 2011; WHO, 2011). Jedoch sind die Impfquoten niedriger, als von Experten gewünscht (CDC, 2010b; Reuss et al., 2010; Robert-Koch-Institut, 2008). Folglich gilt es zu eruieren, welche psychologischen Faktoren und Mechanismen für den Aufbau einer Impfbereitschaft (Intentionsbildung) sowie der regelmäßigen Impfteilnahme bedeutsam sind. Dabei ist es ferner wichtig zu untersuchen, ob diese motivationalen und volitionalen Prozesse gleichermaßen bei allen Mitarbeitern operieren. Entsprechend wurden in den Untersuchungen, die in Kapitel 3-6 dargestellt sind, vor dem Hintergrund gesundheitspsychologischer Theorien und Erkenntnisse (Lippke & Ziegelmann, 2008; Schwarzer, 2008), motivationale und volitionale Faktoren und Prozesse des Impfverhaltens untersucht. Diesbezügliche Erkenntnisse können dazu beitragen, effektive, effiziente und evidenzbasierte Maßnahmen zur Förderung des Impfverhaltens zu entwickeln (Leventhal, Weinman, Leventhal, & Phillips, 2008; Lippke & Ziegelmann, 2008). Die Forschungsfragen und -ziele, die in Kapitel 2-6 behandelt werden, sind im Folgenden überblicksartig zusammengefasst. a) In der Studie in Kapitel 2 wurde untersucht, ob Gesundheitsklima eine förderliche Ressource darstellt, die positiv auf das affektive Commitment eines Mitarbeiters zu seinem Unternehmen wirkt oder ob es eher einen umgekehrten, kausalen Zusammenhang gibt. Ziel war es, Evidenz für die Bedeutung des Gesundheitsklimas für arbeitsbezogene Einstellungen der Mitarbeiter aufzuzeigen. b) In Kapitel 3 liegt der Fokus auf psychologischen Faktoren der Impfbereitschaft (Intentionsbildung). Es wurde untersucht, ob Handlungsergebniserwartungen die Beziehung zwischen vergangenen Impfverhalten und Intention erklären können. Eine weitere Forschungsfrage war, ob die Intentionsbildung in Abhängigkeit von dem bisherigen Impfverhalten variiert. c) In Kapitel 4 stehen motivationale Prozesse mit Blick auf das spätere Impfverhalten im Zentrum der Untersuchungen. Risikowahrnehmung und Handlungsergebniserwartungen sollten durch Intention vermittelt das Verhalten vorhersagen. Ferner wurden Befunde aus Kapitel 3 aufgegriffen und ein moderierender Einfluss des vergangenen Verhaltens auf die Intentionsbildung und Verhaltensvorhersage exploriert. d) In der Studie in Kapitel 5 wurde das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Health Action Process Approach; HAPA, Schwarzer, 2008) als gesundheitspsychologisches Model zur Verhaltensvorhersage angewandt. Es wurde untersucht, ob die Vorhersage des Impfverhaltens durch das HAPA-basierte Modell sinnvoll durch impfverhaltensspezifische Zusatzannahmen verbessert werden kann (betreffend Risikowahrnehmung, negative Handlungsergebniserwartung). e) In den Analysen in Kapitel 6 stehen volitionale Prozesse des Impfverhaltens im Mittelpunkt. Es wurde eine theoriegeleitete Intervention zur Förderung der Impfteilnahme in einer randomisierten kontrollierten Studie evaluiert. Ferner wurden kompensatorische Gesundheitsüberzeugungen (CHB) als vermeintlich hemmender Faktor der Intentions-Verhaltens-Beziehung untersucht. Das Hauptziel der Studie stellte die Exploration des Einflusses der Interventionen auf die Intention-CHB-Verhaltens-Beziehung dar. Im abschließenden Kapitel 7 werden die Befunde der vorherigen Kapitel diskutiert und Implikationen für Praxis und weitere Forschung dargestellt. Die Forschungsfragen der Kapitel 2-6 wurden in zwei getrennten Studien in einem deutschen Großunternehmen zwischen 2009 und 2011 untersucht . Die Ergebnisse der einzelnen Kapitel werden im Folgenden zusammengefasst dargestellt und diskutiert. Im Rahmen der Analysen in Kapitel 2 wurde die Beziehung von Gesundheitsklima und affektivem Commitment untersucht. Beide Konstrukte waren quer- und längsschnittlich miteinander assoziiert. Dabei war jedoch der Einfluss von Gesundheitsklima auf das Commitment stärker, als umgekehrt: die affektive Bindung eines Mitarbeiters an sein Unternehmen war umso höher, je positiver er das Gesundheitsklima wahrnahm. Folglich wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass das wahrgenommene Gesundheitsklima im Unternehmen im Sinne einer Job Ressource (Bakker & Demerouti, 2007; Llorens, et al., 2006) förderlich auf das affektive Commitment der Mitarbeiter wirken kann. Nachfolgende Untersuchungen könnten nun den zugrundeliegenden motivationalen Prozess genauer beleuchten und dabei Einflussfaktoren, wie bspw. die wahrgenommene Unterstützung durch die Unternehmungsleitung oder das Führungsverhalten des Vorgesetzten (Clausen & Borg, 2010; Eisenberger, Stinglhamber, Vandenberghe, Sucharski, & Rhoades, 2002; Randall & Nielson, 2010) mitberücksichtigen. Ferner könnte auch die Wirkung des Gesundheitsklimas auf weitere bedeutsame arbeitsrelevante Konstrukte, wie bspw. Engagement (Schaufeli & Bakker, 2004; Schaufeli, Bakker, & Salanova, 2006), in komplexeren Kreuzkorrelationsanalysen untersucht werden. Die Ergebnisse sollten Verantwortliche der betrieblichen Gesundheitsförderung anregen, das Gesundheitsklima zu fördern und zu kultivieren, da dessen Effekte offensichtlich über den konkreten gesundheitlichen Nutzen hinaus gehen (Mearns, et al., 2010; Muse, Harris, Giles, & Feild, 2008). Dafür könnten bspw. verhaltens- (z.B. Sportangebote), sowie verhältnisorientierte Präventionsmaßnahmen (z.B. gesundes Kantinenessen) angeboten werden (Basen- Engquist, et al., 1998). Im Kontext der Verhaltensprävention könnten dann gesundheitspsychologische Theorien für eine evidenzbasierte und effektive Interventionsgestaltung und Evaluation herangezogen werden (Leventhal, et al., 2008; Lippke & Ziegelmann, 2008). Der gezeigte Einfluss des Gesundheitsklimas auf affektives Commitment ist zudem deshalb so bedeutsam für Unternehmen, da Commitment von zentraler Bedeutung für gesundheits- wie leistungsbezogene Parameter ist (z.B. Stressempfinden, Jobperformanz, Fluktuationsabsichten, Work-Family-Balance, vgl. Mathieu & Zajac, 1990; Meyer & Allen, 1997; Meyer, Stanley, Herscovitch, & Topolnytsky, 2002). In Kapitel 3 wurde in einer querschnittlichen Studie die Intention zur Impfteilnahme untersucht, da die Intention zentraler Prädiktor für späteres Verhalten ist (Ajzen, 1991; Bish, Yardley, Nicoll, & Michie, 2011; Gargano et al., 2011; Harris, Maurer, & Lurie, 2009). Es wurde gezeigt, dass positive und negative Handlungsergebniserwartungen teilweise den Zusammenhang zwischen vergangenem Impfverhalten und der aktuellen Intention erklärten: eine häufigere Impfteilnahme in der Vergangenheit war mit mehr positiven und weniger negativen Handlungserwartungen assoziiert und diese wiederum mit einer stärkeren Intention. Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse, dass der Zusammenhang von Handlungsergebniserwartungen und Impfintention davon abhing, wie häufig sich Personen in der Vergangenheit (letzten fünf Jahre) hatten impfen lassen. Die Intentionsbildung wurde substantiell vom bisherigen Impfverhalten moderiert: bei jährlichen Impfteilnehmern spielten positive und negative Handlungsergebniserwartungen bei der Intentionsbildung keine Rolle (mehr), im Gegensatz zu Personen, die noch nie oder bisher sporadisch an der Impfung teilnahmen. Auch wenn die querschnittlichen Untersuchungen keine Aussagen über Ursache und Wirkung erlauben, so stehen die Annahmen zur Richtung der Zusammenhänge von vergangenem Verhalten, Handlungsergebniserwartungen und Intention in Einklang mit bisherigen Befunden (Bish, et al., 2011; Hofmann, Ferracin, Marsh, & Dumas, 2006; Nexøe, Kragstrup, & Søgaard, 1999; Ouellette & Wood, 1998; Schwarzer, 2008; Verplanken & Melkevik, 2008). Folglich sollten sie in dem dargelegten Sinne interpretierbar sein, auch wenn längsschnittliche Studien für eine Validierung nötig sind. Unter Vorbehalt des querschnittlichen Designs können daher erste Schlüsse gezogen werden. Die Ergebnisse deuten an, dass die Intentionsbildung vom bisherigen Impfverhalten abhängt: Das bewusste Abwägen von Vor- und Nachteilen der Impfung (positive und negative Handlungsergebniserwartungen) (Bish, et al., 2011; Harrison, Mullen, & Green, 1992; Hofmann, et al., 2006; Nexøe, et al., 1999) scheint mit zunehmender Impfteilnahme von einem eher automatisierten Intentionsbildungsprozess mit habituellen Charakteristika abgelöst zu werden (de Bruijn & Rhodes, 2010; Ouellette & Wood, 1998; Verplanken & Melkevik, 2008). Dieses eher automatisierte Ablaufen bei der Intentionsbildung könnte möglicherweise aus der wiederholten Impfteilnahme in stabiler Umgebung (Werksärztlicher Dienst) resultieren. Besonders hervortretende Schlüsselreize in der Umgebung (z.B. Impftermine auf dem Fragebogen) könnten dann bei häufigen Impfteilnehmern ausgereicht haben, um sie zu einer Impfteilnahme zu motivieren (Ouellette & Wood, 1998; Verplanken & Melkevik, 2008). Diese Prozesse gilt es aber, in weiteren Studien mit adäquaten Instrumenten (Verplanken & Melkevik, 2008) genauer zu untersuchen. Für die Gestaltung effektiver und effizienter (hinsichtlich Zeit, Geld oder Anstrengungen) Interventionen zur Förderung der Impfmotivation implizieren die Befunde, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Adressaten zu berücksichtigen. Ist es das Ziel, regelmäßige Impfteilnehmer anzusprechen, so scheinen saliente Hinweisreize, wie bspw. ein Poster mit den Impfterminen ausreichend, um sie zur Teilnahme zu motivieren. Hat eine Person hingegen noch nie oder eher sporadisch in der Vergangenheit an der Impfung teilgenommen, so kann die Intention durch das Adressieren positiver und negativer Handlungsergebniserwartungen in Interventionen gesteigert werden. Beispielsweise könnten die Vor- und Nachteile der Impfung und alternativer präventiver Maßnahmen dargestellt werden (Abraham & Michie, 2008; Michie, Johnston, Francis, Hardeman, & Eccles, 2008). Insgesamt konnte die Studie trotz designbedingter Einschränkungen erste Einblicke in Intentionsbildungsprozesse sowie Anregung zu weiterer Forschung geben. Mechanismen der Gewohnheitsbildung sollten im Verhaltensänderungsprozess (de Bruijn & Rhodes, 2010; Fleig, Lippke, Pomp, & Schwarzer, 2011; Ouellette & Wood, 1998; Verplanken & Melkevik, 2008) und insbesondere im Kontext der Impfung weiter untersucht werden. In der längsschnittlichen Untersuchung, die in Kapitel 4 beschrieben wird, wurde an diese Befunde angeknüpft. Ferner wurde nachverfolgt, ob motivierte Personen tatsächlich an der Impfung zu einem späteren Zeitpunkt teilnehmen. Bisherige Forschung zeigte, dass Intention zwar ein zentraler Prädiktor für späteres Verhalten ist, aber nicht garantiert, dass das Vorhaben tatsächlich realisiert wird (Gollwitzer, Sheeran, & Zanna, 2006; Sheeran, 2002). Neben positiven und negativen Handlungsergebniserwartungen wurde Risikowahrnehmung in das Prädiktionsmodell hinzugenommen (Brewer, Weinstein, Cuite, & Herrington, 2004; Weinstein et al., 2007). Die Ergebnisse zeigten, dass alle drei Konstrukte bedeutsam mit Intention assoziiert waren. Risikowahrnehmung und negative Handlungsergebniserwartungen sagten, vollständig vermittelt über Intention, späteres Verhalten vorher. Der Einfluss von positiven Handlungsergebniserwartungen auf Verhalten wurde teilweise von Intention mediiert, denn positive Handlungsergebniserwartungen sagten über Intention hinaus das Verhalten sieben Monate später direkt vorher. Einerseits wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass Risikowahrnehmung und negative Handlungsergebniserwartungen eher distale Prädiktoren für das Impfverhalten darstellen (Parschau et al., 2011; Renner & Schwarzer, 2005; Schwarzer, 2008) und die Basis für anschließende volitionale Prozesse bereitstellen (Renner, Spivak, Kwon, & Schwarzer, 2007; Schwarzer, 2008). Andererseits prädizierten positive Handlungsergebniserwartungen direkt das Verhalten, was Annahmen der Sozial-kognitiven Theorie stützt (Bandura, 1997). Nachfolgende Untersuchungen könnten diese unterschiedlichen Befunde hinsichtlich der Handlungsergebniserwartungen näher beleuchten und bspw. den Inhalt der erwarteten Handlungsergebnisse explorieren (Gellert, Ziegelmann, & Schwarzer, 2011; Williams, Anderson, & Winett, 2005). In den anschließenden Analysen wurde der moderierende Einfluss des vergangenen Verhaltens auf die Intentionsbildung bestätigt (Ernsting, Schwarzer, Lippke, & Schneider, 2011): die soeben beschriebenen motivationalen Mechanismen variierten in Abhängigkeit des bisherigen Impfverhaltens einer Person. Nahm eine Person bisher sporadisch oder noch gar nicht an der saisonalen Schutzimpfung teil, waren die wahrgenommenen Vor- und Nachteile sowie die Risikowahrnehmung bedeutsam mit der Intention assoziiert und sagten indirekt über Intention das Verhalten vorher. Nahm eine Person hingegen jährlich in den vergangenen fünf Jahren an der Impfung teil, so waren Risikowahrnehmung und Handlungsergebniserwartung nicht mehr mit Intention assoziiert und sagten nicht mehr indirekt das Verhalten vorher. Wie zuvor (vgl. Kapitel 3) könnte dieses Muster durch Mechanismen, die bei der Gewohnheitsbildung von Bedeutung sind, erklärt werden. Die wiederholte Teilnahme in einem stabilen Setting (Werksärztlicher Dienst) in der Vergangenheit sowie saliente, aktuelle Hinweisreize (z.B. Impftermine auf dem Fragebogen), könnten als unterstützende Bedingungen für die Automatisierung (bzw. Habituation) des Intentionsbildungsprozesses fungiert und möglicherweise das Überspringen des kognitiven Prozesses (Intentionsbildung) unterstützt haben (Ouellette & Wood, 1998; Verplanken & Melkevik, 2008). Jedoch sind differenziertere Analysen und experimentelle Interventionsstudien nötig, um die Befunde zu bestätigen und, um genauere Einblicke in die Prozesse der Intentionsbildung und eine mögliche Habituation des Impfverhaltens zu bekommen. Insgesamt sollten diese Ergebnisse ermutigen, da sie zeigen, dass das Impfverhalten habituelle Eigenschaften aufweisen kann, welche die dauerhafte Aufrechterhaltung eines Gesundheitsverhaltens unterstützen (de Bruijn & Rhodes, 2010; Fleig, et al., 2011; Verplanken & Melkevik, 2008). Dies ist bedeutsam, da nur die regelmäßige und dauerhafte Ausübung eines Gesundheitsverhaltens umfassend förderlich für die Gesundheit ist. Folglich sollten Untersuchungen unterstützende Faktoren und Mechanismen explorieren, die diese selbsterhaltenden Muster des Impfverhaltens unterstützen. Die Empfehlungen zur Interventionsgestaltung knüpfen an die dargestellten Inhalte in Kapitel 3 an. Maßnahmen sollten die Bedürfnisse der Adressaten berücksichtigen und gezielt mit den relevanten Techniken intervenieren (Abraham & Michie, 2008; Michie, et al., 2008). Darüber hinaus könnte die Perspektive auf soziale Einflussfaktoren geweitet werden, indem bspw. soziale Normen oder sozialer Druck in den Analysen berücksichtigt werden (Bish, et al., 2011; Gargano, et al., 2011; Painter et al., 2010; Rubin, Potts, & Michie, 2011; Schensul, Radda, Coman, & Vazquez, 2009; Updegraff, Emanuel, Gallagher, & Steinman, 2011). In Kapitel 5 wurde in der vorliegenden längsschnittlichen Studie das HAPA (Schwarzer, 2008) als gesundheitspsychologisches Modell zur Verhaltensvorhersage angewandt. Die Verhaltensprädiktion sollte jedoch mit einem Modell, das für das Impfverhalten angepasst wurde, verbessert werden. Die (strukturellen) Annahmen des HAPAs zur Verhaltensvorhersage konnten bestätigt werden (z.B., Chiu, Lynch, Chan, & Berven, 2011; Craciun, Schüz, Lippke, & Schwarzer, 2011; Schwarzer, 2008; Schwarzer & Renner, 2008; Teng & Mak, 2011): Selbstwirksamkeit, Handlungsergebniserwartungen und Risikowahrnehmung prädizierten Intention und vermittelt über Intention indirekt das Verhalten. Planung mediierte zwischen Intention und Verhalten. Dies demonstriert die Bedeutung postintentionaler Faktoren für die Umsetzung einer Intention (Gollwitzer, et al., 2006; Milkman, Beshears, Choi, Laibson, & Madrian, 2011; Reuter, Ziegelmann, Wiedemann, & Lippke, 2008) in Verhalten. Jedoch schien die Intentions-Verhaltens-Lücke geringer zu sein, als bei anderen Verhaltensweisen (Schwarzer, 2008; Sheeran, 2002; Sniehotta, Scholz, & Schwarzer, 2005). Möglicherweise reduzierten die Rahmenbedingungen der Studie die selbstregulativen Anforderungen. Zum Beispiel war für die Impfung keine Terminvereinbarung nötig. Der Vergleich mit dem adjustierten Modell zeigte jedoch, dass durch die Zusatzannahmen eine bessere Komposition sozial-kognitiver Variablen zur Verhaltensvorhersage erreicht wurde. Risikowahrnehmung war über die motivationale Funktion hinaus auch für volitionale Prozesse bedeutsam: Risikowahrnehmung war mit Planung assoziiert und sie sagte indirekt (über Planung vermittelt) sowie direkt das spätere Impfverhalten vorher. Damit ergänzte die vorliegende Studie Befunde aus anderen Bereichen des Gesundheitsverhaltens (Craciun, Schüz, Lippke, & Schwarzer, 2010; Duckworth, Frank-Stromborg, Oleckno, Duffy, & Burns, 2002) und unterstrich die zentrale Bedeutung von Risikowahrnehmung für das Impfverhalten (Bish, et al., 2011; Brewer et al., 2007; Capolongo, daCosta DiBonaventura, & Chapman, 2006; Weinstein, et al., 2007). Die zweite Anpassung des Modells bezog sich auf die negativen Handlungsergebniserwartungen. Die wahrgenommenen Kosten bzw. Nachteile der Impfung (hier: Nebenwirkungen) zeigten den erwarteten direkten Einfluss auf das Verhalten. In Übereinstimmung mit dem “omission bias” (die Wahrnehmung, dass es schlimmer ist, durch Handlungen Schaden anzurichten, als durch die Unterlassung einer Handlung, Asch et al., 1994; Spranca, Minsk, & Baron, 1991) erwiesen sich die negativen Ergebniserwartungen bis zur Impfteilnahme als bedeutsam, was ferner konform mit den Annahmen der Sozial-kognitiven Theorie ist (Bandura, 1997). Die Ergebnisse indizierten, dass die Vorhersage des Impfverhaltens durch das HAPA- basierte Modell durch impfverhaltensspezifische Zusatzannahmen sinnvoll verbessert werden konnte. Diese Annahmen müssen jedoch in experimentellen Studien validiert werden. Es gilt zu prüfen, ob Veränderungen in den entsprechenden Kognitionen zu Veränderungen im Verhalten führen. In Interventionen zur Förderung der Impfteilnahme sollte berücksichtigt werden, wo sich eine Person im Prozess der Verhaltensänderung befindet ("stadienspezifische Intervention", Lippke, Schwarzer, Ziegelmann, Scholz, & Schuz, 2010; Schüz, Sniehotta, & Schwarzer, 2007; Wiedemann et al., 2009). Selbstwirksamkeit könnte bspw. mithilfe von Rollenmodellen gesteigert werden, um Personen zur Impfteilnahme zu motivieren (Bandura, 1997). Personen, die bereits motiviert sind, sollten in der Verhaltensausübung unterstützt werden, indem sie bspw. Planungshilfen erhalten. Risikowahrnehmung erwies sich in beiden Phasen der Verhaltensänderung als bedeutsam und sollte entsprechend adressiert werden (Abraham & Michie, 2008; Michie, et al., 2008). Dabei sollte darauf geachtet werden, das Verständnis für Risikostatistiken sicherzustellen (Gigerenzer, Gaissmaier, Kurz-Milcke, Schwartz, & Woloshin, 2007). Zusammenfassend konnten die Untersuchungsergebnisse bereichernde Einblicke in motivationale und volitionale Prozesse des Impfverhaltens geben und zeigen, dass die Berücksichtigung verhaltensspezifischer Charakteristika in bestehenden theoretischen Modellen, wie dem HAPA, sinnvoll sein kann. Ferner wurde die Bedeutung risikobezogener Kognitionen und postintentionaler Faktoren (Planung) für das Verhalten deutlich. In den Analysen in Kapitel 6 standen volitionale Prozesse des Impfverhaltens im Fokus. Es wurde eine HAPA-basierte (Schwarzer, 2008) Interventionsstudie zur Förderung der Impfteilnahme im Betrieb in einer randomisierten kontrollierten Studie (Willis, 2001) implementiert. Ferner wurden kompensatorische Gesundheitsüberzeugungen (compensatory health beliefs; CHB) als potenziell hemmender Faktor der Intentions-Verhaltens-Beziehung untersucht. Das Hauptziel der Studie war die Untersuchung der Fragestellung, ob eine gesundheitsförderliche selbstregulative Intervention dem vermeintlich negativen Einfluss von kompensatorischen Gesundheitsüberzeugungen auf das Verhalten entgegenwirken kann. Zunächst konnten kompensatorische Gesundheitsüberzeugungen als Mediator zwischen Intention und Verhalten bestätigt werden. Sie stellen eine gesundheitsbedrohliche selbstregulative Strategie dar, die es gestattet, ein gesundheitsschädigendes Verhalten auszuüben (resp. förderliches Verhalten zu unterlassen), weil die Person annimmt, dass sie dieses durch die Ausübung eines anderen gesundheitsförderlichen Verhaltens kompensieren oder neutralisieren kann (Knäuper, Rabiau, Cohen, & Patriciu, 2004; Rabiau, Knäuper, & Miquelon, 2006; Radtke, Scholz, Keller, Knäuper, & Hornung, 2011). Gegeben der Annahme, dass Menschen einen gesunden Lebensstil anstreben, ließen sich Studienteilnehmer bedeutsam seltener impfen, wenn sie der Überzeugung waren, dass sie bereits ein gesundes Leben führen. Eine Impfung erschien folglich unnötig, da sie ihren Lebensstil als ausreichend gesundheitsschützend wahrnahmen. In diesem Fall stellten kompensatorische Gesundheitsüberzeugungen eine gute Ausrede für die Nichtteilnahme dar. Künftige Interventionen sollten folglich diese Gesundheitsüberzeugungen berücksichtigen. In der Studie erhielten Mitarbeiter zudem zufällig eine von zwei Interventionen zur Förderung der Impfteilnahme: in der Standardintervention wurden motivationale Konstrukte angesprochen; in der Interventionsgruppe erhielten die Teilnehmer zusätzliche Interventionskomponenten, die selbstregulative Kompetenzen fördern sollten (Handlungs- und Bewältigungsplanung, Selbstwirksamkeit). Die Ergebnisse zeigten jedoch keine Überlegenheit der Interventionsgruppe hinsichtlich der Impfteilnahme. Dies lag möglicherweise an dem fehlenden Interventionseffekt auf die Selbstwirksamkeitserwartung (im Gegensatz zum indizierten Effekt auf Planung). Diese defizitäre Interventionswirkung auf Selbstwirksamkeit könnte darüber hinaus auch auf einem zweiten, indirekten Weg wirkungsmindernd auf Wirksamkeit der Intervention gewirkt haben: in vergangenen Studien wurden synergistische Effekte von Selbstwirksamkeit und Planung demonstriert, die zeigen, dass für die Entwicklung von Plänen bzw. das Umsetzen von Plänen in Verhalten, ein bestimmtes Maß an Selbstwirksamkeit vorhanden sein muss (Lippke, Wiedemann, Ziegelmann, Reuter, & Schwarzer, 2009; Luszczynska, Schwarzer, Lippke, & Mazurkiewicz, 2011; Richert et al., 2010). Trotz des mangelnden Interventionseffekt auf Selbstwirksamkeit wird für weitere Studien empfohlen, an der Strategie, Rollenmodelle zur Steigerung der Selbstwirksamkeit einzusetzen, festzuhalten, da dies eine effektive (Ashford, Edmunds, & French, 2010; Bandura, 1997; Warner, Schüz, Knittle, Ziegelmann, & Wurm, 2011) und im Kontext des Impfverhaltens eine praktikable Strategie darstellt. Jedoch ist es ratsam, das Interventionsmaterial für künftige Studien zu überarbeiten. Gegebenenfalls könnten auch andere Medien zur Vermittlung der Inhalte eingesetzt werden (z.B. Videos). Zudem zeigten die Ergebnisse, dass Selbstwirksamkeit und auch Planung späteres Impfverhalten vorhersagten, was ihre Bedeutung für die Ausübung des Gesundheitsverhaltens unterstreicht. Bei der Untersuchung der Forschungsfrage, ob eine mögliche Interaktion zwischen der Art der Intervention (Intervention vs. Standardintervention) und der gesundheitsschädigenden Selbstregulationsstrategie (CHB) hinsichtlich der Impfteilnahme vorliegt, konnte ein Gruppeneffekt aufgezeigt werden: Erhielten Teilnehmer mit geringen kompensatorischen Gesundheitsüberzeugungen die Intervention mit zusätzlichen Komponenten zur Förderung der Selbstregulation (Interventionsgruppe; hier: wirksam für Planung), war die Wahrscheinlichkeit zur Teilnahme viermal so hoch wie in der Standardinterventionsgruppe. Die Förderung der selbstregulativen Strategien konnte den negativen Einfluss von kompensatorischen Gesundheitsüberzeugungen auf das Verhalten abfedern. Wurde von Teilnehmern jedoch ein hohes Maß an kompensatorischen Gesundheitsüberzeugungen berichtet, war in beiden Gruppen die Wahrscheinlichkeit zur Teilnahme gering. Zusammenfassend konnte die Untersuchung zeigen, dass kompensatorische Gesundheitsüberzeugungen einen hemmenden Faktor für die Impfteilnahme darstellen. Sie könnten als Rechtfertigung herangezogen werden, weshalb Menschen nicht an der Impfung teilnehmen. Diese Überzeugungen sollten daher in künftigen Interventionen explizit berücksichtigt werden, z.B., indem gesundheitsförderliche Selbstregulationsstrategien gefördert werden. Diesbezüglich sollte ihr Zusammenwirken mit anderen selbstregulativen Strategien weiter näher beleuchtet werden. In Kapitel 7 werden die Ergebnisse der einzelnen Kapitel diskutiert und hinsichtlich ihrer Stärken und Schwächen, sowie Implikationen für Theorie und Praxis, näher beleuchtet.