Hintergrund: Durch eine Vielzahl an Studien und auch in Meta-Analysen der letzten Dekade hat sich eine prinzipielle Überlegenheit der simultan kombinierten Radiochemotherapie mit Cisplatin belegen lassen, so dass diese Therapie bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungsstadien (Stadium III / IV) im Kopf-Hals-Bereich als Standard anzusehen ist. Der Verbesserung der Behandlungsergebnisse gegenüber steht allerdings auch eine deutliche Zunahme an Akuttoxizität. In der vorliegenden Studie wurde die Toleranz der Zytostatika Cisplatin und Carboplatin kombiniert mit simultan verabreichter Strahlentherapie bei fortgeschrittenen Karzinomen der Kopf-Hals-Region in Abhängigkeit von verschiedenen Patientencharakteristika analysiert. Material und Methoden: Es wurden die Daten von 113 Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich ausgewertet, welche im Zeitraum von 1995 bis 2008 eine Chemotherapie mit Cisplatin oder Carboplatin, kombiniert mit einer perkutanen Strahlungstherapie, erhalten hatten. Die Bestrahlung erfolgte konventionell fraktioniert (Einzeldosis 2.0 Gray pro Tag, fünf Tage die Woche, Gesamtdosierung 72 Gy pro Patient) über einen Zeitraum von sieben Wochen. Als Co-Chemotherapeutikum wurden Cisplatin (durchschnittlich 20 mg/m² pro Tag in zwei Zyklen an fünf Tagen verabreicht, n = 72) oder Carboplatin (dosiert nach AUC 6 mit einer Gesamtdosis von 145 mg pro Tag, aufgeteilt auf zwei Zyklen, n = 41) verabreicht. Untersucht wurde, ob und welche Charakteristika der Patienten mit einer höheren Rate unerwünschter Nebenwirkungen korrelieren und welchen Einfluss ausgewählte Patientencharakteristika, Nebenwirkungen der Therapie und die Wahl des Chemotherapeutika auf den Verlauf sowie auf das Überleben in dem Patientenkollektiv haben. Ergebnisse: Innerhalb der vorliegenden Studie konnte die größere Effizienz des Chemotherapeutikums Cisplatin bei der Behandlung des fortgeschrittenen Tumors der Kopf-Hals-Region nicht bestätigt werden. Auch die Vorteile einer adjuvanten Radiochemotherapie im Vergleich zur definitiven Radiochemotherapie konnte in der vorliegenden Arbeit nicht bestätigt werden. Hinsichtlich der Nebenwirkungen fiel eine geringere myelotoxische Wirkung Cisplatins auf. Weitere signifikante Unterschiede bezüglich der Verträglichkeit der verglichenen Chemotherapie-Konzepte konnten nicht festgestellt werden. Geschlechterspezifische Einflüsse und sozialökonomische Hintergründe konnten als Einflussfaktoren auf den planmäßigen Verlauf und die Effizienz hinsichtlich des Gesamtüberlebens der kombinierten Radiochemotherapie ausgeschlossen werden. Dagegen konnte bestätigt werden, dass das Patientenalter und Vorerkrankungen bei der Erstellung eines individuellen Therapiekonzeptes angesichts von der Patienten-Compliance während der Therapie und zu erwartenden Komplikationen, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Schlussfolgerung: Trotz der oft massiven akuten Nebenwirkungen sowie der potentiellen Spättoxizität der kombinierten Radiochemotherapie bleibt festzuhalten, dass die Vorteile und das kurative Potential der Therapie überwiegen. Dennoch gilt weiterhin als wichtiges Forschungsziel, das multimodale Therapieregime des fortgeschrittenen Karzinoms der Kopf-Hals-Region zu optimieren, um eine Balance zwischen Tumorkontrolle und dem Risiko akuter und später Nebenwirkungen zu halten.
Background: During the past decade many studies and meta-analyses have shown the fundamental superiority of radiochemotherapy in combination with cisplatin. This simultaneous therapy is established as standard therapy for patients with advanced cancer (stage III / IV) of the head and neck. Through, therapy results were improved, a concurrent increase of toxicity on the other hand exists. This retrospective presented study aimed to compare the tolerance of either cisplatin or carboplatin regimen in combination with radiochemotherapy for cancer in the head and neck in respect to clinical history of the patients. Materials and Methods: The data of 113 patients with locally advanced squamous cell carcinoma of head and neck that were treated with concurrent radiochemotherapy from 1995 until 2008 was evaluated. All patients received conventionally fractionated radiotherapy (single dose 2.0 Gy per day, five times a week, total dose 72 Gy per patient). The concurrent chemotherapy consisted of two courses Cisplatin (20 mg/m² per day, five times a week, n = 72) or two courses of carboplatin (AUC 6, with a total dose of 145 mg per day, n = 41). This study was investigating whether some patients’ characteristic correlates with a higher rate of side effects. Also the influence of patients’ quality of life and side effects related to the chosen chemotherapy, to the progression of therapy and the effect on cancer survival were analyzed. Results: The presented study could not confirm the higher efficiency of cisplatin in the treatment of advanced head neck cancer. Also the advantages of adjuvant radiochemotherapy compared to the definitive radiochemotherapy could not be confirmed. Cisplatin shows a significantly lower rate of myelotoxic effects. There were no other significant differences between the two therapy regimes relating to acute and late toxicity. Social economical and gender aspects showed no significant influence on the schedule and the efficacy of simultaneous radiochemotherapy. Furthermore, age and pre- existing conditions of patients play an important role in setting an individual therapy concept in respect to compliance during therapy and expected complications. Conclusion: In spite of the several acute and late side effects of the simultaneous radiochemotherapy, the benefit and the curative potential of the therapy still overweight the drawbacks. Optimization of the multimodal therapy regime for advanced head and neck cancer to keep the balance between tumor control and the risk for acute and late side effects needs to be considered.