Durch Zecken übertragene Pathogene sind für verschiedene Krankheiten bei Menschen und dem Nutztierbestand verantwortlich. Gelegentlich hat eine Infektion mit durch Zecken übertragenen Krankheiten schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Es ist deswegen für das Gesundheitssystem eines Landes wichtig, das Risikopotential von durch Zecken übertragenen Infektionen zu analysieren. Dieses erhöht die Aufmerksamkeit und ermöglicht das Einleiten von Kontrollmaßnahmen. In Deutschland beschränkt sich die Überwachung der von Zecken übertragenen Krankheiten im Regelfall auf die FSME, während andere Krankheitserreger vernachlässigt werden. Es sind nur lückenhafte Informationen über die Prävalenz des FSMEV in Zecken und die Verbreitung der verschiedenen Zeckenarten in Deutschland verfügbar. Hinzu kommt, dass bei Durchführung solcher Studien diese sich auf den südlichen und westlichen Teils Deutschlands fokussieren. Vergleichbar gibt es über die Verteilung verschiedener Zeckenspezies und den in ihnen vorkommenden Pathogenen im Bereich von Berlin wenige Informationen. In dieser Arbeit wurden Larven, Nymphen und ausgewachsene Zecken in neun repräsentativen Sammelgebieten im Bereich von Berlin in einem monatlichen Turnus über 28 Monate gesammelt. Von den Sammelaktionen waren lediglich Monate ausgenommen, in denen eine geschlossene Schneedecke eine Sammlung verhindert, oder die Temperaturen so deutlich unter 0 °C lagen, dass keine Zeckenaktivität zu erwarten war. Auf der Gesamtzahl der gesammelten Zecken basierend wurden die Bezirke Berlins, in denen die Sammlungen durchgeführt wurden, in Kategorien der Zeckenhäufigkeit eingeteilt. Zusätzlich wurde die aus den Zecken isolierte DNA auf das Vorkommen verschiedener durch Zecken übertragener Pathogene (Borrelia burgdorferi sensu lato, Rickettsia spp., Babesia spp., und Anaplasma phagocytophilum) untersucht. Dazu wurden neu für diesen Zweck entwickelte kommerzielle Kits verwendet. Die Ergebnisse wurden mit bereits veröffentlichten molekularbiologischen Methoden validiert. Das Ergebnis stellt nützliche Daten zur Abschätzung des Vorkommens von Zecken im Bereich von Berlin dar und bietet die Möglichkeit, das Risiko, sich mit durch Zecken übertragene Pathogene in Berlin zu infizieren, zu quantifizieren. Durch das Sammeln von Larven wurde eine Erklärungsmöglichkeit geliefert, warum Berlin nicht zu den Risikogebieten für FSME zählt. Durch den Nachweis von humanpathogenen Borrelien in Dermacentor reticulatus wurde der Verdacht erhärtet, dass auch Dermacentor reticulatus eine Infektionsquelle für Borrelien sein kann. Das Finden zahlreicher Rickettsienarten verdeutlicht, dass Erkrankungen, die durch diese Bakteriengattung hervorgerufen werden, in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt werden sollten. Zum ersten Mal wurde in Deutschland Rickettsia raoultii auch in Ixodes ricinus gefunden. Der Nachweis von Babesien und Anaplasma
Tick-borne pathogens are responsible for several human and livestock diseases with occasionally severe consequences. Therefore, it is relevant for the public health system of a country to analyse the potential risk for tick-borne infections to increase the awareness and introduce control measures. In Germany surveillance of tick-borne diseases is usually limited to tick-borne encephalitis (TBE) virus, while other important pathogens are omitted. Patchy information on TBE incidence and tick distribution in the country is available, with most of the studies focused on areas in the Southern and Western part of Germany. Likewise, little is known about the distribution of tick species and the harboured pathogens in the area of Berlin. In this study we collected larvae, nymphs and adult ticks in seven representative sampling sites around Berlin in a monthly planned routine over 28 months. Only month with snow cover or sub-zero temperatures when no tick activity was expected were excluded. Based on the total number of collected ticks the different boroughs where ticks were collected were attributed to classes of tick densities followed by the additional analysis of the presence of different tick-borne pathogens (Borrelia burgdorferi sensu lato, Rickettsia spp., Babesia spp., and Anaplasma phagocytophilum) in the collected ticks, using new commercially available assays for this purpose. The results of these investigations were validated with investigations done with conventional molecularbiological methods. The results presented provide valuable data for the estimation of the presence of ticks and the risk of infection by tick- borne pathogens in the Berlin area. By broadening the collection to the larval stage, it was possible to find a possible explanation why Berlin does not belong to TBE risk areas. The detection of borrelia pathogenic for humans in D. reticulatus supports the idea that D. reticulatus could be a source of borrelia infections in humans. The detection of a lot of rickettsia species illustrates that diseases caused by rickettsia should be taken into account and physicians should display increased alertness to these diseases. To our knowledge this is the first time Rickettsia raoultii has been revealed in I. ricinus in Germany. The confirmation of Babesia and Anaplasma phagocytophilum in ticks collected around Berlin demonstrates that the appearance of babesiosis and human granulocytic anaplasmosis in this area has to be also considered. In the area of Brieskow-Finkenheerd Haemaphysalis concinna appeared as an established population with a high number of ticks of all stages. To identify the possible transmission of human pathogens by Haemaphysalis concinna further investigations are needed.