Seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat die UV- Strahlungsintensität am Erdboden im Mittel zugenommen. Vor dem Hintergrund eines veränderten Lebens- und Freizeitstils sowie einer gestiegenen Lebenserwartung wird dies ursächlich mit einer anhaltenden Zunahme der Hautkrebsinzidenz in Verbindung gebracht. Sonnenschutzmittel sind ein wichtiger Pfeiler der multimodalen Schutzstrategie vor den Kurz- und Langzeitfolgen intermittierender und kontinuierlicher UV-Exposition. Ihre Wirksamkeit ist abhängig von den verwendeten Filtern selbst sowie der Menge, Verteilungshomogenität und Anhaftfähigkeit der Filter auf und im Stratum corneum. Bislang unbeantworteter Bestandteil des aktuellen wissenschaftlichen Diskurses und Anlass für diese Studie war die Frage nach dem möglichen Einfluss einer kosmetischen Vorbehandlung auf die in vivo Wirksamkeit von Sonnenschutzprodukten unter Berücksichtigung von Abwascheinflüssen beim Schwimmen und mechanischem Abrieb durch unterschiedliche Trocknungsvarianten der Haut. Zur Bestimmung von Verteilungshomogenität, Anhaftfähigkeit der Filter und effektivem UV-Schutz von Sonnenschutzmitteln nach einer kosmetischen Vorbehandlung mit Creme oder Lotion wurden 18 Probanden vor und nach dem Schwimmen sowie nach Luft- und Handtuchtrocknung mit der etablierten Kombination aus Tape-Stripping-Verfahren und Photospektrometrie untersucht. Diese minimalinvasive Methode hat sich in einer Vielzahl von Untersuchungen für die Wirksamkeitsbeurteilung von Sonnenschutzmitteln als geeignet erwiesen. Es zeigte sich, dass eine kosmetische Vorbehandlung der Haut keinen Einfluss auf die Filterverteilungshomogenität und den unmittelbar nach Auftrag und Einwirkzeit vorliegenden effektiven UV-Schutz hat. Sie verursachte jedoch eine starke Abnahme der Wasserfestigkeit, mit zusätzlichen Einbußen im UV- Absorptionsgrad von bis zu 15 Prozentpunkten. Wasserkontakt allein reduzierte das Absorptionsvermögen der applizierten Sonnenschutzmittel um etwa 20 Prozentpunkte, maßgeblich durch Verringerung der Filtermenge auf der Oberfläche und in den oberflächennahen Schichten des Stratum corneum. Es ist anzunehmen, dass eine kosmetische Vorbehandlung das Reservoir des Stratum corneum aufsättigt und somit die suffiziente Anhaftung von Sonnenschutzfiltern auf und in der Haut verhindert. Als Folge sind die Filter weniger resistent gegenüber äußeren Einflussfaktoren wie Abwaschung und Abrieb. Von einem Auftrag von Cremes und Lotionen vor der Verwendung von Sonnenschutzmitteln muss daher abgeraten werden. Chemische Interaktionen zwischen den Formulierungen unterschiedlicher Produkte können so zudem vermieden werden. Eine Alternative zur Optimierung der Hautschutzwirkung stellt die Benutzung antioxidantienreicher Sonnencremes und After-Sun-Produkte dar. Das Trockenreiben der Haut mit einen Handtuch verursacht einen zusätzlichen Verlust an UVSchutzwirkung. In unserer Untersuchung verringerte die probandenspezifische Abtrocknung der Haut mit einem Handtuch die vertikal gebundene Filtermenge und UV-Absorption hoch signifikant im Vergleich zu Lufttrocknung. Das jeweilige Ausmaß des mechanischen Filterabriebs und die damit verbundene Verringerung der UV-Schutzwirkung variierte aufgrund interindividuell unterschiedlichen Abtrocknungsverhaltens jedoch stark. Aufgrund bislang noch ungeklärter Fragen zur Strahlungsfokussierung durch Wassertropfen auf der Hautoberfläche kann die Lufttrocknung nicht als alternative Trocknungsvariante empfohlen werden. Zum Erhalt einer suffizienten Sonnenschutzwirkung ist unbedingt die zeitnahe, großzügige Reapplikation der verwendeten Sonnenschutzprodukte anzuraten. Sonnenschutz ist unter gesundheitlichen Gesichtspunkten stets als eine multimodale Gesamtstrategie zu verstehen. Erst durch die Kombination von verschiedenen expositionsminimierenden Verhaltensweisen entsteht ein wirksamer Schutz vor den Folgen akuter und chronischer UV-Einwirkung. In diesem Sinne gilt es primär eine übermäßige Sonnenexposition zu vermeiden. Ist dies nicht möglich sollten Sonnenschutzprodukte möglichst hoher Schutzintensität in reichhaltiger Dosierung direkt auf die nicht vorbehandelte Haut aufgetragen und regelmäßig erneuert werden. Im Umgang mit dem Thema Sonne und Sonnenschutz stehen wir nicht nur vor eine individuellen, sondern aufgrund der hohen gesundheitlicher Relevanz vor eine gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, die sich in breitenwirksamer Aufklärung und Transparenz der Test- und Kennzeichnungssysteme ebenso äußern sollte wie in stadtplanerischen und geopolitischen Interventionen.
Sunscreens are a key pillar of the multimodal protection strategy against short- and long-term impacts of intermittent and continuous UV exposure. Hitherto, an unanswered part of current, scientific discourse is the question, whether a cosmetic skin pretreatment and drying behaviour have an impact on distribution and adhesiveness of sunscreen filters and therefore on the effective UV protection capacity. In order to evaluate the homogeneity of filter distribution, adhesiveness and effective UV protection of sunscreens after a pretreatment with cream or lotion, 18 volunteers were examined before and after swimming, using the established combination of tape stripping procedure and UV/VIS-spectroscopy. Different modes of skin drying were evaluated. It was shown that a cosmetic skin pretreatment affects neither filter homogeneity, nor effective UV protection prior to water contact. However, compared to non-pretreated skin, a considerable loss of water resistance is caused. Therefore, using a cream or lotion before application of sunscreens is not to be recommended. Due to water immersion and mechanical abrasion sun protection is considerably reduced after swimming and skin toweling. Thus reapplication of sunscreens is essential.