Das Thema der Dissertation „Eine andere Welt sichtbar machen. Mediale Repräsentation, Strategien und Kommunikation im Weltsozialforumsprozess“ umfasst die bewegungstheoretische Verortung des Weltsozialforumsprozesses und die Analyse seiner öffentlichen Wirkung. Es stellt sich für den Verlauf des „Widerstandszyklus“ auch die Frage, wie das versiegende Medieninteresse am WSF mit den Richtungsdebatten innerhalb des WSF Prozesses zusammen hängt. Insofern der WSF Prozess auf den Aufbau einer „globalen Zivilgesellschaft“ gerichtet ist, spielt die Frage nach der Verfasstheit der zu adressierenden Öffentlichkeit ebenfalls eine Rolle: Existiert eine „transnational public sphere“ auf die sich dieser Prozess richten kann? Die Einordnung des WSF Prozesses – gern auch als „Bewegung der Bewegungen“ tituliert - in die bisherige Bewegungsforschung wird sowohl durch die besondere Struktur des WSF als transnationalem Prozess und zunehmend auch Netzwerk der Netzwerke erschwert als auch durch Forschungslücken in der Bewegungsforschung, wenn es um die sozialen Bewegungen des globalen Südens geht. Für die mediale Wirkung des WSF Prozesses sind die Entwicklungen im Mediensektor von Bedeutung, denn hier haben die Kommodifizierung von Informationen und das „Paradigma der Privatisierung öffentlicher Güter“ zu einem Verlust an journalistischer Qualität und verschiedenen Formen der Zensur geführt. Der Blickwinkel des globalen Südens verschwindet weiter aus dem Fokus; eine „Neue Weltinformationsordnung“ im Sinne der in den 1960ger und 70ger Jahren neu gegründeten Staaten konnte nicht gegen die Interessen der USA und Europas durchgesetzt werden. Viele MedienaktivistInnen sahen im Internet die Lösung: Die Internettechnologie sollte eine Re-Demokratisierung der öffentlichen Sphäre bewirken und das Verhältnis von Sender um Empfänger nivellieren. Der Technikutopismus, wie er zuvor auch bei den modernen Medien gewirkt hat, ließ jedoch viele Cyberenthusiasten blind für die schnelle Vereinnahmung des Internets durch neoliberale StrategInnen und für die gesellschaftlichen Spaltungen in Informations-Arme und -Reiche werden. Es stellt sich also die Frage nach den Medien der Wahl für einen WSF Prozess, der seine Basis im globalen Süden und vielfach in den ländlichen Gebieten dort hat. Eine Medienanalyse anlässlich des WSF 2007 in Kenia zeigt, dass die Mainstreammedien lokal sehr unterschiedlich berichten und außerdem das mediale Interesse im Vergleich mit den ersten Jahren stark nachgelassen hat. Dies ist einer der Auslöser für die ebenfalls in dieser Dissertation untersuchte Strategiedebatte innerhalb des WSF Prozesses. Auf dem Spiel stand hier die Definition des WSF als „Raum“ oder „Akteur“ und damit verbunden die Frage nach seiner „Hegemoniekompetenz“. Mit der Reflexion über die Richtung und Wirkung des WSF Prozesses verbindet sich auch ein stärkeres Interesse für Kommunikationsrechte und Medienarbeit. Das Versiegen des Interesses der Mainstreammedien kann so nicht gestoppt werden, doch der Aufbau alternativer – oftmals auch lokal ausgerichteter – Medien vermag den Prozess adäquat abzubilden und erreicht auch die Basis der sozialen Bewegungen. Kommunikationsrechte-Kampagnen aus dem Umfeld des WSF Prozesses heraus, erreichen in einigen lateinamerikanischen Staaten die Änderung der Mediengesetzgebung im Sinn einer De-Kommerzialisierung des Mediensektors. Das Forum der Freien Medien hat sich als eigenständiges Netzwerk etabliert. Die teilnehmende Beobachtung, als dritte Methodik dieser Arbeit, führt zu der Folgerung, dass das Recht auf Kommunikation und die Verfasstheit der öffentlichen Sphäre und des Mediensektors wichtige Themen für post- sozialistische, horizontale soziale Bewegungen sind, wenn sie denn erfolgreich sein wollen.
The topic of this dissertation „Making another world visible. Medial representation, strategies and communication in the World Social Forum Process” comprises the analysis of the process in terms of social movement theory and in terms of its public impact. In order to understand the course of the “cycle of contention”, it has also to be asked how is the declining media interest connected to the internal debates about the orientation of the WSF Process? As in so far as the WSF Process aims at helping the creation of a “global civil society”, also the shape of the public which is to be addressed plays a significant role: does a “transnational public sphere” already exist, which it can address? The classification of the WSF Process – often also termed as “movement of movements” - is not only challenging because of the structure of the WSF as a transnational process and more and more developing into a network of networks, but also because of the blind spots in social movement theory concerning social movements of the global south. In order to measure the impact of the WSF Process on the (mediated) public sphere, the shifts in the media sector have to be taken into consideration. Here, the commodification of information and the “paradigm of the privatization of public goods” have led to a loss in the quality of journalism and different forms of censorship. The perspective of the global south is getting even more out of focus and the “New World Information and Communication Order” in the interest of the newly founded states after their independence in the 1960s and 1970s could not be put into effect going against the interests of the USA and Europe. In this situation many media activists saw the internet as the solution: the internet technology should cause the re-democratization of the public sphere and level the relationship of sender and receiver. The technological utopianism – which was also in effect at the introduction of the modern media – caused many enthusiasts for cyberspace to be blind to the acquisition of the internet by neoliberal strategists and the social disruption into information poor and rich. So it has to be asked what are the preferred media of a WSF Process which has its basis in the global south and mostly in rural areas there? A media analysis of the WSF 2007 in Kenya showed that the reports deviated strongly locally in the mainstream media and it also showed that the media interest had decreased significantly as compared to the first years of the WSF. This is one of the causes for the strategy debate inside the WSF Process which is also investigated in this dissertation. At stake is the definition of the WSF as “space” or “actor” and with it scrutinizing the “hegemony competence” of it. Effected also by the reflection on the orientation and the agency of the WSF Process was an enhanced interest in communication rights and media work. This could not stop the ebbing of mainstream media interest but the buildup of alternative – often locally orientated – media allowed the WSF Process to be represented adequately and also reaches the basis of social movements active in the WSF. In some Latin American countries communication rights campaigns, springing from the WSF Process, have attained to legislation changes with the intention of de- commercializing the media sector. The Forum of Free Media established itself as an independent network within the WSF Process. Participant observations as the third method of this study leads to the conclusion that the right to communication and the condition of the public sphere and the media sector are important themes for post-socialist, horizontal movements if they want to be successful.