The reputation of Carl Gustav Jung has been clouded by allegations that he was anti-Semitic and a Nazi sympathizer. This dissertation began as an effort to research these charges but developed the more comprehensive goal of documenting the cultural and political views he held throughout his life. My thesis is that Jung was an avant-garde conservative whose progressive ideas about education and therapy were often overshadowed by his conservative social and political opinions. A Basel native, he was influenced by the writings of Jakob Burckhardt and fascinated with Nietzsche, adopting the philosopher s aristocratic disdain for mass democracy and other modern trends. Jung was a Swiss psychiatrist who became Freud s crown prince but left the psychoanalytic movement for a variety of reasons. By 1918 he would be characterizing Freud s psychology in a racial terminology related to that of such thinkers as Le Bon. Jung saw Jews like Freud as agents of modernity because of their preference for atheism and radical ideas. After World War I Jung was promoted in Germany by Oscar A. H. Schmitz who introduced him to Count Hermann Keyserling and to Prince Karl Anton Rohan. Jung became active in Rohan s Kulturbund and frequently published in his Europäische Revue which has been identified as one of the period s leading neo-conservative journals. In 1933 Jung became the president of the General Medical Society for Psychotherapy. Within the year he publicly expressed approval of the Führerprinzip and attacked psychoanalysis. At the same time he sought to internationalize the organization and amend its by-laws to protect Jewish members. Jung s use of the concept of the Volksseele is most obvious in his article Wotan. Since his university years Jung had been tracking developments in Germany s religious life, especially through the writings of Eduard von Hartmann and Arthur Drews. Jung was convinced that the Nazi movement should be understood more as a religious phenomenon than a political one. He interpreted what was going on in Germany as a state of possession which had seized a whole nation and set it on a course that was both natural and dangerous. After 1937 Jung became more circumspect about the nature of the Nazi regime and became more active on the Anglo-American scene, lecturing at universities and giving interviews. He saw current events as a general European fever. During the war Jung became acquainted with Allen Dulles who was in Switzerland organizing a U.S. intelligence network and who later promoted his career as an intellectual Cold Warrior. A consideration of Jung s philosophy of education reveals the progressive/conservative dichotomy that is evident in his other cultural interests. Believing strongly in the importance of the education of the educator he was opposed to any pedagogy that favored technique over the development of personality. His concept of individuation can be seen as his adaptation of the ideal of Bildung to meet the psychological needs of modern men and women.
Carl Gustav Jungs Ruf wird durch Antisemitismus-Vorwürfe und sein angebliches NS-Sympathisantentum überschattet. Die vorliegende Dissertation begann als Versuch diesen Anschuldigungen nachzugehen, dann entwickelte sich jedoch das umfassendere Ziel, die kulturellen und politischen Auffassungen, die Jung im Laufe seines Lebens hatte, zu dokumentieren. Meine These ist, dass Jung ein Avantgarde-Konservativer war, dessen fortschrittliche Ideen über Erziehung und Therapie oft durch seine konservativen sozialen und politischen Ansichten getrübt wurden. Als Baseler war er durch die Schriften Jakob Burckhardts beeinflusst und fasziniert von Nietzsche, dessen aristokratische Verachtung der Massendemokratie und anderer moderner Tendenzen er übernahm. Jung war ein Schweizer Psychiater, der Freuds Kronprinz wurde, jedoch die psychoanalytische Bewegung aus einer Vielzahl von Gründen verließ. Ab 1918 begann er Freuds Psychologie in einer an Le Bon erinnernden Rassenterminologie zu beschreiben. Jung betrachtete Juden wie Freud aufgrund ihrer Vorliebe für den Atheismus und radikale Ideen als Akteure der Moderne . Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Jung in Deutschland durch Oscar A.H. Schmitz gefördert, der ihn Graf Hermann Keyserling und Prinz Karl Anton Rohan vorstellte. Jung wurde in Rohans Kulturbund aktiv und publizierte oft in dessen Europäische Revue, welche als eine der führenden neo-konservativen Zeitschriften der Zeit gilt. 1933 wurde Jung Präsident der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie. Im Laufe dieses Jahres stimmte er dem Führerprinzip zu und griff die Psychoanalyse in der Öffentlichkeit an. Gleichzeitig aber strebte er an, die Gesellschaft zu internationalisieren und die Statuten zu ändern, um jüdische Mitglieder zu schützen. Jungs Gebrauch des Begriffs der Volksseele ist am deutlichsten in seinem Artikel Wotan zu erkennen. Seit seiner Studienzeit verfolgte Jung die Entwicklungen des religiösen Lebens in Deutschland, insbesondere anhand der Schriften von Eduard von Hartmann und Arthur Drews. Jung war überzeugt, dass die Nazi-Bewegung eher als ein religiöses und weniger als ein politisches Phänomen zu verstehen sei. Er deutete die Geschehnisse in Deutschland als einen Zustand der Ergriffenheit, welcher eine ganze Nation erfasst und auf einen Pfad geführt hatte, der zugleich natürlich wie gefährlich war. Nach 1937 wurde Jung umsichtiger bezüglich des nationalsozialistischen Regimes und verstärkte seine Aktivitäten in der anglo-amerikanischen Szene, hielt Vorträge und gab Interviews. Er betrachtete den Krieg als ein europäisches Fieber. Während des Krieges lernte Jung Allen Dulles kennen, der in die Schweiz gekommen war, um ein Spionage- Netzwerk aufzubauen und später Jungs Karriere als intellektueller Kalter Krieger förderte. Eine Betrachtung der Jungschen Erziehungsphilosophie bringt eine progressiv/konservativ Dichotomie zum Vorschein, die sich auch in seinen anderen kulturellen Interessen offenbart. Jung war von der Wichtigkeit der Erziehung der Erzieher zutiefst überzeugt und lehnte daher jede Form der Pädagogik ab, die Wissensvermittlung den Vorrang gegenüber der Persönlichkeitsbildung gibt. Jungs Konzept der Individuation kann als seine Weiterentwicklung des Bildungsideals betrachtet werden, mit der er den psychologischen Bedürfnissen moderner Männer und Frauen gerecht zu werden versuchte.