Eltern, Kinder und Jugendliche als Klienten der Hilfen zur Erziehung haben das Recht, an allen den Hilfeprozess betreffenden Entscheidungen zu partizipieren. Die stärkere Beteiligung an Auswahl und Gestaltung einer Hilfemaßnahme hat das Ziel, in einem durch eine Tradition des Eingriffs bestimmten Praxisfeld demokratischere und an den Bedürfnissen der Adressaten ausgerichtete Strukturen zu schaffen und damit die Akzeptanz einer solchen Hilfe zu erhöhen. Das Ziel unserer Arbeit besteht darin, die Perspektive der Eltern im Hinblick auf ihre Beteiligung an der konkreten Gestaltung der Hilfemaßnahme bzw. der begleitenden Angebote der Elternarbeit zu ermitteln, um so die Diskrepanz zwischen einem instrumentellen Partizipationsverständnis entspringenden Angeboten und Zielsetzungen auf pädagogischer Seite und den oftmals eigenwilligen Partizipationsstrategien auf Seiten der Eltern offenzulegen und ihre Hintergründe zu beleuchten. Diese qualitativ ausgerichtete Untersuchung folgt der Frage, wie Eltern den Lern- und Entwicklungsprozess Hilfe zur Erziehung in der Tagesgruppe vor dem Hintergrund der gegebenen strukturellen, fachlich-konzeptionellen und individuellen Bedingungen nutzen und mit welchen Strategien sie ihn konkret beeinflussen. Im ersten Teil erfolgt eine theoretische Auseinandersetzung mit Partizipation als Strukturmaxime einer lebensweltorientierten Jugendhilfe. Im zweiten Teil werden die strukturellen und fachlich-konzeptionellen Rahmenbedingungen für Partizipation von Eltern im Rahmen der Hilfen zur Erziehung analysiert und am Beispiel von Berliner Tagesgruppen konkretisiert. Der dritte Teil beschreibt das methodische Vorgehen bei der Erhebung und Auswertung der Daten. Der vierte Teil der Arbeit präsentiert, interpretiert und reflektiert die empirischen Befunde: Zunächst werden die Ausgangslagen, Erwartungen und Bedürfnisse der Eltern als motivationale Grundlage partizipativen Handelns untersucht. Anschließend geht es um die Helfer-Klient-Beziehung, wobei dem professionellen Auftrag und den beruflichen Selbstkonzepten auf Seiten der Pädagogen eine besondere Bedeutung im Hinblick auf das Elternhandeln beigemessen wird. Schließlich werden die offenen und versteckten Widersprüche bzw. der Macht- bzw. Kontrollcharakter von Partizipation analysiert. Im fünften Teil werden die Befunde der vorliegenden Arbeit reflektiert. Es zeigt sich, dass elterliches Handeln sich zum Teil unabhängig von pädagogischen Partizipationsangeboten entfaltet und damit Partizipationsformen zeigt, die quer zu herkömmlichen Vorstellungen von Partizipation liegen. Diese alternativen Strategien stellen den elterlichen Versuch dar, sich selbstbestimmtes Handeln innerhalb einer Institution zu erhalten, die tendenziell anfällig ist für eine Bevormundung und Fremdbestimmung ihrer Klienten, und damit über Partizipation die erzieherische Hilfe als persönlichen Lern- und Entwicklungsprozess zu nutzen.
Parents, children and young people have the right as recipients of statutory socio-educational provision for children with problems to participate in all the decisions regarding the helping process. The stronger participation in selection and organisation of aid measures has the objective in a traditional field of practice of intervention of being more democratic and based on the requirements of the addressee orientated structures to create and hence increase the acceptance of such aid. The objective of our work is to establish the perspective of the parents with respect to either their participation in the specific organisation of the aid measures or to determine the accompanying offers of the parents in order to reveal the discrepancy between the offers and objectives on the pedagogic side coming from instrumental participation understanding and the often very individual participation strategies on the side of the parents and to throw light on the background. This quality oriented analysis looks at the question of how parents use the learning and developing process Help for education in the day-group against the background of given structural, professional-conceptual and individual conditions and with what strategies they specifically influence it. In the first section there is a theoretical discussion with participation as structure maxim of environment-orientated youth work. In the second section the structural and professional-conceptual framework for the participation of the parents in the framework of statutory socio-educational provision for children with problems is analysed and put in concrete terms using an example from Berlin day-groups. The third section describes the methodology behind the data collection and analysis. The fourth section of the paper presents, interprets and reflects upon the empirical findings: firstly, we investigate the initial situation, the expectations and requirements of the parents as motivational basis for participatory action. Subsequently we are concerned with the helper-client-relationship, whereby the professional process and the occupational individual concepts of the teachers enjoys a special significance with regard to the actions of the parents. Finally, the open and hidden contradictions and the power and control character of participation are analysed, The fifth section reflects on the findings of the current work. It reveals that parental action to a certain extent unfolds independently from the pedagogic participation offers and thus shows forms of participation that are not parallel to conventional conceptions of participation. These alternative strategies represent the parental attempt at self-determined action within the institution that tends to be susceptible to paternalism and heteronomy with regards to it s clients and thus through participation to use the educational help as a personal learning and developing process.