This dissertation contains an edition, translation and study of two unparalleled Buddhist texts from ‘Greater Gandhāra’ (eastern Afghanistan and northwestern Pakistan), written in the Gāndhārī language and Kharoṣṭhī script and dating from the first or second century CE. They are reconstructed from several pieces of birch bark labeled as fragments 4 and 11 of the Bajaur Collection, a group of 19 separate scrolls found at the end of the 20th century. The manuscripts under consideration document a form of early or proto-Mahāyāna that developed against a background of scholasticism and focused on the concept of emptiness [of all dharmas]. This is realized by analytical or discriminating insight, commonly known as prajñāpāramitā, and practised by non-attachment to the sense-realm that will lead to all kinds of fortunes and finally to the bliss of liberation. BC4 contains in addition a description of the path of a bodhisattva, while BC11 deals extensively with the happiness experienced on that path. Chapter 1 gives an introduction to the Kharoṣṭhī manuscripts found to date, with special reference to the Bajaur Collection. Chapter 2 explains the reconstruction of the two scrolls. Chapter 3 is a paleographic description of their handwriting. Chapters 4, 5 and 6 contain a detailed discussion of the orthography, phonology and morphology of the texts. Chapter 7 presents both texts in diplomatic transcription, reconstruction and translation followed by detailed notes on individual words and phrases. Chapter 8 discusses the content in general and interprets it in relation to the history of Buddhism in Gandhāra and the establishment of early Mahāyāna Buddhism. The dissertation concludes with a complete word index to both scrolls.
Die vorliegende Arbeit umfasst die Edition, Übersetzung und Kommentierung zweier buddhistischer Original-Manuskripte aus ‘Greater Gandhāra’ (östliches Afghanistan und Nordwestpakistan), geschrieben im ca. 1. / 2. Jh. in der Sprache Gāndhārī und der Schrift Kharoṣṭhī auf Birkenrinde. Sie sind Teil einer Ende des 20. Jahrhunderts gefundenen Sammlung von 19 Kharoṣṭhī- Handschriften, bekannt unter dem Namen ‘Bajaur Collection’, und wurden dort als Fragment 4 und 11 bezeichnet. Die auf ihnen erhaltenen Texte belegen eine frühe oder prototypische Form des Mahāyāna-Buddhismus, die einerseits deutliche Einflüsse des analytischen Abhidharma zeigt und andererseits vor allem die Lehre der “Vollkommenheit der Erkenntnis (Weisheit)” (prajñāpāramitā) betont, welche die Leerheit aller Daseinslemente realisiert. In der Praxis bedeutete dies vor allem ein geeignetes Mittel, um jegliche Anhaftung an die sinnlich erfahrbare Welt zu überwinden. BC4 enthält darüber hinaus Hinweise auf den Weg eines Bodhisattvas, der anderen Lebewesen mittels diesen Wissens zur Erleuchtung verhilft. BC11 konzentriert sich vor allem auf das Glücksgefühl, das einem Praktizierenden auf diesem Weg zuteilwird. Kapitel 1 beginnt mit einer allgemeinen Einführung in die Materie und gibt einen Überblick über das Korpus der bisher gefundenen Kharoṣṭhī- Manuskripte mit besonderem Augenmerk auf die Bajaur Collection. Kapitel 2 schildert die physische Beschaffenheit und Rekonstruktion der Fragmente. Kapitel 3 beschreibt die paläographischen Eigenheiten der Handschrift, während sich Kapitel 4, 5 und 6 mit den orthographischen, phonologischen und morphologischen Besonderheiten der Texte befassen. Kapitel 7 präsentiert die diplomatische Transliteration sowie eine Rekonstruktion mitsamt Ergänzungen und einer nebenstehenden Übersetzung. Daran anschließend liefert eine ausführlicher Textkommentar Erläuterungen zu einzelnen Worten und Passagen. Kapitel 8 schließlich diskutiert den Inhalt im Ganzen und stellt ihn in Zusammenhang mit der Entwicklung des Buddhismus in Gandhāra wie auch des Mahāyāna. Abschließend findet sich ein vollständiges Wortverzeichnis zu beiden Manuskripten.