Hauptziele der Studie waren die Identifikation (landes- bzw. kulturspezifischer) Risikofaktoren und Warnsignale für School Shootings in Deutschland sowie die Entwicklung eines Erklärungsmodells für diese Taten. Die Erkenntnisse sollten für die Ableitung gezielter und zuverlässiger Präventionsmaßnahmen genutzt werden. School Shootings weltweit wurden recherchiert, um deren Auftretenshäufigkeit sowie Tat- und Tätermerkmale bestimmen zu können. Zwischen 1966 und März 2009 fanden sich 187 Taten. School Shootings sind somit häufiger als bisher angenommen. Es ergaben sich neue Erkenntnisse zu Tat- und Tätermerkmalen. Vergleiche zeigten signifikante Unterschiede zwischen deutschen bzw. europäischen Taten und solchen in anderen Ländern bzw. Kontinenten. Daher ist gesonderte Forschung an deutschen School Shootings erforderlich. Dann wurde Leaking (Tatankündigungen) der Täter als ein zentrales Warnsignal näher analysiert. Die Daten entstammten Aktenanalyen zu sieben deutschen Tätern zwischen 1999 und 2006 und wurden Leakings von zwei Nicht-Tätern vergleichend gegenüber gestellt. Experten wurden gebeten, die Ernsthaftigkeit der Tatankündigungen zu bewerten. Kriterien aus US- amerikanischen Studien wie Detailfülle oder Konsistenz waren dafür nur bedingt geeignet. Daher wurden weitere, vor allem inhaltliche Faktoren zur Bewertung der Ernsthaftigkeit von Leaking ermittelt. Dabei fanden sich Unterschiede zwischen zwei Gruppen von Tätern hinsichtlich der Merkmale und des Verlaufs von Leaking. Schließlich wurden für die sieben deutschen Taten durch Akten- sowie Inhaltsanalysen weitere Warnsignale, Risikofaktoren und Tatmerkmale ermittelt. Dabei zeigten sich oft große Unterschiede zwischen den Tätern; ein einheitliches Täterprofil existiert nicht. Stattdessen fanden sich auch im Hinblick auf die Tatmerkmale Unterschiede zwischen den beiden oben genannten Tätergruppen. Die Risikofaktoren unterschieden sich in einigen Bereichen zudem von denen US-amerikanischer Studien. Auf Grundlage von Faktoren, die bei allen oder einer Mehrheit von mindestens fünf Tätern zu identifizieren waren, wurde ein Erklärungs- und Entwicklungsmodell für School Shootings in Deutschland abgeleitet sowie mögliche Präventionsmaßnahmen beschrieben.
Main goals of the present study were the identification of country and cultural specific risk factors and warning signs for school shootings in Germany as well as the development of an explanatory model for these offences. Findings were to be utilized for the planning of effect¬i¬ve preventive mea¬su¬res. First, school shootings throughout the world were researched in order to define their fre¬quency and the characteristics of offenders and offences. Between 1966 and March 2009, 187 cases were identified. That is, school shootings are much more fre¬quent than was thought be¬fore. Thus, there were also new insights into characteristics of offen¬ces and per¬pe¬tra¬tors. Com¬pa¬ri¬sons yielded significant differences between German and Euro¬¬pean offences on the one hand and in other countries or continents on the other hand. There¬fore, research on Ger¬man offences is ne¬cessary. Second, leaking (announcements of offences) as a pivotal warning sign was analyz¬ed. Data originated from analyses of files of inquiry on se¬¬ven German offences bet¬ween 1999 and 2006 and were compared to two non-offenders. Ex¬¬perts were asked to assess the seriousness of the announcements. Criteria from US- Ameri¬can studies such as richness of detail or consistency were only partially applicable. Therefore, further criteria mainly with regard to content were identified. Differences between two groups of offenders in regard to characteristics and course of leaking emerged. Finally, further warn¬ing signs, risk factors and characteristics of the offences were identified for the seven offen¬ders in Germany. Data revealed lots of differences between single offenders. Hence, a con¬sistent profile of the school shooter does not exist. Instead, differences between the two groups of offenders could also be identified in regard to characteristics of the offences. More¬over, risk factors also differed from US-American findings in several areas. On the basis of factors which were identified in all or at least five offenders, an explanatory and develop¬men¬tal model was created and preventive measures deduced.